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Inhalation mit Biklin

Frage
Sehr geehrtes Expertenteam,
Bei einer CF Patientin, 24 Jahre, Fev1: 96 %, guter Allgemeinzustand, wurde im September 2017 erstmals Mycobakterium abscessus ssp massiliense im Sputum nachgewiesen. Ein CT der Lunge war unauffällig, es konnte keine Kolonisation der Mycobakterien festgestellt werden.
Es wurde empfohlen, zunächst abzuwarten und mit Orkambi zu starten, was auch umgesetzt wurde.
Nun kam der Vorschlag von der Ambulanz, ca 2 Monate lang 1-2 mal täglich BIKLIN zu inhalieren, möglicherweise könnten damit die Mycobakterien eliminiert werden.
Wissen Sie, ob BIKLIN mit E-Flow inhaliert werden kann?
Ausserdem haben wir noch folgende Frage:
Anfang 2016 stellten sich bei der CF Patientin Sehstörungen und starke Schwindel ein, vermutlich eine Nebenwirkung von TOBI, das sie damals ca 2,5 Monate lang inhalierte
(andere Ursachen waren nicht feststellbar). Der Schwindel und die Sehstörungen verschwanden nach Absetzen von TOBI nach ca. 3 Monaten wieder.
BIKLIN wie auch TOBI gehören zu den Aminoglykosiden.
Haben Sie Kenntnisse über Nebenwirkungen bei BIKLIN bzgl. Schwindel/Sehstörungen?
Würden Sie, aufgrund dieser unter TOBI aufgetretenen Beschwerden und da BIKLIN ja ebenfalls zu den Aminoglykosiden gehört, eher von einer Inhalation mit BIKLIN abraten?
Vielen herzlichen Dank!
Antwort
Guten Tag liebe/lieber Anfragerin/Anfrager,
leider mussten Sie auf unsere Antwort ein wenig länger warten, wir bitten um Nachsicht, da es durch ein großes Aufkommen von Anfragen und anderen Verpflichtungen verschuldet ist.
Aus Ihrem Anfragetext geht leider nicht eindeutig hervor aus welcher Position die Frage gestellt wird: fragen Sie als Betroffene, als Angehörige/ Angehöriger oder als Behandlerin/Behandler an? Ich werde jedoch versuchen so weit es mir möglich ist adäquat auf Ihre Frage einzugehen. Unabhängig davon muss ich auch noch mal betonen, dass ECORN keinen ärztlichen Rat erteilen, keine ärztlichen Empfehlungen ausprechen, sondern nur informieren kann. In diesem Sinne versuche ich jetzt auf Ihre Fragen einzugehen.

Als erstes wollen Sie wissen, ob Biklin mit dem Inhaliergerät Pari E-Flow inhaliert werden kann.
Dazu ist zunächst zu sagen, dass das Medikament Biklin für eine Inhalation nicht zugelassen ist. Biklin- Inhalationen können jedoch in besonderen Fällen vom Arzt empfohlen werden, dann jedoch als eine Verordnung außerhalb des durch die Arzneimittelbehörden zugelassenen Gebrauchs (Off-Label Use). Die Verwendung kann dann im Anwendungsgebiet oder der Anwendungsart von der Zulassung abweichen. Im Deutschen spricht man dabei von zulassungsüberschreitender Anwendung. So könnte ggf. Biklin mit der von Ihnen genannten Indikation nach genauer Aufklärung dem Patienten vom Arzt empfohlen werden. Die Elimination von atypischen Mykobakterien Mittels Inhalationen von Biklin ist jedoch nicht evidenzbasiert (in klinischen Studien nicht ausreichend nachgewiesen), aber nicht ausgeschlossen. Abgeleitet von der Tobramycin-Inhalation mit Tobi, könnte auch Biklin über ein Pari E-Flow inhaliert werden.

Ihre zweite Frage betrifft das Nebenwirkungsspektrum von Biklin inhaltiv.
Sie schreiben, dass bei der CF-Patientin unter einer Tobi-Inhalation Sehstörungen und Schwindel aufgetreten sind. Den Fachinformationen von Tobi und anderen für die Inhalation zugelassenen Tobramycin-Präparaten kann bei den Angaben zur möglichen Nebenwirkungsspektrum entnommen werden, dass u.a. selten ein Schwindel auftreten kann. Sehstörungen werden unter den Nebenwirkungen nicht erwähnt, was aber nicht bedeuten muss, dass das Problem im Einzelfall nicht auftreten kann (In solchen Fällen sollte dann aber der Verdacht auf einen Zusammenhang mit dem Medikament, vom Arzt an den Medikamentenhersteller gemeldet werden). Biklin, wie bereits erwähnt ist für die Inhalation nicht zugelassen, daher kann über das Nebenwirkungsspektrum keine genauere Aussage gemacht werden. Es ist jedoch, wie Sie schreiben, auch ein Aminoglycosid (Amicacin), daher ist das Auftreten von Tobi-ähnliche Nebenwirkungen nicht auszuschließen.

Wir hoffen Ihnen mit der Antwort ein wenig geholfen zu haben und verbleiben
mit freundlichen Grüßen
Ihre
Dr. med. Christina Smaczny
19.02.2018
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. med. Christina Smaczny