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Achromobacter xylosoxidans

Frage
Sehr geehrtes Expertenteam,

in diversen Treads in der Vergangenheit, ist immer wieder zu lesen, dass eine Besiedelung mit Achromobater xyl. je nach individuellem Verlauf behandelt werden soll.
Ausgangsituation: Meine Tochter (17J) ist chron. mit Achromobacter + Staphylokokken und immer wieder auch mit Aspergillus besiedelt.
Eigentlich hat Sie einen recht guten Allgemeinzustand jedoch seit dem letzten Jahr trotzdem rund 13% Lungenfunktion schleichend (übers Jahr verteilt) bis jetzt verloren, die nicht wieder aufzuholen war.
Und das trotz ständiger oraler Behandlung der div. Keime mit Augmentin, Keflex, Lidaprim, Colistin (inhal), Sporanox für 4 Monate für den Aspergillus + zusätzlicher IV Therapie im August 2014 - auch die brachte keinen wirklichen Erfolg! Allerdings hatte Sie auf Rokiprim allergisch reagiert - wir konnten die IV zwar fertig machen - vielleicht aber hat es daher nicht vollkommen gewirkt?
Derzeit alle Keime einschliesslich Aspergillus wieder vorhanden.
Nun meine Fragen: Meine Beobachtung bezüglich Symptome (Vermutung meinerseits zum Achromobacter) beziehen sich auf einen trockenen unproduktiven Husten, dem dann mit der Zeit sehrwohl ein feuchtes Räuspern folgt.
Dies deckt sich mit den Aussagen von ebenfalls achromobacterbesiedelten Patienten in div. Internetforen.

Sind Ihnen dies Symptome auf Achromobacter bekannt?

Und welche Medikamente könnte man, wenn eben Rokiprim ( wird als das Beste für Achromo. in unserem CF-Zentrum genannt) event. noch probieren?
Wieder in div. Betroffenen Foren liest man noch Minocylin bzw. Cefopodoxim oral bzw. Lefofloxacin zum Inhalieren? soll auch helfen?

Herzlichen Dank schon im Voraus

I.D.
Antwort
Hallo,

Sie fragen, ob es typische klinische Symptome gibt, die dafür sprechen, dass eine existierende Achromobacter Xylosoxidans-Infektion auch für die klinische Verschlechterung ( in diesem Fall wird ein Abfall der Lungenfunktion bei ihrer Tochter beobachtet ) verantwortlich ist. Sie schildern einen überwiegend trockenen Husten, der schließlich von etwas Schleimexpektoration gefolgt ist. Bei ihrer Tochter besteht eine chronische Lungenbesiedlung mit Staph. Aureus und Achromobacter xylosoxidans bei rezidivirendem Nachweis von Aspergillus fumigatus.

Die von ihnen geschilderten Symptome sind nicht als typische Symptomform einer aktiven Achromobacter-Infektion beschrieben. Es muss diskutiert werden wie man mit größerer Sicherheit klären kann , ob Achromobacter tatsächlich die „erste Geige“ bei dem Entzündungsprozess der Lunge spielt. Sie wissen, dass man für lange Zeit davon ausgegangen war, dass Achromobacter ein harmloser „Begleitkeim“ bei Cf-Patienten sei.
Inzwischen gehen wir davon aus, dass dieser keim sehr wohl den Krankheitsverlauf eines Patienten entscheidend negativ beeinflussen kann.
In der speziellen Situation ihrer Tochter sind folgende Fragen zu klären.

1) Wenn bei ihrer Tochter aktuell Aspergillus fumigatus noch nachweisbar ist, so ist das Serum-Immunglobulin-E von Bedeutung. Falls dieses über einen Wert von 500 bzw. gar 1000 kU erhöht ist, dann muss von einer klinisch relevanten sogenannten allergischen bronchopulmonalen Aspergillose ausgegangen werden. Falls dieser Wert < 500 kU ist so ist Aspergillus als Ursache für den Lungenfunktionsabfall auszuschließen.

2) Staph. Aureus ist in der Regel mit vielen verschiedenen Antibiotika gut zu behandeln, auch wenn es bei vielen Patienten nicht gelingt , diesen Keim auf Dauer aus der Lunge zu eliminieren. Unter einer solchen Antibiotikatherapie sollten sich also die Laborwerte, die typisch für eine aktive Infektion sind ( z.B. Leukozytenzahl, CRP, und Immunglobulin-G ), normalisieren.

3) Falls die Entzündungsparameter also trotzdem erhöht bleiben, so ist zu vermuten, dass Achromobacter eine aktive Rolle im Entzündungsgeschehen spielt. Kollegen aus Kopenhagen haben 2006 berichtet, dass sie bei Cf-Patienten, die mit Achromobacter besiedelt waren und eine klinische Verschlechterung geboten haben, sogenannte spezifische precipitierende Antikörper im Blut nachweisen konnten. Gegebenenfalls wäre also durch die Ärzte des behandelnden CF-Zentrums zu klären, ob es die Möglichkeit gibt, solche Antikörperbestimmung irgendwo in Deutschland oder in Kooperation mit den Kollegen in Kopenhagen durchführen zu lassen.
Zur Frage der Wahl des geeigneten Antibiotikums bei einer Achromobacter-Infektion ist folgendes zu sagen.
Wegen des hohen Risikos von Resistenzentwicklungen, sollte nur dann therapiert werden , wenn mit Sicherheit davon auszugehen ist dass Achromobacter für die aktuelle klinische Situation verantwortlich ist. Die Medikamentendosis sollte im oberen therapeutischen Bereich liegen und die Therapiedauer eines Therapiezyklus sollte möglichst 21 Tage betragen.
Folgende Substanzen sind meist wirksam: Minocyclin , Meropenem, Imipenem, Piperacillin-Tazobactam, Chloramphenicol
Im Einzelfall muss das Medikament immer auf Basis des vorliegenden Antibiogramms des identifizierten Keimes ausgesucht werden.

Ich denke, ihre Tochter sollte diese Aspekte mit den Ärzten ihres CF-Zentrums besprechen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt
30.03.2015
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt