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Erstmalig Pseudomonas aeruginosa

Frage
Liebes Experten-Team,


mein Sohn, 6 Jahre , CF Patient, sehr guter Allgemeinzustand , Lufu 124, hat erstmalig den PA. In geringer Keimzahl!

Ich bin nach wie vor stark betroffen und mache mir sehr große Sorgen um mein Kind.
Da der vorherige Abstrich Befund noch vollkommen unauffällig war, lässt es sich fest machen ,dass der PA seit knapp 3Monaten in der Lunge sitzt.
Bis auf einen sehr trockenen Husten (anfänglich), zeigte er keine Symptome. Jetzt, ca. 3 Monate später, hört sich der Husten gelegentlich verschleimt an.

Die Uniklinik Tübingen sieht folgende Behandlung vor:
Orale Behandlung mit AB " Ciprobay"250mg erstmals über 4 Wochen.(2xtäglich)
Zusätzlich inhalative Behandlung mit "Tobi" erstmals über 4 Wochen.(2xtäglich)
Letztendlich soll die inhalative Behandlung für 12 Monate(!!)
durchgeführt werden.
Dieser lange Zeitraum macht mir aufgrund der Nebenwirkungen ziemlich Bauchweh.

Meine Fragen wären:
- wie handhaben es andere CF- Zentren/ CF-Ärzte bei einer
Erstinfektion mit PA?
- wie stehen die Chancen den Keim zu eradizieren,
Bezügl. der geringen Keimzahl
sowie Bezügl. der recht langen Zeit, in der mein Sohn den
PA in sich trägt?

Herzlichen Dank für ihr großes Bemühen!
Antwort
Hallo!

Zunächst möchte ich mich für die lange Zeit, bis ich zum antworten kam, entschuldigen. Das ist natürlich nicht so gedacht, dass Sie als Eltern derart lange warten müssen.

Nun zu Ihrer Frage: Im Prinzip ist die Behandlung, wie von den Tübinger Kollegen angedacht, korrekt. Natürlich kann man über Details diskutieren, aber man versucht zunächst eine Eradikation des Pseudomonas zu erreichen. Bei uns in der Klinik präferieren wir die Behandlung über die Vene mit zwei Antibiotika (meist Ceftazidim und Tobramycin) und sehen die Variante mit Ciprofloxacin oral und Tobramycin oder Colistin inhalativ als alternative Therapieoption. Auch wir würden mit Ciprofloxazin länger als allgemein üblich (nämlich 3 Wochen) behandeln. Mit dem inhalativen Antibiotikum würden wir mindestens 3 Monate bzw. solange behandeln, bis wir 3 Sputen/Rachenabstriche in Folge keinen Pseudomonas-Nachweis mehr haben. Insofern unterscheiden sich die Behandlungsschemata wirklich nur im Detail.
Was die Pseudomonas-Besiedelung insgesamt angeht, so kann man den Zeitpunkt der Erstinfektion nie 100%ig festmachen. Abstriche sind bei Kindern, die noch kein Sputum produzieren, das Einzige, auf was wir für die Mikrobiologie zurückgreifen können (wenn man nicht bronchoskopieren möchte). Der Pseudomonas wird sich aber dann in der Lunge ansiedeln, wenn die CF die Lunge so verändert hat, dass die Bedingungen dafür gegeben sind. Wann dieser Zeitpunkt ist, ist von außen schwierig zu bestimmen und dem Kind kann es dabei noch sehr gut gehen. Nach unserem Verständnis muss deshalb zusätzlich zu der antibiotischen Therapie auch noch einmal eine Intensivierung der mukolytischen und Physiotherapie stattfinden. Ich kenne eine Reihe von Patienten, bei denen der Pseudomonas erst einmal wieder "wegbehandelt" werden konnte. Die Länge und Heftigkeit der Antibiotikaherapie trägt diesem Ziel Rechnung. Es sind Erfahrungswerte über viele Jahre, die zeigen, dass die Maßstäbe einer Antibiotikatherapie bei CF-Patienten andere sind, als bei Menschen ohne CF. Die Nebenwirkungen sind überschaubar und sollten in diesem Fall akzeptiert werden. Die Nebenwirkungen einer nicht-ausreichenden Behandlung ist, dass der Pseudomonas verbleibt und die Lunge auf Dauer schädigt. Von daher würde ich Ihnen raten, den Tübinger Therapievorschlag anzunehmen.
Nochmals Entschuldigung von meiner Seite für die lange Dauer bis zur Beantwortung Ihrer Frage!

Viele Grüße
Olaf Sommerburg
06.12.2014
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Olaf Sommerburg