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Staphylococcus aureus

Frage
Guten Tag,

bei unserer Tochter (13 Monate) wurde der Keim Staphylococcus aureus im Rachenabstrich nachgewiesen.

Sie hat ihn - seit ihrer Diagnose vor 10 Monaten - nun zum zweiten Mal. Außer, dass sie verschleimt ist, diesen aber sehr gut abhusten kann, hat sie keinerlei (Infekt-)Symptome. Wir inhalieren täglich zweimal mit NaCl und Salbutamol sowie Atrovent.

Unsere Ambulanz sieht keine Notwendigkeit ein Antibiotika zu geben. Als der Keim jedoch zum ersten Mal auftrat, hat unser damaliger Ambulanzarzt GrünCef verordnet. Mittlerweile gab es einen Arztwechsel.

Ist es nun ok, dass sie kein Antibiotika einnimmt?

Bekommt sie den Keim wieder los?

Ist dieser als "gefährlich" einzuschätzen?

Und wie kann sie diesen Keim bekommen, zumal wir keine Haustiere haben und sie auch mit keinem Tier in Kontakt war?

Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns o.g. Fragen beantworten könnten.

Besten Dank für Ihre Mühe!
Antwort
Hallo,

Sie fragen an, ob bei Ihrer 13 Monate alten Tochter, bei der jetzt zum zweiten Mal der Keim Staph. aureus nachgewiesen wurde, eine Antibiotikatherapie notwendig ist oder ob diese, wie von Ihren jetzigen Ambulanzarzt vorgeschlagen, unterbleiben kann. Bei dem Erstnachweis von staph. aureus hatte der damalige Ambulanzarzt eine Behandlung mit Grüncef angeordnet. Sie berichten weiterhin, dass ihre Tochter verschleimt sei, den Schleim aber unter der derzeitigen Inhalationstherapie mit Kochsalz , Salbutamol und Atrovent aber gut abhusten könne.

Die Besiedlung der Atemwege mit Staph. aureus wird von den Fachleuten bei CF-Patienten unterschiedlich bewertet. Es gibt Zentren, in denen bei einem entsprechenden keimnachweis immer eine Antibiotikatherapie erfolgt. Andere Zentren machen den Antibiotika-Einsatz von dem klinischen Befund und eventuell auch begleitenden Laborwerten abhängig. Da Sie berichten, dass Ihr Kind verschleimt sei, muss davon ausgegangen werden, dass eine vermehrte typische Schleimbildung eines Mukoviszidose-Kindes bei Ihrer Tochter vorliegt. Bei einem 13 Monate alten Cf-Kind, ist es das Ziel der Therapeuten möglichst einen normalen Lungenbefund zu haben und zu erhalten. Das heißt , dass eine vermehrte "Verschleimung" nicht erwünscht ist und mit therapeutischen Maßnahmen möglichst unterbunden werden sollte. Ohne Ihre Tochter persönlich zu kennen , würde ich daher auf Grund Ihrer Schilderung eine erneute Antibiotikatherapie vorschlagen.

Man muss sich aber auch darüber im Klaren sein, dass bei vielen CF-Patienten trotz wiederholter Antibiotikatherapien immer wider Staph. aureus nachgewiesen wird. Es gibt also auch so genannte Dauerbesiedlungen mit Staph. aureus. Dann ist es um so wichtiger genau auf die Klinik [gemeint ist: das klinische Bild] zu achten und hiervor das zu wählende Therapieregime abhängig zu machen. In dieser Situation ist es wichtig , dass sich Eltern und Therapeuten auf ein für alle Beteiligten akzeptables mehr oder weniger aggressives Therapieverhalten einigen.
Staph. aureus ist ein so genannter Umgebungskeim, der bei allen Menschen zum Beispiel auch auf der Haut vorkommt. Letztendlich kann man sich nicht gegen eine Besiedlung der Atemwege durch diesen Keim schützen, wenn man ein einigermaßen normales menschenwürdiges Leben führen will.
Der keim hat das Potential, Schäden an der Lunge herbei zu führen. Daher sollte man ihn zumindest dann behandeln, wenn klinische Symptome es notwendig erscheinen lassen.
Ich denke, es ist ganz wichtig, dass Sie das Thema ganz offen mit Ihrem Ambulanzarzt besprechen und sich dann auf eine gemeinsame Strategie einigen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt
08.12.2010
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt