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Nasenpolypen

Frage
Liebes Expertenteam,
bei unserer Tochter - 3 1/2 Jahre alt - wurde im Dezember letzten Jahres CF diagnostiziert. Ihr Hauptproblem liegt an Nasenpolypen. Diese wurden im Dez. l. J. operiert (Ausräumen einer massiven endonasalen Polyposis, Herstellung eines großen Kiefernhöhlenfensters mit mittleren Nasengang und Ausräumen polypösen Materials aus der Kiefernhöhle). 4 bis 6 Wochen nach der Op. waren die Polypen in ursprüngl. Größe wieder da. Seidem ist eine Nasenatmung vollständig ausgeschlossen. Bisher ist es den beh. Ärzten nicht gelungen, dieses Problem in Griff zu kriegen. Behandelt wird unsere Tochter seit ca. 4 Wochen mit "Rhinisan". Eine Besserung ist jedoch nicht in Sicht. Eine weitere Operation wollen wir derzeit bei unserer Tochter (nach Möglichkeit) nicht durchführen lassen. Wir haben Angst davor, dass auch eine zweite Operation nicht für längere Zeit erfolgversprechend ist. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es noch bzw. könnten Sie uns vorschlagen? Gibt es im Raum Krefeld (bzw. Umkreis) Fachärzte, die sich auf diese Nasenpolypenprobleme bei CF Patienten spezialisiert haben oder gut auskennen?
Vielen Dank im Voraus.


Antwort
Liebe Familie,

bei CF kann es auch bei kleinen Kindern schon zur ausgeprägten Polyposis nasi (Nasenpolypen) kommen. Sie müssen unterschieden werden von den häufig fälschlich als „Polypen“ genannten Adenoiden Vegetationen (Rachenmandel). Rachenmandelwucherungen als Zeichen einer Lymph-Aktivierung spielen bei Kleinkindern eine große Rolle mit Verlegung der oberen Atemwege und sie sind häufigerer Grund für HNO-Operationen.

Echte Polypen sind glasig gräuliche Wucherungen der Schleimhaut, die oft aus den Nasennebenhöhlen herauswuchern und dabei, wie bei Ihrer Tochter auch die Nasengänge komplett verlegen können. Sie kommen bei ca. 6% der Gesamtbevölkerung vor und hier v.a. im Erwachsenenalter. Demgegenüber sind bis über 40% der CF-Patienten betroffen. Auch hier haben mehr CF-Erwachsene Polypen, aber auch Kleinkinder können sie aufweisen, gelegentlich auch als erstes Symptom, das zur CF-Diagnosestellung führt.

Die Entfernung von echten Polypen bei CF Patienten ist von hohen Rückfallraten gefolgt, weil durch eine OP nicht der Chloridkanaldefekt in der Schleimhaut behoben wird. Besonders hohe Rückfallraten treten auf, wenn nur eine Abtragung der herausragenden Polypenanteilen erfolgte.

Bei Ihrer Tochter erfolgten weiterreichende Operationen in die Nasennebenhöhlen mit Ausräumen der Polypen „von der Wurzel“ und der schnelle ausgeprägte Rückfall ist in dieser Ausprägung ungewöhnlich.
Wir versuchen dem mit Nutzung topischer Steroide (niedrigdosiertes Kortison als Nasenspray) seit der Frühphase nach der OP vorzubeugen und wir haben den Eindruck, dass dies oft gelingt. Rhinisan (Triamcinolon) gehört zu dieser Gruppe und es hat bei Ihrer Tochter offensichtlich nicht geholfen.

Das schnelle und so ausgeprägte Widerauftreten bei Ihrer jungen Tochter ist ungewöhnlich.
und ich werde es mit HNO-Kollegen diskutieren und eine 2te Rückmeldung geben.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. J. Mainz

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12.10.2011:
Guten Tag!

Hier nun mein zweiter ergänzter Antwort Text:

Ich hatte zwischenzeitlich zwei HNO-Spezialisten mit besonderem Engagement für CF befragt (Dr. Kasper Aanaes vom CF-Zentrum des Rigshospitalet in Kopenhagen und Prof. Ingo Baumann, HNO Klinik der Universität in Heidelberg.
Beide sagten, dass sie keine anderen Ideen haben, als eine erneute und weitergehende Operation (Ausräumen der Siebbeinzellen = Sinus ethmoidales, aus denen Nasenpolypen oft herauswachsen...).
Meine weiterreichende Literaturrecherche hat hier auch keine erfolgsversprechenden Lösungen für die Fragestellung ergeben.
Zwar wurde Ibuprofen, Zithromax, systemisches Kortison u.v.a. diskutiert, nie aber mit unbedenklichem Erfolg.

Viele Grüße,
Jochen Mainz

06.09.2011
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Jochen G. Mainz