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Antibiotika ja oder nein

Frage
Liebes Experten-Team,
Als Mutter eines Kindes mit CF stehe ich immer wieder vor demselben Problem. Bei einem Atemwegsinfekt suchen wir den Kinderarzt auf, leider ist dies nicht immer der "Arzt unseres Vertrauens", sondern leider auch öfter der Wochenenddienst im örtlichen Krabkenhaus, eine Urlaubsvertretung o.ä. In solchen Fällen werden ganz unterschiedliche Therapievorschläge gemacht (Antibiotika ja oder nein, 5 Tage oder 7 Tage... etc.).
Gibt es "Richtlinien", woran ich mich als Mutter orientieren kann, ob die Empfehlung des Arztes für mein CF-Kind geeignet ist?
Also konkret:
Wann gibt man ein Antibiotikum? Wann wartet man ab?
Gibt es bestimmte Antibiotika, die besser geeignet sind als andere?
Gibt es eine Mindestdauer, die man immer ansetzen sollte?

Und noch eine abschließende Frage:
Die Angst, Antibiotika-Resistenzen zu züchten, schwingt immer mit. Wann stellt sich so etwas denn erfahrungsgemäß ein? Nach 5, nach 50 oder 500 Gaben? Ich weiß, dass es dafür keine allgemeine Antwort geben kann, mir geht es nur darum einschätzen zu können, wie schnell so etwas gehen kann.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre Arbeit und Ihre Hilfe!
Antwort
Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihre Frage möchte ich wie folgt beantworten:

Eine Leitlinie für eine Antibiotika-Therapie im Rahmen von Atemwegsinfekten gibt es nicht, aber gewisse Richtlinien:

• Ein Atemwegsinfekt mit Fieber und vermehrten bronchialen Reaktionen würde ich immer bei CF antibiotisch behandeln. Meine CF-Patienten kennen meine Einstellung und haben alle ein gegen Staphylokokken wirksames Antibiotikum zu Hause. Bei Nicht-Erreichbarkeit des Arztes können die CF-Patienten mit der Therapie beginnen und dann am Wochenanfang spätestens ihren Arzt konsultieren. Sind Problemkeimbesiedelungen bzw. Infektionen bekannt, sollte dann eine Inhalationsantibiose mit einem oral wirksamen Antibiotikum kombiniert werden. Vermehrt bronchiale Reaktionen heißt = vermehrt Husten , vermehrt Auswurf, und besonders Husten in der Nacht und Husten bei Belastung und u.U.Krankheitsgefühl. Die Dauer einer Antibiose sollte immer über 10 Tage, ggfs. 14-21 Tage angesetzt werden.

• Wenn also bei Bedarf und nicht dauernd antibiotisch behandelt wird, muss nicht primär eine Antibiotika-Resistenz befürchtet werden. Eine Resistenzentwicklung ist vorerst nie endgültig, sondern vorübergehend, d.h. das Auftreten einer Resistenz bedeutet nicht, dass nun für immer ein entsprechendes Antibiotikum oder eine Antibiotika-Gruppe nicht mehr wirken wird!

• Wir müssen bei der CF davon ausgehen , dass zumindest eine Keimbesiedelung ständig vorliegt. Initial meist Staphylokokken. Die Viren , die einen Atemwegsinfekt auslösen, sorgen für eine Keimvermehrung. Der CF-Patient verspürt vermehrt Reaktionen in seinem Bronchialsystem. Dann muss eine Antibiose erfolgen.

• Prävention in der antibiotikafreien Zeit sind Inhalation mit z.B. Pulmozyme, hypertoner Kochsalzlösung, Sport und Atemtherapie

• Die Wahl des Antibiotikums hängt von dem Keim ab. Das sollte rechtzeitig mit der CF-Ambulanz nach Analyse der Mikrobiologie (Abstrich / Sputum)besprochen werden. Der CF-Patient oder seine Eltern sollten frühzeitig zu Ko-Therapeuten herangezogen werden.

• Der rechtzeitige Einsatz eines Antibiotikums hat immerhin u.a. dahin geführt, dass die Lebenserwartung derart enorm zugenommen hat. Eine gezielte Antibiose, die mit der CF-Ambulanz letzten Endes abgesprochen ist, wird immer eine Resistenzentwicklung hinauszögern.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-E. Heuer
10.09.2017
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Hans-Eberhard Heuer