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Öfter mal Fexofenadin vor Glukokortikoiden?

Frage
Seit 1988 steht mit Fexofenadin ein sehr gut verträgliches Antihistaminikum zur Verfügung. Es macht meist nicht müde, wird fast unverändert renal eliminiert, weist kaum Arzneimittelinteraktionen auf, führte in einer Studie selbst bei bis zu 8-fache Tagesdosis über einen Monat hinweg zu keinen Nebenwirkungen größer als bei Placebo! Die Halbwertszeit reicht aus, um mit einer einmaligen Tagesdosis auszukommen, was die Compliance natürlich zusätzlich unterstützt.

Durch Zufall bin ich darauf gestoßen, dass Fexofenadin bei CF-bedingter obstruktiver Atemnot auch bei bereits low-dose über längere Zeit verabreichtem Glukokortikoid zu teilweise drastischer Verbesserung innerhalb von Minuten bis Stunden führt. Manchem Patienten habe ich daraufhin empfohlen, diese Option mit ihrem Arzt zu besprechen. Der Effekt wurde von den Patienten als durchschlagend und viele Bronchialdilatatoren in den Schatten stellend angesehen, unerwünschte Wirkungen wurden erwartungsgemäß nicht wahrgenommen! Man muss sich die Frage stellen, ob allein die Wirkung als H1-Antihistaminikum dahinter steckt, oder ob es bei CF vielleicht einen zusätzlichen, noch unbekannten Wirkmechanismus gibt.

Da von der "Pharmaindustrie" entsprechende Studien bei Menschen mit CF natürlich nicht zu erwarten sind - das in vielen Generika vorliegende Medikament kostet ja praktisch "nichts" - wäre es dennoch sehr wünschenswert, wenn sich beispielsweise die universitäre Medizin damit befasste.

Einmal mehr frage ich daher, welche Systematik es gibt oder geben könnte, solche "Kandidaten" nicht aus den Augen zu verlieren, sondern im Rahmen von guten, durch Spenden oder auch öffentlich finanzierte Studien genauer zu untersuchen. Es gibt einige, auch leitende, Ärzte im CF-Bereich, die kennen dieses Medikament bislang gar nicht! Wenn überhaupt Antihistaminika verschrieben werden, dann welche, die schlecht vertragen werden und – schon wegen geringerer therapeutischer Breite - keine gute Anti-H1-Potenz zu besitzen scheinen.

Ich hatte vor ca. einer Dekade schon einmal eine entsprechende Frage hinsichtlich Mirtazapin zur Induktion von Gewichtszunahme gestellt, viel mehr als eine vage Vertröstung auf die Zukunft gab es damals nicht – dabei gibt es kaum ein anderes Medikament mit solch gewichtsinduzierender Wirkung!

Das alles finde ich betrüblich angesichts so vieler drängender gesundheitlicher Probleme, denen sich Menschen mit CF ausgesetzt sehen. Denn es ist ja leider nicht so, dass es eine Unzahl guter alternativer Optionen gäbe.

Mit freundlichen Grüßen
K. H.
Antwort
Lieber Herr K. H. ,
Fexofenadin ist in der Allergologie gut bekannt (ein häufig verwendetes Präparat ist z.B. das Telfast 120 oder Telfast 180). CF-Ärzten mit pneumologisch –allergologischem Wissen ist das Medikament bestimmt nicht fremd. Eine antiobstruktive Wirkung bei CF-Patienten ist durchaus denkbar wenn eine allergische Komponente auch eine Rolle spielt. Zusätzliche Wirkmechanismen sind bei CF, wie Sie bereits selber ausführen, bislang nicht bekannt. Ihrem Text entnehme ich eine Frage: wie könnte man eine kontrollierte Studie mit diesem Medikament veranlassen? Die Antwort darauf lautet:
um einer medizinisch-wissenschaftlichen Frage in Studien nachzugehen muss sich ein interessierter Wissenschaftler finden, der das Thema für spannend und vom wissenschaftlichen Aspekt als wichtig empfindet. Dieser Wissenschaftler muss von seiner These durch möglicherweise eigene Erfahrung, eigene oder Vorarbeiten anderer überzeugt sein. Mit entsprechenden wissenschaftlichen Anträgen kann sich der Wissenschaftler um Finanzierung seines Projektes bemühen. Es gibt allerdings sehr viele wissenschaftliche Fragen, welchen nachgegangen werden könnte. Jeder Wissenschaftler entscheidet selber, welcher Fragestellung aus seiner Sicht und in der aktuellen Zeit er sich annehmen will und kann. Der Expertenrat kann Ihnen keine Adresse nennen, an die Sie sich wenden können um eine Studie mit Fexofenadin bei CF zu initiieren. Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass jemand der Frage wissenschaftlich nachgehen will/wird.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre
Dr. med. Christina Smaczny
10.07.2017
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. med. Christina Smaczny