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Dauerantibiose, wie hoch dosiert? Womit? Wechselnd AB?

Frage
Guten Tag, wir haben uns jetzt entschieden, auf Anraten der Ambulanz, eine Dauerantibiose bei unserer Tocher ( 15 Monate), zumindest über die Wintermonate, durchzuführen?
Welche Antibiotika nimmt man dafür?
Muss man die Antiobiose zwischendurch wechseln, wegen der Gefahr von Resistenzen?
Wie hoch dosiert wendet man sie an? In der Standartdosierung?
Wegen eines Staphylokokkos aureus im Abstrich haben wir mit Cephazolin begonnen, dann nach 4 Wochen auf Grüncef gewechselt, worauf der Staph jetzt auch nicht mehr nachweisbar ist. Sie wiegt ca. 11Kg und bekommt 2 mal/die 250mg?
Halten sie das so für sinnvoll?

Danke für ihre Mühe.
Antwort
Guten Tag,

Strategien zur Verhinderung einer Lungenschädigung durch Problemkeime bei kleinen Kindern mit Mukoviszidose unterscheiden sich und sie werden teils kontrovers diskutiert.
Grundlegend ist jedoch festzustellen, dass die konsequente Nutzung von Antibiotika ein wesentlicher Grund für die erhebliche Verbesserung der Verläufe mit Mukoviszidose in den letzten Jahrzehnten ist. Der Nutzen von Antibiotika ist bei Mukoviszidosekindern in der Regel größer, als das Risiko möglicher Nebenwirkungen. Unseren Weg fassen wir daher gerne wie folgt zusammen: Ziel ist nicht das Verhindern von Antibiotika, sondern das Verhindern von Schäden und Narben auf der Lunge.
Wenn Ihr Kind nicht pseudomonasbesiedelt ist, wird recht einvernehmlich eine 2-4 wöchige Antibiotikatherapie z.B. mit staphylokokkenwirksamen Antibiotika empfohlen, wenn Ihr Kind einen Atemwegsinfekt, vermehrten Husten und/oder Schleim hat. Gerne sehen wir, wenn vorher ein tiefer Rachenabstrich oder Sputum gewonnen wird, zumindest aber dann, wenn die Antibiotika primär nicht gut ansprechen.
Wenn Ihr Kind mit Pseudomonaden dauerbesiedelt ist, wird in den meisten deutschen Zentren eine 2 x tägliche Antibiotikainhalation mit Tobramycin oder Colistin als Dauertherapie empfohlen sowie regelmäßigere i.v.-Antibiotikazyklen bzw. orale Antibiosen mit Ciprofloxacin – bei gleichzeitigen Colistin Inhalationen.

Ihre 15monatige Tochter wird jedoch eher nicht dauerbesiedelt mit Pseudomonas aeruginosa sein. Daher vermute ich, dass sich Ihre Frage auf eine staphylokokkenwirksame Langzeitantibiose richtet.
Manche CF-Kleinkinder erkranken in den Wintermonaten so häufig an Atemwegsinfekten, dass eine Langzeitantibiose sinnvoll sein kann. Einige Zentren hatten im Vorfeld allen CF-Kindern und Erwachsenen eine Dauerantibiose gegeben, unabhängig von den klinischen Beschwerden und von der Keimbesiedlung. Patienten, die so behandelt wurden, hatten statistisch gesehen seltener Atemwegssymptome und die Häufigkeit von Krankenhauseinweisungen war geringer. Unterschiede der Lungenfunktion waren jedoch nicht nachzuweisen. Außerdem zeigten beispielsweise Studien von Ratjen et al. (Pediatric Pulmonology 2001; 31:13-16) dass Patienten mit einer derartigen Dauer-Prophylaxe statistisch gesehen ein höheres Risiko für eine frühere Pseudomonasbesiedlung der Lunge haben.
Zusammenfassend ist eine sehr niedrige Schwelle zum Einsatz von Antibiotika sinnvoll. Sie sollten bei CF über verlängerte Zeiträume von 2-4 Wochen verabreicht werden. Eine generelle Empfehlung zur Langzeit-Antibiotikaprophylaxe ist jedoch nicht zu stellen; in Einzelfällen kann dies - z.B. über einen beschränkten Zeitraum, bei wiederholtem Problemkeimnachweis und/oder erhöhten Entzündungswerten - jedoch erwogen werden. Wenn längerzeitig Antibiotika gegeben werden, kann der gelegentliche Wechsel der Antibiotika sinnvoll sein, um Resistenzen zu verhindern. In Deutschland gängige Antibiotika sind z.B. Cefadroxil, Cefaclor, Cefuroxim, Amoxy-Clavulansäure oder Cotrimoxazol (als 2te Wahl). Dosierungsempfehlungen können z.B. aus dem aktuellen CF-Manual von Ballmann und Smaczny (UNI-Med 2008) entnommen werden.

Dr. Jochen Mainz
02.11.2009
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Jochen G. Mainz