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Virusinfekt - Pseudomonas

Frage
Guten Tag,
Wie kann man erklären, dass bei einem CF-Patienten (Kleinkind) ein harmloser Virusinfekt stets eine Pseudomonas-Besiedlung nach sich zieht? Der Pseudomonas konnte bisher zwar jedesmal wieder eradiziert werden, aber sobald der nächste Virusinfekt bestand, wird im Routineabstrich wieder Pseudomonas nachgewiesen. Sind die Schleimhäute anfälliger für Pseudomonas, wenn ein Virusinfekt besteht? Oder ist es nur durch die durch den Infekt vermehrten Schleimmengen zu erklären?
Wenn man einen so regelhaften Zusammenhang zwischen Virusinfekt und Pseudomonasbesiedlung beobachtet hat, macht es dann Sinn, sofort zu Beginn eines Virusinfekts antibiotisch (Ciprobay?) zu behandeln, um eine "Prophylaxe" gegen Pseudomonas zu haben?
Wie sind die aktuellen Leitlinien für eine Pseudomonas-Eradikation (nicht mukoid, Pseudomonas Antikörper negativ)?
Herzlichen Dank!!
Antwort
Guten Tag,

die Affinität der Atemwegsschleimhaut zum PSA-Keim ist groß. PSA-Keime sind ubiquitär, d.h. sie kommen überall vor. Ein Virusinfekt kann zu einer Entzündung der Atemwegsschleimhaut führen. Dadurch haben die PSA-Keime leichter Zugang zur Schleimhaut und zum Lungengewebe. Ihre Beobachtung eines regelhaften Zusammenhangs zwischen Virusinfektion und PSA-Besiedelung ist gut nachvollziehbar und bekannt. Wenn nun jedes Mal nach einem Virusinfekt oder durch einen Virusinfekt PSA-Keine nachgewiesen werden, dann liegt möglicherweise eine beginnende PSA-Infektion, zumindest eine intermittierende PSA-Kolonisation vor.
Mein erster Vorschlag wäre in Ihrem Fall: Inhalation von Gernebcin/Colistin/Caystone bei jedem Infekt.
Mein zweiter Vorschlag wäre: Inhalationsantibiose im on/off-Verfahren.
Meine dritte Empfehlung wäre : Bestimmung der PSA-Antikörper im Serum.
Eine chronische PSA-Infektion liegt vor, wenn in z.B. 12 Monaten mehr als 50% der Abstriche PSA-Keime enthalten. Warum diese Bakterien gefunden werden ist nicht die Frage, sondern , dass sie gefunden werden. Nach den Leitlinien wird dann eine konsequente Anti-PSA-Behandlung eingeleitet. Dazu könnte auch eine IV-Antibiose mit Anti-PSA-Antibiotika sein.
Ihre Frage ist also sehr berechtigt. Es gibt einige Ambulanzen, die dieser Tatsache schon lange Rechnung tragen und päventiv eine Anti-PSA-Behandlung bei Virusinfektionen einleiten. Die ersten Überlegungen kamen dazu von Frau Dr. Bertele-Harms aus dem CF-Zentrum in München (Dr. Von Haunersche Universitätskinderklinik) in den 80ziger Jahren des letzten Jahrhunderts.
Neben der Anti-PSA-Inhalationsantibiose kann sicher auch eine begleitende Antibiose mit Ciprofloxacin vorgenommen werden.
Mit diesen Therapieschritten wird auf jeden Fall der Zeitpunkt einer eventuellen chronischen PSA-Infektion hinausgeschoben, ggfs. sogar eine Eradikation der PSA-Keime bewirkt.
Bitte sprechen Sie Ihre Gedankengänge mit Ihrer CF-Ambulanz ab.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-E. Heuer
17.08.2015
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Hans-Eberhard Heuer