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MRSA

Frage
Hallo liebes Expertenteam,
ich bin 42 jähriger CF Patient (F 508 / 2789+5G-A), aber sehr guter Allgemeinzustand (FEV 1 5,63 L. 98 KG Körpergewicht (athletisch)). Außer 2 mal täglich inhalieren mit reiner Kochsalzlösung mache keine weiteren Therapien. Ein mal im Jahr mache ich eine Verlaufskontrolle in der CF- Ambulanz. Leider waren bei der letzten Kontrolle im Rachenabstrich multiresistente Staphylokokkenkeime nachweisbar. Die CF- Ambulanz empfiehlt eine Eradikationsversuch mit Fusidinsäure u. Rifampicin oder Linezolin und Rifampicin, da eine Besiedlung mit diesem Keim zu einem Verlust der Lungenfunktion führen kann. Hab jetz 3 mal je 1 Woche Nasensalbe Turixin und Mundspül. Octenidol angewand, Keime sind aber immer noch nachweisbar. Mein Hausartzt hat Bedenken wegen der Nebenwirkungen von Rifampicin, der Meinung bin ich auch, vor allem da ich weiß dass mein Magen bei kleinsten Mengen von Schmerzmittel repediert. Wie sehen sie das, teilen sie die Meinung meiner CF- Ambulanz ? Für eine schnelle Antwort bedanke ich mich im voraus.
Antwort
Lieber Anfragende,

Sie wollen als CF-Patient wissen, ob der Nachweis eines MRSA-Keimes (Multiresistenter Staphylococcus aureus) im Rachenabstrich ohne klinische Symptomatik und ohne Verschlechterung von anderen Befunden (also MRSA-Kolonisation und keine -Infektion) behandelt werden muss. An dieser Stelle empfehle ich Ihnen auch noch eine Prüfung des Keimnachweises im induzierten Sputum vorzunehmen.
Im Gegensatz zu einer MRSA-Infektionen wo eine Behandlung immer erforderlich ist, gibt es für die MRSA-Kolonisation keine einheitliche und evidenzbasierte Empfehlung für die Vorgehensweise. Eine Verschlechterung des Krankheitsverlaufs durch eine MRSA-Kolonisation ist nicht bewiesen, aber auch nicht ausgeschlossen.
Es gibt verschiedene Eradikationsprotokolle, darunter auch der von Ihnen erwähnte Therapievorschlag (nach Macfarlane et al., 2007)(1). Dieses Therapieprotokoll zeigte eine Erfolgsrate von 94% und umfasste eine mehrstufige Vorgehensweise:
- nicht-medikamentöse Therapie (Wechsel der Leib- und Bettwäsche, der Handtücher, Umgebungsdesinfektion u.s.w.)
- Mupirocin und antiseptische Waschungen
- 5 Tage Antibiotika oral Rifampicin und Fusidinsäure (Stufe 1)
- wenn MRSA weiter nachweisbar, dann erneut 5 Tage Antibiotika oral Rifampicin und Fusidinsäure (Stufe 2)
- wenn MRSA weiterhin nachweisbar, dann 9-13 Tage Teicoplanin i.v. (Stufe 3)
Die andere Eradikations-Möglichkeit mit Linezolid/Zyvoxid (ein Medikament, welches sowohl oral als auch intravenös verabreicht werden kann) und Rifampicin hat auch Befürworter.
Für einen Eradikationsversuch werden in der Literatur (2) folgende Argumente angebracht:
- die MRSA-Kolonisation erhöht das Risiko einer MRSA-Infektion
- die MRSA-Kolonisation könnte als Kontraindikation für eine Lungentransplantation gesehen werden
- CF-Ambulanzen mit mehreren MRSA-Patienten stellen eine Übertragungsgefahr einer MRSA-Übertragung in andere Krankenhausbereiche dar
- MRSA-kolonisierte Patienten erfordern einen erheblich höheren organisatorischen Aufwand bei der Behandlungsdurchführung, daraus kann eine schlechtere medizinische Versorgung resultieren

Prinzipiell ist aus meiner Sicht ein MRSA-Eradikationsversuch sehr sinnvoll. Dieser sollte falls möglich kurzfristig nach dem ersten Keimnachweis vorgenommen werden. Sorgen um die Unverträglichkeit der oralen Medikation kann man Ihnen mit einer Antwort über Internet weder bestätigen noch nehmen. Dazu muss der Arzt den Patienten persönlich kennen um eine adäquate Beratung vornehmen zu können. Ich empfehle Ihnen sich noch mal mit Ihren CF-Arzt zum Thema MRSA-Eradikation zu unterhalten. Vielleicht hilft Ihnen meine Ausführung bei diesem Gespräch und es kann damit eine für Sie optimale Entscheidung getroffen werden.

Ich hoffe Ihnen mit dieser Antwort geholfen zu haben und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Ihre
Dr. Christina Smaczny

1 Macfarlane M, Leavy A, McCaughan J, Fair R, Reid AJ. Successful decolonization of methi- cillin-resistant Staphylococcus aureus in pae- diatric patients with cystic fibrosis (CF) using a three-step protocol. J Hosp Infect 2007;65: 231–236.
2 Anforderungen an die Hygiene bei der medizinischen Versorgung von Patienten mit Cystischer Fibrose (Mukoviszidose), 2012. Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch Institut, Berlin
21.08.2013
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. med. Christina Smaczny