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CF-Arthropathie

Frage
Sehr geehrtes Expertenteam,

wie kann man eine CF-Arthropathie diagnostizieren bei Kindern?
Meine Tochter ist 9 Jahre CF und leidet sehr unter Gelenkschmerzen, benötigt einen Reha-Jogger bei weiten Strecken.

Mit freundlichen Grüßen und Dank

leomax75

Antwort
Hallo,
Sie berichten, dass Ihre 9-jährige Tochter unter starken Gelenkbeschwerden leidet und zur Bewältigung größerer Strecken einen Reha-Jogger benötigt. Sie fragen an, wie man bei Cf-Kindern eine CF-Arthropathie diagnostizieren kann.
zunächst ist zu sagen, dass es verschiedene Erscheinungsformen von Gelenkbeschwerden bei Cf-Patienten gibt.

1) Hypretrophe pulmonale Osteoarthropathie
Hierbei handelt es sich um Veränderungen an den langen Röhrenknochen, an
Den Fingerendgliedern ( Ausbildung von Trommelschlegelfingern ) und
Symmetrisch auftretende Knochenschmerzen mit Gelenkschwellungen, und
Funktionseinschränkungen der Gelenke ( Hand-, Fuß-, Kniegelenke).
Diese Probleme treten meist erst bei fortgeschrittener Lungenerkrankung ( bei
latentem oder manifestem Sauerstoffmangel ) auf und sind meist nach
erfolgreicher Lungentransplantation rückbildbar. Man findet im Röntgenbild
typische Veränderungen. Es gibt für diese Problematik keine typischen
Laborwerte.

2) Episodische ( akute ) Arthritis
Hierbei handelt es sich in erster Linie um eine typische so genannte "CF-
Arthritis". Hierbei handelt es sich in der Regel um ein akutes Krankheitsbild.
Die Gelenkbeschwerden treten asymmetrisch auf und betreffen kleine oder
Große Gelenke. Die Beschwerden halten meist nur zeitlich begrenzt 7 bis 14
Tage an. Es wird vermutet, dass die Gelenkreaktionen durch so genannte
Immunreaktionen ausgelöst werden, die durch die chronische bakterielle
Entzündung in der Lunge bedingt sind.
Diagnostisch ist dabei wenig zu finden. Im Röntgen kann man
Weichteilschwellungen oder Ergüsse erkennen. Laborchemisch findet man
Negative Befunde für die Rheumafaktoren, ganz vereinzelt können so
Genannte Immunkomplexe ( ANCA) positiv sein.
Als Therapie sollten Schmerzmittel eingesetzt werden. Von entscheidender
Bedeutung ist eine aggressive Antibiotikatherapie.

3) Medikamenten assoziierte Arthritis,
Eine solche Gelenkreaktion kann gesehen werden bei extrem hoher Dosierung
der Pankreasenzyme ( Bild wie bei Gicht ). In der Regel findet man dann auch
erhöhte Blutwerte für Harnsäure. Ebenso kann es unter der Behandlung mit so
genannten Gyrasehemmern ( Antibiotika=Chinolone ) während der Therapie
zu symmetrisch auftretenden Gelenkschmerzen kommen, die nach Absetzen
der Medikamente in der Regel verschwinden.
Labordiagnostisch findet man keine typischen Befunde. vereinzelt können
Positive Rheumafaktoren und/oder zirkulierende Immunkomplexe gefunden
werden.
Bei Auftreten entsprechender Beschwerden sollten die Antibiotika umgehend
abgesetzt werden. bei erhöhter Harnsäure muss die Pankreasenzymdosierung
überprüft werden.

Die so genannte CF-Arthropathie ( No.2) kann also durch keine typischen Laborergebnisse diagnostiziert werden. Sie ist vielmehr das Ergebnis einer Ausschlussdiagnostik. Ich möchte daher vorschlagen - da ihre Tochter ja wohl schon seit einiger Zeit über massive Beschwerden klagt, dass Ihre Tochter einem erfahrenen Rheumatologen vorgestellt wird. Wenn dieser keine typischen für Rheuma sprechenden Befunde findet, so sollten Sie mit Ihren Cf-Ärzten eine intensivierte Antibiotikatherapie besprechen.

Wir wünschen ihnen und Ihrer Tochter alles Gute und hoffen, dass die Gelenkprobleme erfolgreich behandelt werden können.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt
13.03.2011
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt