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inhalative Kortisontherapie

Frage
Liebes Experten-Rat-Team!

Im Zuge eines Behandlungszentrumswechsels vor 6 Monaten und eines aktuellen recht langwierigen Infektes habe ich eine Frage bzgl. einer bedarfsorientierten inhalativen Kortisontherapie: Seit etwa 5 Jahren war ich in meinem "alten" Behandlungszentrum auf 2 Hübe/d Budesonid 400 eingestellt. Im neuen Behandlungszentrum wurde der Sinn dieser Inhalationstherapie nicht gesehen (ich habe keine asthmatische Symptomatik oder Allergien, FEV1 bei 65%) und wir besprachen, das B. abzusetzen, was auch gut klappte (keine Verschlechterung der LuFu-Werte, auch keine subj. Verschlechterung). Seit Anfang Dezember leide ich jetzt jedoch unter einer bakteriellen Infektion (Staph. A.), die im Zusammenhang mit der aktuell sehr kalten Witterung in meinen Augen zu einem extrem empfindlichen Bronchialsystem führt. Mich interessiert nun, ob es Erfahrungen damit gibt, Budesonid zum Beispiel wochenweise "um einen Infekt herum" zu verabreichen, um das angegriffene Bronchialsystem etwas "zu beruhigen". Oder würden eher bronchialerweiternde Medikamente empfohlen, ggf. auch schnell wirkende, die ich nicht in meinem Medikamentenreperetoir habe (ich inhaliere Oxis als langwirksamen Bronchienerweiterer)?

Vielen Dank!
Antwort
Liebe Fragestellerin, lieber Fragesteller
Herzlichen Dank für diese äusserst interessante Frage. In der Tat gibt es keine guten Studien, welche den Nutzen von inhaliertem Kortison bezüglich Infekten bei CF zeigt. Eine grössere englische Studie konnte sogar zeigen, dass es „sicher“ ist, wenn man CF-Patienten, welche mit Kortison inhaliert haben, diese absetzt, und es zu keinen vermehrten Infekten oder anderen Lungenproblemen kommt. Somit ist der heutige Stand der Irrtums wirklich der, dass auch CF-Betroffene nur Kortison inhalieren sollten, wenn sie ein Asthma haben. Somit empfehlen auch wir unseren Patienten, wenn sie keine Asthmakomponente haben, das topische Steroid abzusetzen und nur mit einem langwirksamen bronchialerweiternden Medikamenten (beta2-Mimetika) zu inhalieren. Bezüglich des Oxis ist es so, dass die Wirkung zwar lange anhält aber ebenso schnell eintritt wie zum Beispiel beim Salbutamol (Ventolin). Somit gibt es keinen Grund, zusätzlich ein anderes Beta2-Mimetika zu inhalieren. In Analogie zu einer anderen chronischen Lungenkrankheiten (COPD= Raucherlunge) setzten wir bei unseren Patienten jeweils neben Oxis noch das relativ neue Tiotropium (Spiriva) ein. Dies wirkt auf einem anderen Mechanismus ebenfalls erweiternden auf die Bronchialmuskulatur (Anticholinergikum). Allerdings gibt es hier keine Daten bei CF, aber bei COPD-Patienten konnte doch gezeigt werden, dass die Infektrate deutlich tiefer ist. Somit kann ich Ihnen nur empfehlen, allenfalls Ihre CF-Ambulanz auf ihre Meinung bezüglich Tiotropium anzusprechen und einen Infekt, wie Sie dies sicher tun, möglichst rasch mit einem Staph-Wirksamen Antibiotikum zu behandeln.

Mit freundlichen Grüssen
Dr. med. Markus Hofer
Adulte CF-Sprechstunde
UniversitätsSpital Zürich
13.01.2010
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Markus Hofer