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Beschwerden im Nasenbereich

Frage
Liebes Experten-Team,

unsere Tochter, 3 Jahre alt, hatte seit Oktober 2011 (Einführung in die Kinderbetreuung) bis Anfang Januar 2012 starke Infekte der oberen und unteren Atemwege, die jedesmal mit Antiobiotika behandelt wurden.
Anfang Dezember 2011 wurden ihr Paukenröhrchen (dauerhafte) eingesetzt. Man sagte uns, dass das entfernte Sekret nicht anders aussah als bei anderen Kindern, zur Keimbesiedlung wurde keine Aussage getroffen.
Nachdem sich Anfang 2012 ihr Zustand besserte und sie kein weiteres Antibiotikum bedarf, tritt nun wieder vermehrt gelb/ grüner Schleim in der Nase auf.
Vor 2 Tagen waren wir beim HNO zur Nachuntersuchung der Paukenröhrchen. Die Ärztin diagnostizierte uns vermehrte Schleimbildung, eitrigen Ausfluss sowie Wucherungen, konnte sie aber nicht erkennen.
Auf die Frage, was man vorbeugend und lindernd tun könnte, verwies sie uns auf ein Sanitätshaus, da sollten wir uns mal erkundigen. Wiedervorstellung soll in 14 Tagen sein.

Derzeitige Therapie bezogen auf die Atemwege:
morgens:
Pari Junior Boy Babymaske oder Mundstück, 4 ml 3%iges NaCl + 3 ggt SalbuHexal; 2,5 ml Ambroxol
nachmittags:
e-Flow Mundstück, 5 ml 0,9%iges NaCl + 3 ggt SalbuHexal; 2,5 ml Ambroxol
abends:
nebula Rhinowash (aus Eigeninitiative zum Ausprobieren angeschafft) mit 10 ml 0,9iges NaCl; Pari Junior Boy Babymaske oder Mundstück, 4 ml 3%iges NaCl + 3 ggt SalbuHexal
nachts: nach Bedarf

Unsere Frage:
Was können wir tun, um endlich den Infekt in den oberen Atemwegen beseitigen zu können? Wäre ein Abstrich bzw. eine Untersuchung des Nasenschleims hinsichtlich der Keimbesiedlung ratsam? Gibt es spezielle Mittel um gezielt zur Keimbeseitigung im Nasenbereich beitragen zu können? Ab welchem Alter ist die Anwendung von Cortisol und/ oder Pari Sinus zu empfehlen?

Wir befürchten, dass bei dem anhaltenden Zustand der Infekt wieder auf die Lunge schlägt und würden dies gerne vermeiden.

Vielen Dank im Voraus für die Antwort.

Mit freundlichen Grüßen
Antwort
Liebe Familie.

Infekthäufungen bei Eingliederung in den Kindergarten sind für die allermeisten Kinder typisch. Die meist zugrunde liegenden Virusinfekte führen bei Mukoviszidose jedoch oft zu länger anhaltenden Beschwerden der Atemwege mit schleimigem Schnupfen und Husten (sehr oft in dieser Reihenfolge). Die anderen Kinder sind nach 3-7 Tagen den Virusinfekt ohne Medikament los; bei CF kommt es unter dem Virusinfekt jedoch zur Vermehrung von Bakterien in den Atemwegen, die sich hier durch die gestörte Selbstreinigung im zähen Sekret halten können. Eine häufige Antibiotikagabe ist dann bei CF notwendig, um Narbenbildung in der Lunge zu verhindern. Dabei hat die großzügige und verlängerte Antibiotikagabe erheblich zur dramatischen Verbesserung der Prognose mit CF beigetragen, so dass Sie nicht Angst vor Antibiotikagaben haben müssen; in der Regel überschreitet bei CF der Nutzen bei weitem mögliche Risiken.

Mittelohrentzüdungen erwarten wir bei CF-Patienten nicht häufiger, als ohne Mukoviszidose. Dies steht im Gegensatz zur angeborenen Flimmerhärchensörung (primäre Ziliendyskinesie = PCD), die, wie CF durch eine gestörte Selbstreinigung der Atemwege gekennzeichnet ist. Bei PCD ist die Ohrbeteiligung ein Leitsymptom.

Auch im Ohrbereich kann eine Pseudomonasbesiedlung (auch isoliert) vorliegen, nicht nur bei CF und PCD. Daher sollten bei offenem Trommelfell – hier wegen des Paukenröhrchens – wiederholt Abstriche mit gezielter längerer mikrobiologischer Anzucht in der Mikrobiologie erfolgen.

Sie fragen nach Therapieoptionen.

Zur Schleimmobilisierung bei Sekretproblemen der oberen Atemwege sind Nasenspülungen sinnvoll, die im Vorschulalter und bei Menschen, die mit Standard Nasenduschen á 125ml/Nasenseite ein Problem haben mit Nasen-Verneblern erfolgen können. Das von Ihnen angeschaffte Rinowash (Fa. Truma) ist, wie auch der Rhinoclear (Fa. Flores) mit einem herkömmlichen (z.B. Pari) Vernebler kombinierbar und bringt größere Salinemengen (0,9 – ca. 2%ige NaCl Lösung) schnell in die oberen Atemwege (s. Anleitungen im Internet). Wir empfehlen diese kompressorgestützten Nasenspülungen bei Kindern mit Sekretproblemen ab dem Alter von 1 Jahr (!).

Wenn die Nase immer wieder zu ist, kann ein Nasenspray mit sehr geringer Kortisonmenge als längerzeitige Therapie sinnvoll sein (z.B. Avamys, Nasonex, Budenasal,… teils erst ab 6 J zugelassen, trotzdem auch bei Kleinkindern gut zu vertreten).

Mit dem Pari Sinus kann in der Regel erst erfolgreich ab dem Schulalter inhaliert werden (s. Anleitungen im Internet).

Vielleicht kann auf das Paukenröhrchen bald verzichtet werden. Ob es bei CF und PCD förderlich ist oder nicht, wird kontrovers diskutiert und vielleicht eines Tages in Studien genauer untersucht.

Wichtig ist, dass wir als höchstes Ziel nicht das Vermeiden von Antibiotika sehen, sondern das Vermeiden von irreparablen Lungeschädigungen. Ein Kieler CF Leiter sagte den Eltern, „das Antibiotikum ist der Freund Ihres Kindes“ und wenn man die genannte dramatische Verbesserung der Verläufe unter großzügiger Antibiotikanutzung sieht, hatte er wohl Recht.

Mit all diesen Werkzeugen und dem immer trainierteren Immunsystem Ihres Kindes kann diese Zeit bewältigt werden, so dass nicht jeder Virus ein längeres Problem darstellen muss.

Mit den besten Grüßen,
Jochen Mainz
20.02.2012
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Jochen G. Mainz