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Dauerantibiose

Frage
Sehr geehrte Damen und Herren,
unser Kind soll eine Dauerantibiose mit Cephalosporin bekommen. Ich sorge mich um die Nebenwirkungen, insbesondre, weil ich schon beobachtet habe, dass unsere Tochter sehr nervös und überaktiv wird bei Antibiotika-Gaben.
Gilt das allgemein oder gibt es unterschiedliche Wirkungen der Antibiotika auf "das Nervenkostüm"? Im Roche-Focus wurde gerade beschrieben, dass die Cf Foundation Azithromycin zur Dauerantibose empfiehlt?
Danke für Ihre Auskünfte.
Antwort
Hallo,

Die Frage der Nebenwirkung von Dauerantibiotikatherapie ist immer im Zusammenhang mit der Indikation zu sehen. Nur so sind Vorteile und ggf Nachteile sinnvoll abwägbar. Eine Dauerantibiotikatherapie kann begonnen werden, um den Patienten vor einem gewissen Keim zu schützen, das nennt man phrophylaktische Therapie und kann für gewisse Keime in speziellen Situationen diskutiert werden (z.B. Staph. aureus). Oder eine Dauerantibiotikatherapie wird begonnen mit dem Ziel, einen Keim, der bereits nachweisbar ist, zu behandeln und bestimmte Umstände erlauben keine Beendigung der Therapie (z.B. der Keim kann durch die Therapie nicht eradiziert werden aber in Schach gehalten werden, z.B. inhalative Dauertherapie bei chronischer Pseudomonas Besiedelung).

Viele Antibiotika haben Einfluss auf das zentrale Nervensystem, meistens wenn sie in hohen Dosen im Tiermodell gegeben werden. Aber, die einzelnen Substanzen unterscheiden sich in dem Ausmaß und dem Effekt auf das zentrale Nervensystem, einschließlich erhöhter Nervosität und, in sehr seltenen Fällen, sogar einer erhöhten epileptischen Aktivität.

Auch bei Ihrer Tochter wird man um eine Risiko-Nutzen-Abwägung nicht umherkommen.

Häufige Behandlungen mit Antbiotika sind oft notwendig, wenn man unter Mukoviszidose leidet. Dauerantibiotikatherapie jedoch, das hat sich für die Cephalosporine gezeigt wenn sie als Prophylaxe gegen Staph. aureus eingesetzt werden, können zu einer höheren Rate der Besiedelung mit Pseudomonas aeruginosa führen, verglichen mit der Behandlung nur im Fall eines nachgewiesenen Staph. aureus. Da wir nicht wissen, warum Ihre Tochter eine Dauerantibiotikatherapie mit Cephalosporinen bekommt (ist es eine Behandlung oder eine Prophylaxe und in welchem Alter bekommt sie es), ist es unmöglich, den Fall hier zu beurteilen und das sollte mit Ihren behandelnden Ärzten in Ihrem CF-Zentrum besprochen werden.

Die Empfehlung der CFF zu Azithromycintherapie bei CF ist auch Ausdruck einer solchen Kosten-Nutzen-Abwägung. Sie kann natürlich im Einzelfall anders ausfallen als es für die Gruppe der Betroffenen gilt. Diese Empfehlung jedoch, gilt nur für Patienten über 6 Jahren mit einer chronischen Pseudomonas Besiedelung, was bei Ihrer Tochter nicht der Fall zu sein scheint. Daher ist diese Empfehlung nicht als generelle Empfehlung für jeden CF Patienten zu werten.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. M. Ballmann

04.07.2008
Die Antwort wurde erstellt von: Prof. Dr. M. Ballmann
26.11.2008: Nach unserer internen Qualitätssicherung wurde eine erweiterte Antwort eingestellt.