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Klebsiella pneumoniae

Frage
Mein Sohn ist jetzt 7 Monate alt. Die Diagnose stand im November 2010 fest nach einer richtig schweren Phase mit Atelektase und Lungenentzündung. Danach und bis heute geht es ihm sichtbar gut und er ist sogar übergewichtig. Seitdem gaben wir ihm prophylaktisch Unacid. Ende Januar dann wurden Klebsiella-Bakterien festgestellt und das Antibiotikum umgestellt auf Cefuroxim. Heute zeigte der aktuelle Abstrich, dass sich die Klebsiella nicht vermindert, sondern sogar vermehrt haben und es wurden 2 Stämme nachgewiesen. Unsere Ambulanz meint, die Keime sind "nicht krankheitsrelevant" und doch besteht man auf der Antibiotikagabe. Dass war die einzige Auskunft und meine Fragen an die Ambulanz waren offensichtlich unerwünscht. Es ist sehr widersprüchlich. Auf Grund des Antibiogramms sollten die Keime sowohl sensibel ggü. Unacid als auch Cefuroxim sein, allerdings beweist der Abstrich das Gegenteil. Die Vermehrung dieser fakultativ pathogenen Keime müsste doch bei weiterer Vermehrung wieder eine Lungenentzündung wahrscheinlich machen (allein schon wegen des Ammoniaks), vor allem wenn ein Virus dazukommt oder das Immunsystem durch die fortlaufende Antibiotikagabe geschwächt wird? Geht man davon aus, dass die Keime nicht in der Lunge sind und falls ja, worauf könnte dies begründet sein? Kann man eigentlich mit Ribomunyl unterstützend behandeln? Vielen Dank im Voraus!
Antwort
Guten Tag,
die Antwort auf Ihre Frage fällt nicht sehr leicht. Klebsiellen sind ubiquitär vorkommende Bakterien, die zur Normalflora u.a. in den Atemwegen gehören. Es ist andererseits aber auch bekannt, dass Klebsiellen (z.B. Klebsiella pneumoniae) Lungenentzündungen hervorrufen können. Die beiden Fakten nun gegeneinander abzuwägen ist nicht leicht. Sicher wird die Dauerbehandlung mit den von Ihnen angegebenen Antibiotika mit dem Ziel, die im Zusammenhang mit CF wesentlich mehr gefürchtete Infektion mit Staphylokokkus aureus zu verhindern, das Spektrum der normalen Standortflora verändern. Möglicherweise wurden deshalb die Keime selektiert, d.h. sie konnten sich nur deshalb so vermehren und in den Vordergrund drängen, weil andere Keime durch das Antibiotikum zurückgedrängt wurden. Die Frage, warum diese Keime nicht komplett durch die eigentlich wirksamen Antibiotika eradiziert werden, lässt sich wahrscheinlich damit beantworten, dass die Antibiotika-Dosis, die Sie geben nicht der einer hochdosierten Antibiotikatherapie entspricht. Es gibt, vor allem auch bei CF-Patienten, Regionen des Körpers, in denen die Dosis eines eher prophylaktisch verabreichten Antibiotikums nicht ausreicht, um immer alle Keime abzutöten, was dazu führt, dass einige Keime dort überleben und selektiert werden. Aber auch wenn man diese Klebsiellen eradizieren würde, so wären es dann wohl andere Keime, die man als Besiedelung sehen würde. Ganz keimfrei bekommt man die Schleimhäute wohl nie. Natürlich darf man die Frage, ob diese Keime nicht plötzlich zum Problem für Ihr Kind werden können, nicht verneinen. Hier ist wie immer bei solchen Patienten Vorsicht geboten und es ist wichtig, die Kontrolle des Rachenabstrichs fortzuführen. Dass Sie hier nun 2 Klebsiella-Stämme haben, muss aber nicht unbedingt gleich negativ gesehen werden, es sollte aber kontrolliert werden. 2 Keime könnte auch bedeuten, dass im Körper gehemmte Bakterien auf der künstlichen Agar-Platte der mikrobiologischen Diagnostik wieder wachsen, sich aber im Körper aufgrund der Antibiotika-Hemmung nicht gegenander durchsetzen konnten. Wie ich heraushöre, stellt sich bei Ihnen damit aber wohl schon die Frage nach dem Sinn der Fortsetzung der antibiotischen, Staphylokokken-wirksamen Behandlung? Fakt ist, dass kleine CF-Kinder (z.B. < 1 Jahr) offensichtlich davon profitieren. Sie haben weniger Staphylokokken-Infektionen, allerdings sind auch noch viele Fragen unbeantwortet. Es ist aber in Ordnung, wenn man im Interesse der Kinder eine solche Strategie verfolgt, wie in Ihrer CF-Ambulanz. Wenn Ihr Kind außer der ersten Episode keine weiteren bakteriell verursachten Lungeninfektionen hatten, so ist das sicherlich auch auf das Antibiotikum zurückzuführen. Da damit das Ziel erreicht wurde, würde ich unter der bereits oben angemerkten Kontrolle des Rachenabstrichs die Behandlung forsetzen.
Ob ein sogenanntes multibakterielles Immuntherapeutikum wie Ribomunyl® mit abgetöteten, nicht mehr vermehrungsfähigen Keimen hier Abhilfe schaffen kann, kann ich nicht beantworten. Meiner Kenntnis nach gibt es derzeit keine gesicherten Studien, die einen Vorteil für ein derartiges Immunstimulanz in einer solchen Situation belegen.
Mit freundlichen Grüßen
Olaf Sommerburg
08.03.2011
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Olaf Sommerburg