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Homöopathische Tinkturen

Frage
Sehr geehrtes Expertenteam!

Ich gebe meiner Tochter (16 Jahre, CF) immer wieder zur Unterstützung für die Leber die Mariendisteltinktur der Firma Sagrusan (www.sagrusan.at) .
So nach dem Motto "Wenn es nicht hilft kann es zumindest nicht schaden!" Jetzt bin ich mir aber gar nicht mehr sicher, da ja diese Tinkturen, wie fast alle anderen homöopathischen Tinkturen mit Alkohol konserviert werden?
Es ergibt für mich zwar keinen Sinn, dann überhaupt solche "Medikamente" zur Leberunterstützung zu produzieren, da diese ja dann auch für nicht Cf- Personen ,
die aus anderen Gründen etwas für die Leber tun wollen eigentlich schädlich wären?
Eigentlich habe ich diese Methode gegenüber der Mariendistelkapseln gewählt, da man sagt, dass da kaum mehr Wirkstoffe der Mariendistel enthalten sind.

ich würde gerne Ihre Meinung dazu wissen.

Danke
Lg
Antwort
Liebe Anfragerin / lieber Anfrager,

Sie fragen nach der Sinnhaftigkeit einer Anwendung von Mariendiesteltinktur, hier von der Firma Sagrusan, bei Ihrer 16-jährigen Tochter mit Mukoviszidose.
Sie fragen auch wieso Alkohol als Konservierungsstoff hierbei verwendet wird, wenn dieser doch schädlich für die Leber sein kann.

Bei der Antwort auf Ihre Fragen haben wir auch unsere pharmazeutische Expertin Frau Dr. Eva-Maria Miserre einbezogen und wollen Ihre Fragen wie folgt beantworten.

Anwendungsgebiete für Zubereitungen von Mariendistelfrüchten sind toxische Leberschäden, zur unterstützenden Behandlung bei chronisch entzündlichen Lebererkrankungen und Leberzirrhose. Eine positive Beurteilung der Wirksamkeit gibt die Kommission E (wissenschaftliche Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel des Bundesinstituts für Arzneimittel) in einer verfassten Monografie für Mariendistelfrüchte, die in Deutschland als Grundlage für Zulassungen von pflanzlichen Arzneimittel verwendet wird.

Um eine leberschützende Wirkung erzielen zu können, wird eine Tagesdosierung von 200-400 mg des Wirkstoffkomplexes Silymarin (Inhaltsstoffe der Mariendistelfrucht) empfohlen. Nach dieser wissenschaftlich anerkannten Empfehlung ist es also wichtig ein Präparat anzuwenden, das einen standardisierten Wirkstoffgehalt von Silymarin gewährleistet, um damit die erforderliche Tagesdosierung zu erzielen.

Die Gewinnung von Silymarin aus der Mariendistelfrucht erfolgt durch Extraktion mit z.B. Alkohol, Aceton-Wassergemischen oder anderen Alkoholen, da Silymarin schwer wasserlöslich ist. Somit ist der Alkohol in der Tinktur nicht als Konservierungsmittel zu sehen, sondern Extraktionsmittel, um den Wirkstoff zu isolieren. Wie man der Internetseite der Firma Sangrusan entnehmen kann, ist die Mariendisteltinktur kein pflanzliches Arzneimittel oder homöopathisches Mittel, sondern ein pflanzliches Nahrungsergänzungsmittel. Bei der Beschreibung des Präparates Mariendisteltinktur werden die Zutaten benannt – ohne einen standardisierten Gehalt zu nennen.

Alternativ gibt es auf dem deutschen Arzneimittelmarkt eine große Auswahl von Silymarintabletten, die den empfohlenen Wirkstoffgehalt in Form von Trockenextrakten enthalten und so gleichzeitig auf den Einsatz von alkoholischen Tropfen verzichtet werden kann.

Abschließend ist zu sagen, dass die Anwendung von Mariendistelfrüchten bei Mukoviszodose in den Bereich der so genannten „Behandlungen mit unbewiesener Wirksamkeit“ gehört. Hierbei handelt sich um Behandlungsmethoden für welche wissenschaftlich keine kontrollierten Beweisstudien vorliegen, aber im Alltag durchaus bei einigen Patienten positive Wirkungen beobachtet werden können. Über eine Anwendung von Mitteln mit unbewiesener Wirksamkeit sollte individuell und stets nach Rücksprache mit dem behandelndem Arzt entschieden werden.

Wir hoffen mit unseren Ausführungen Ihre Fragen zu Ihrer Zufriedenheit beantwortet zu haben und verbleiben

Mit freundlichen Grüßen
Ihre
Dr. med. Christina Smaczny
01.04.2014
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. med. Christina Smaczny