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P. aeruginosa wiederholt in Nasenabstrich

Frage
Sehr geehrtes Forum,

ich habe den sehr hilfreichen Beitrag von Dr. Jochen G. Mainz auf die Frage: "Pseudomonas in Nasenspülung" (am 01.07.2014) gelesen.

bei meinem 10-jährigen Sohn wurde im letzten Jahr wiederholt immer wieder vereinzelt P.a. nachgewiesen, wir haben mit verschiedenen Therapien, oral wie inhalativ, wie IV, dagegen therapiert, leider ohne Erfolg. Dabei kamen inhalativ vorwiegend Colistin, auch einmal Tobramycin, sowie oral Cyprofloxacin zum Einsatz. Mitte Mai 2015 wurde zum ersten Mal eine muköse Form diagnostiziert, wieder vereinzelt. --> sofortige IV-Behandlung.
Nun ist der Keim auch nach der IV noch nachgewiesen im Nasenabstrich, im Rachenabstrich nicht.
Hierzu liegen unserer Ambulanz im Kinder-KKH München Schwabing wenig Erfahrung vor, wie damit am erfolgversprechendsten umzugehen ist.
Der Pari-Sinus ist anscheinend ein äußerst grobes Gerät, v.a. für ein junges Kind (wie gesagt 10 J.).
Welchen Weg würden Sie vorschlagen zu gehen, bzw. zu beleuchten? (ich weiß um Haftungsausschluss und Grenzen von Ferndiagnosen)

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Vielen Dank im Vorhinein und schöne Grüße,
H. Schubert
Antwort
Liebe Familie Schubert,

wenn in den oberen Atemwegen geschaut wird, findet man nach Erst- oder Neubesiedlung häufiger einen P. aeruginosa.
Dies kann mit einem tiefen Nasenabstrich, aber noch besser mit einer Nasendusche mit 10 ml isotoner Kochsalzlösung gelingen, die wir auch in einem Lehrfilm im Netz, als Online Anhang an einen Artikel zeigen dx.doi.org/10.1016/j.jim.2013.12.003 .
Das Verbleiben des Problemkeims in der Nische der oberen Atemwege und Nasennebenhöhlen stellt offensichtlich einen relevanten Grund für die Persistenz von P.a. in den Atemwegen von CF Patienten dar.
Ihre Frage ist wichtig, um die Chancen P.a. auch aus diesem Bereich zu entfernen optimal zu nutzen.

Grundlegend werden die Nasennebenhöhlen ohne Erweiterung ihrer Eingänge durch Operationen nicht durch konventionelle Inhalationen erreicht. Erst vibrierende Aerosole können in Nebenhöhlen gelangen. Mit dem von Ihnen angesprochenen Vernebler haben wir – und inzwischen auch einige andere Zentren - eine ganze Reihe von Patienten in der Situation Ihres Sohnes behandelt, z.B. mit der Inhalation von 80 mg Tobramycin oder Colistin 1 Mio IE – jeweils 2 x täglich über Zyklen von 28 Tagen.
Bei einer Reihe von Patienten konnte so, teils auch nach vielen Monaten der Therapie und wiederholten zusätzlichen i.v.-Zyklen und/oder Ciprofloxacin Runden der Keim auch langfristig aus den Atemwegen entfernt werden.
Wegen dem Nachweis von mukoiden Pseudomonaden bei Ihrem Sohn kann die Chance etwas geringer sein. Aber auch hier blicken wir auf eine Reihe von erfolgreichen Eradikationen, v.a. auch, wenn die Pseudomonas Antikörper im Blut negativ oder grenzwertig blieben.

Sie sprechen die Herausforderung, das Gerät richtig zu bedienen an. Ja, hier ist intensive Schulung nötig, die auch von der vertreibenden Forma gegeben wird. Mit 10 Jahren sollte Ihr Sohn die Inhalation nach Schulung aber so erfolgreich betreiben können, dass er eine Vibration über der Nasenwurzel oder den Kieferhöhlen verspürt, als Zeichen für das Erreichen der Nebenhöhlen. Vor ein paar Jahren haben wir einen Fall der Erstbesiedlung und Eradikation mit dem vibrierenden Vernebler bei einem 6jährigen Jungen publiziert, der seitdem frei ist, von P. aeruginosa dx.doi.org/10.1016/j.jim.2013.12.003 .

Ich wünsche viel Erfolg durch konsequente und geduldige Therapie, der Aufwand lohnt!

Beste Grüße,

Dr. Jochen Mainz

20.07.2015
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Jochen G. Mainz