Bitte beachten Sie: Manche Informationen sind nach einem Jahr noch aktuell, andere schon nach drei Monaten veraltet. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie gern nachfragen.

Speicheldrüsenentzündung???

Frage
Guten Abend,
Mein Sohn 7 Jahre und CF hat seit 4 Wochen eine Speicheldrüsenentzündung, es wurde AB gegeben und hat nicht geholfen.
Wir waren beim HNO Arzt und der meinte das es wohl eine typische Begleiterscheinung bei CF ist. ??????????????
Jetzt soll meinem Sohn Botox in den Speicheldrüsen gespritzt werden, dem bin noch jedoch sehr skeptisch gegenüber.
Hätten sie noch eine Idee was man da machen könnte und haben sie das schon mal gehört das es bei CF typisch ist?????????

Viele Dank
Antwort
Hallo,

Sie berichten, dass bei ihrem 7-jährigen Sohn seit 4 Wochen eine Speicheldrüsenentzündung ( Frage: Ohrspeicheldrüsenentzündung = Parotitis ) besteht, die erfolglos mit Antibiotika behandelt wurde. Ihr HNO-Arzt sagte ihnen eine solche Entzündung sei für Mukoviszidose typisch. Der HNO-Arzt hat Ihnen eine Injektionsbehandlung mit Botox vorgeschlagen. Sie stehen diesem Behandlungsvorschlag skeptisch gegenüber und fragen an, ob erstens eine solche Speicheldrüsenentzündung typisch für Mukoviszidose sei und ob es andere Behandlungsmöglichkeiten gäbe.
Zunächst muss gesagt werden, dass eine Speicheldrüsenentzündung bei Mukoviszidose als bekannte Begleiterkrankung bzw. Komplikation in der Literatur überall erwähnt ist. Aus eigener Erfahrung muss ich jedoch sagen, dass die Häufigkeit wohl bei knapp 1 % liegt.
Man muss dabei zwischen einer akuten einseitigen, meist durch Bakterien hervorgerufenen Speicheldrüsenentzündung und einer eher chronischen Entzündung unterscheiden. Letztere wird häufig durch Sekretstau, Steinbildung oder Stenosierung der Ausführungsgänge verursacht.
Als Behandlung steht so wie bei anderen Patienten bei der akuten Entzündung die Antibiotikatherapie im Vordergrund. Vor Beginn der Behandlung sollte möglichst ein Abstrich von dem eitrigen Sekret gewonnen werden, das sich aus dem Ausführungsgang der Speicheldrüse entleert um eine gezielte Behandlung durchführen zu können. Meist wird eine solche Entzündung durch Staph. Aureus hervorgerufen. Eine Antibiotikatherapie sollte für die Dauer von 14 Tagen erfolgen. Begleitende besondere Maßnahmen der Mundhygiene wie absolut konsequentes mehrmals täglich durchgeführtes Zähneputzen und Mundspülungen mit Antiseptika sind empfohlen. Das Lutschen von z.B. Zitronenscheiben fördert den Speichelfluss und sollte angewandt werden, wenn hierdurch keine Steigerung des Schmerzes im Bereich der Speicheldrüse auftritt.
Wenn bei ihrem Sohn vor Beginn der Antibiotikabehandlung kein Abstrich des Speichelsekretes erfolgt ist so ist zu überlegen, ob der Behandlungsversuch erfolglos war, weil die verursachenden Bakterien gegen das gewählte Medikament resistent waren. Man müsste in dieser Situation die bei ihrem Sohn bekannte Rachenflora ( Ergebnis von Rachenabstrich und Nasenabstrich ) berücksichtigen und ein gegebenenfalls breiter wirksames Antibiotikum erneut einsetzen. Eine zu kurz gewählte Behandlungsdauer kann natürlich ebenfalls zum Misserfolg geführt haben.
Weiterhin muss mit Ultraschalldiagnostik genau untersucht sein, ob nicht eventuell ein Sekretstau oder ein Speichelstein in der Speicheldrüse das Krankheitsgeschehen unterhält.
Vor der vorgeschlagenen Behandlung mit Botox muss also die erwähnte Diagnostik konsequent erfolgt sein und es sollte gegebenenfalls eine zweite eventuell auch intravenös durchgeführte Antibiotikatherapie mit einem Breitspektrumantibiotikum erfolgen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt
10.03.2014
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt
------------
Siehe auch Frage "Nachtrag Speicheldrüsenentzündung" vom 11.03.2014.