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9 Jahre nach LTX ich will ein Kind!

Frage
Hallo..

Ich bin 35 Jahre alt und wurde 2003 wegen cf Lungentransplantiert. nun moechte ich und mein Partner ein Kind..

Ich habe seit der LTX gar keine Probleme keine einzige Abstossung und mir geht es sehr sehr gut..

Meine Medis sind: prograf , cellcept, cortison 5 mg, pantrozol 40mg und einige Vitamine wie Eisen Manesium und Vitamin d..

auch mit meinen Medis habe ich gar keine PRobleme und vertrage alles sehr gut..

ist es moeglich??? kam es schon vor?? dass eine Lungentransplantierte ein Kind bekommen hat?? und wie ist es ausgegangen?? ich wuensche es mir soooo sehr...

ich danke Euch fuer eure baldige Antwort.
Antwort
Sehr geehrte Fragestellerin,

Herzlicher Dank für Ihre Frage bezüglich Kinder nach Lungentransplantation. Ich kann Ihren Wunsch sehr gut verstehen und auch nachvollziehen. Allerdings gibt es doch einige Dinge, die gerade in Ihrer Situation gut überlegt werden müssen.

Natürlich freut es mich, dass es Ihnen 9 Jahre nach Lungentranplantation so gut geht und Sie keine schweren Komplikationen haben. Dass es Ihnen so gut geht, hängt sicher auch mit Ihrer aktuellen Medikation zusammen und diese weisen leider ein gewisses Risiko für den Embryo und den Fötus auf. Die meisten Medikamente, welche nach Lungentransplantation eingenommen werden, sind nicht getestet, ob der Embryo/Fötus nicht einen Schaden davon trägt. Es ist auch nicht bekannt, ob diese Medikamente nicht generell auf die später Entwicklung des Kindes einen negativen Einfluss haben könnten. Um zu verhindern, dass Ihre Lunge abgestossen wird, müssen Sie sogenannte immunsuppressive Medikamente einnehmen. Es ist durchaus möglich, dass diese Medikamente generell einen Einfluss auf die Entwicklung des Immunsystems des Kindes haben werden. Diesbezüglich gibt es aktuell noch keine verlässlichen Daten. Es ist ebenfalls denkbar, dass diese Medikamente langfristig Ihrem Kind, auch wenn es gesund auf die Welt kommt, geschadet haben. Auch hier fehlen Daten. Allerdings ist in der Literatur ein Fall von einem Kind nach einer Herz/Lungentransplantation beschrieben, welche mit einem bösartigen Tumor auf die Welt gekommen ist.

Neben dem sogenannten Kindswohl stellt sich aber natürlich auch die Frage nach Ihrem Wohl. Die Schwangerschaft stellt auch ein erhöhtes Risiko für Sie sowohl kurzfristig als vor allem auch langfristig dar. Allfällige Infektionen wird man auf Grund der Schwangerschaft, um dem Kind nicht zu schaden, weniger „aggressiv“ behandeln können, und es ist durchaus denkbar, dass Sie nach der Geburt des Kindes eine deutlich schlechtere Lungenfunktion aufweisen. Es ist ebenfalls möglich, dass sich Ihre Nierenfunktion auf Grund eines sogenannten Schwangerschafts-Bluthochdruckes (ca. die Hälfte der transplantierten Frauen entwickeln einen solchen) deutlich verschlechtern wird und Sie möglicherweise ein dauerhaftes Nierenersatzverfahren (Dialyse) benötigen. Ebenfalls ist es möglich, dass Sie einen Diabetes entwickeln werden. Sowohl der Bluthochdruck als auch der Diabetes haben zudem einen negativen Einfluss auf die Entwicklung Ihres Kindes. Im Übrigen sind die Hälfte der Kinder Frühgeburten, mit dementsprechendem negativem Einfluss auf die spätere Entwicklung des Kindes. Es besteht auch die Möglichkeit, eines sogenannten CMV-Infektes Ihres Kindes mit dementsprechend negativen Konsequenzen.

Generell lässt sich sagen, dass Schwangerschaften nach Lungentransplantation entsprechend der aktuell vorhanden Literatur und auch Expertenmeinung von grossen Lungentransplantationszentren als Hoch-Risikohaft angesehen werden. Es besteht ein klarer Konsens, dass die Planung einer Schwangerschaft nur nach Rücksprache und in Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Transplantationsteam erfolgen sollte.
Sie müssen sich letztlich bewusst sein, dass es Ihnen nach der Schwangerschaft bezüglich Ihrer Lunge schlechter gehen kann und Sie auf Grund der dann notwendigen, intensiveren medizinischen Betreuung und Therapie, nicht fähig sein werden, sich voll um Ihr Kind zu kümmern. Zudem ist es durchaus möglich, dass Ihr Kind nicht nur kurzfristige sondern auch langfristige Schäden davonträgt. Dies führt letztlich auch zu ethische Überlegungen, welche Sie unbedingt mit einem erfahrenen Transplantationteam besprechen müssen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Markus Hofer
02.07.2012
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Markus Hofer
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09.07.2012

Generell gibt es Daten von über 14.000 Schwangerschaften nach
Nierentransplantation, jedoch gibt es nur sehr wenig Daten über
Schwangerschaften nach Lungentransplantation (ca. 40 Berichte seit 1989) und
noch weniger Daten über Schwangerschaften nach Lungentransplantation bei
CF-Patientinnen. Das macht die "Quantzifizierung" von Risiken sehr
schwierig. Auch wenn eine Schwangerschaft nach Lungentransplantation
unbestritten eine Hoch-Risiko Schwangerschaft ist, so entsteht letztlich
auch unter Experten beim Abwägen von Risiken einer Schwangerschaft gegen den Wunsch der Frau nach einem Kind kein einheitliches Bild. Daher verbleibt
nach intensiver Aufklärung und guter Kommunikation mit dem Transplantationsteam die Entscheidung für oder gegen eine Schwangerschaft letztendlich bei der Patientin und ihrem Partner.

Eine weitere Expertenmeinung zu dem Thema Schwangerschaft bei CF nach
Lungentransplantation kann unter folgendem Link nachgelesen werden:
ecorn-cf.eu/index.php?id=32&no_cache=1&=1&tx_expertadvice_pi1[showitem]=145&tx_expertadvice_pi1[search]=


Dr. D. d'Alquen