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Nachlassen der Hörkraft als Folge der Antibiotikatherapie

Frage
Mein Sohn ist 4 Jahre und hat CF (diagnostiziert nach Geburt mit Ileo meaconal). Ich hatte schon von früh an das Gefühl, dass er schlecht hört, was von den Ärzten meistens verneint wurde. Jetzt mit zunehmendem Alter fällt es mir wieder mehr auf. In einem Online-forum habe ich nun von älteren CF'lern gehört, denen es ähnlich geht und die das mit ihrer Antibiotikaeinahme in Verbindung bringen. Meine Sohn hatte im ersten Jahr einige IV mit div. Antibiotika, danach allerdings fast ausschliesslich Inhaltion mit Tobi, seit kurzem nimmt er zudem Azithromizin. Bei letzterem ist Schwerhörigkeit als seltene Nebenwirkung aufgeführt, bei Tobi, soweit ich mich erinnere zumindest Auswirkungen auf den Gehörgang (Tinitus, Gleichgewichtsstörungen). Gibt es Studien oder Fallzahlen, die eine Häufung von Gehörproblemen bei CF'lern, verursacht durch Antibiotika bestätigen? Wenn ja, gibt es Erfahrungen diese durch Therapieänderungen zu vermindern bzw. zu vermeiden (Zusammensetzung, Dosierung, etc.)? Sind die Schädigungen irreversibel oder normalisiert sich der Zustand nach Beändigung der AB-Therapie. Anders gefragt: Kann es sein, dass die Schwerhörigkeit durch die IV's im ersten Lebensjahr verusacht wurde und dauerhaft ist?

Vielen Dank für Ihre Hilfe
Jan Bode
Antwort
Sehr geehrter Herr Bode,

Sie fragen an , ob er Erfahrungen mit Hörstörungen bei CF-Patienten im Zusammenhang mit Antibiotikatherapie gibt.

Zunächst muss geklärt werden , ob ihr Kind tatsächlich eine Hörstörung hat. Dies ist heute mit den modernen Untersuchungsmethoden einfach zu klären. Zum zweiten muss geklärt werden, auf welcher Ebene die Ursache der Hörstörung liegt. ( Schalleitungsstörung oder Innenohrstörung). Hiervon ausgehend muss dann über mögliche Ursachen mit den behandelnden Ärzten gesprochen werden.

Sie berichten, dass ihr Kind im ersten Lebensjahr einige Antibiotika intravenös erhalten hat. Normalerweise werden heute die Medikamente, die potentiell Gehörschädigungen hervorrufen können am Serumspiegel so dosiert, dass eine solche Schädigung nicht eintreten sollte. Auch unter einer Inhalationstherapie mit Tobi sollten Serumspiegel im Alter Ihres Kindes durchgeführt werden, um dieses Problem zu vermeiden. Die Notwendigkeit einer Langzeittherapie mit Azithromycin sollte mit den Ärzten ihres Cf-Zentrums diskutiert werden wenn eine Gehörstörung vorliegt.

Insgesamt gibt es zahlreiche Publikationen zu Gehörstörungen bei Cf-Patienten. Diese können bedingt sein durch einen chronischen Paukenerguss, der zu einer Schalleitungsstörung führen kann. Bei einem solchen chronischen Paukenerguss muss möglicherweise die Einlage sogenannter Paukenröhrchen erfolgen.

Medikamentenbedingte Gehörstörungen sind besonders von den Aminiglykosiden ( zu dieser Gruppe zählt auch Tobi ) bekannt. Sie wurden meist bei älteren Patienten , die sehr oft Aminoglycoside intravenös und per Inhalation erhalten haben, gesehen. Solche Gehörstörungen sind in der Regel kaum reversibel. Bei Feststellung einer Gehörstörung sollte ganz generell für die Zukunft eine extreme Vorsicht bei der Anwendung potentiell Gehör schädigender Medikamente geboten sein. Es sollte dringlich geklärt werden, ob kein alternatives Medikament zur Behandlung verfügbar ist.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt

09.06.2009
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt