Bitte beachten Sie: Manche Informationen sind nach einem Jahr noch aktuell, andere schon nach drei Monaten veraltet. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie gern nachfragen.

Sauerstoff nachts und bei Anstrengung

Frage
Hallo und guten Tag, ich habe CF und bin jetzt 41 Jahre alt. Leider ist meine Lufu in den letzten Jahren immer schlechter geworden, einen besonders dramatischen Einbruch der Lufu-Werte gab es in den letzten sechs Monaten (FEV 1 jetzt nur noch um die 41 % bis 45%). In Ruhe-Atmung habe ich noch eine einigermaßen gute Sauerstoff-Sättigung (um die 94%). Bei Anstrengung gerate ich aber extrem schnell aus der Puste. Es würde mir gut tun, wenn ich zu Hause einen Sauerstoff-Konzentrator hätte, ich könnte mich dann von einer besonderen Anstrengung erholen, indem ich mich dann hinlege und ca. 1 bis 2 Stunden Sauerstoff (2 Ltr./Min.) "tanke" oder auch nachts. Ich bin ein grenzwertiger Fall für die Frage Zusätzlicher Sauerstoff ja oder nein. Ich denke, die Krankenkasse würde es ablehnen angesichts der noch guten Sauerstoff-Werte in Ruhe, andererseits sind meine Blutgase aber noch nie nach einer Belastung entnommen worden, dann wäre das Bild sicher ein anderes. Nun meine Frage: Wenn die Krankenkasse einen Sauerstoff-Konzentrator ablehnt, möchte ich mir privat einen kaufen (ich weiß auch, wie teuer die Dinger sind). Spricht aus medizinischer Sicht etwas dagegen bei einer noch relativ guten Sauerstoff-Sättigung (in Ruhe) bereits Sauerstoff (2 l) nach Belastung oder auf der Arbeit zu nehmen? Ich empfinde auch geistige Tätigkeit als "Schwerstarbeit" und hätte auch gern auf der Arbeit (im Büro) ein Sauerstoffgerät. Ich glaube, mir würde es dann besser gehen und die Arbeit nicht mehr ganz so schwer fallen, wie das im Moment der Fall ist. Kann ich aus medizinischer Sicht etwas "kaputt machen", wenn ich schon so früh mit einer Sauerstoff-Langzeit-Therapie beginne? Über eine Antwort auf meine Frage würde ich mich sehr freuen.
Viele Grüße und Dank
CF-Patientin, 41 Jahre
Antwort
Guten Tag,
Eine Sauerstofftherapie ist neben Kosten auch mit möglichen Risiken (z.B. vermehrte Entzündungsreaktionen in der Lunge) verbunden, so dass der medizinische Einsatz immer eine gründliche und kritische Prüfung der Indikation voraussetzt.
Sofern noch nicht geschehen gilt es, möglichst in enger Zusammenarbeit mit Ihrer betreuenden CF-Ambulanz, die Ursache der von Ihnen geschilderten Beschwerden abzuklären. Insbesondere bei einer „dramatischen Verschlechterung“, wie von Ihnen empfunden, genügt es nicht, sich auf den „natürlichen Verlauf der CF-Erkrankung“ zu berufen, sondern es muss eine gründliche Ursachensuche (z.B. durch allgemein-internistische Abklärung) erfolgen. Auch wenn sich herausstellt, dass die Beschwerden aus einem Fortschreiten der CF-Lungenerkrankung resultieren, muss geklärt werden, ob Ihre bisherige Therapie erweitert oder optimiert werden kann. Sauerstoff kann dabei nur ein möglicher Bestandteil eines ganzheitlichen Behandlungskonzepts sein.
Die meisten Studien zur Sauerstofflangzeittherapie wurden an Patienten mit chronischer Bronchitis (COPD) durchgeführt und sind nur mit Vorbehalt auf CF-Patienten zu übertragen. Gesicherte Indikation ist tatsächlich nur eine schwere Gasaustauschstörung in Ruhe oder unter Belastung.
Bei normalen Ruhegasen aber subjektiven Beschwerden unter Belastung, wie von Ihnen geschildert, sollten Sie tatsächlich auch eine Belastungsuntersuchung, ggf. mit gleichzeitiger Messung der Herz- und Lungenfunktion durchführen lassen. Manchmal kann es von Vorteil sein, eine gründliche Abklärung im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthalts in einer spezialisierten Einrichtung durchzuführen. In Abhängigkeit von den Ergebnissen wird der behandelnde Arzt entscheiden, von welchen Maßnahmen sie besonders profitieren können. Erst wenn er die medizinische Indikation zu einer ambulanten Sauerstofftherapie stellt, sollte die Kostenübernahme bei der zuständigen Krankenkasse beantragt werden. Von einer Selbstmedikation mit Sauerstoff ist neben den relevanten Kosten auch aufgrund potentieller Nebenwirkungen dringend abzuraten!
Mit freundlichen Grüßen
TO Hirche
09.10.2007
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Tim O. Hirche
Ergänzend möchten wir darauf hinweisen, dass die empfohlene
internistisch/pneumologische Abklärung unbedingt auch eine Messung der
Sauerstoffsättigung während des Nachtschlafs beinhalten sollte. Trotz
normaler Sauerstoffsättigung in Ruhe und/oder Belastung können nachts
vermehrte Episoden mit Entsättigung bestehen die eine nächtliche
Sauerstofftherapie notwendig machen.