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Kokosöl und Co.

Frage
[Dieser Beitrag bezieht auf die Frage/Antwort "Kokosöl" vom 24.09.2012]

Sehr geehrtes Expertenteam
Sehr geehrte Frau van Dullemen

Zu dem Thema Fette, Kokosöl usw. möchte ich einmal meinen Kommentar abgeben, denn einige Empfehlungen machen ja wirklich nachdenklich. Bitte fassen Sie meinen Kommentar als Erfahrungsbericht und nur „So-Gedanken“ auf.

Ich (44) persönlich richte mich nicht (mehr) nach Empfehlungen der DGE, sondern ernähre mich seit ca. 10 Jahren wieder so, wie ich es als Kind kennen gelernt habe, nach Appetit und Bekömmlichkeit. Aber ich achte auf eine sehr gute Qualität meiner Ernährung. An Fertigprodukten gibt es bei mir Schokolade. Sonst alles frisch. Getreide gehört nicht zu meinen Hauptnahrungsmitteln. Ca. 3000 kcal pro Tag.
Meine Fette sind, neben den Fetten aus Fleisch (ca. 2 kg pro Woche) und Milchprodukten (täglich 500 – 1000 g), der Kokosnuss (Kokoschips gibt es ca. 250 g pro Woche, manchmal sogar täglich), sowie ab und zu andere Nüssen und Fisch (bis auf den Fisch alles gute BIO-Qualität, sprich artgerecht gehalten) Palmfett, Kokosfett, Schweineschmalz und Butter. Von diesen Fetten benötige ich ca. 250g in 14 Tagen, zum Braten. Pflanzenöle gibt es bei mir nur (aber wirklich sehr selten) Leinöl (ca. 500 ml pro Jahr). Olivenöl habe ich in meinem Leben nur einmal probiert und bin schnell davon abgekommen, da ich das gar nicht vertrage. Margarine verwende ich überhaupt nicht, da ich mich nicht an den Geschmack gewöhnen kann. (Ich bin mit Butter aufgewachsen, da es in dem Land in dem ich aufwuchs nur wenig Margarine gab). Dazu gesellt sich noch Cholesterin aus ca. 8 bis 10 Eiern pro Woche. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mich hinstelle und das Verhältnis der Fettsäuren meiner Nahrungsmittel berechne.
Meine Cholesterinwerte sind super. Hier recht aktuell: Cholesterin gesamt 3,9 (Norm 3,9-6,2), Triglyceride 0,6 (Norm 0,6-1,9), HDL-Chol.1,92 (Norm 1,04-1,68), LDL-Chol. 1,8 (Norm < 3,6)
LDL/HDL-Chol. 1,0 (Norm < 3,6). Die Werte in den Jahren davor waren ähnlich. Die Triglyceride sind immer sehr niedrig. Teilweise sogar nur 22 (Norm bis 175).

Vielleicht ist auch das für Sie noch interessant. Vor ca. 20 Jahren war ich ca. 10 Jahre Vegetarier und habe mich von Ölen und Co. ernährt. Die „schlechten“ Fette, wie Kokos, Schmalz, Butter etc. wurden durch „gute“ Pflanzenöle ersetzt. Meine Werte von damals. Gesamt-Cholesterin: 3,42-4,55 (Norm < 5,2) HDL-Chol. 1,51 (Norm > 1,8), LDL 2,52 (Norm < 3,4), Triglycride 0,4 (Norm < 2,3).

Wir wissen heute, dass der Fett- und Cholesterinspiegel unter anderen auch durch körperliche Aktivität und die Zufuhr an Kohlenhydraten beeinflusst wird. Eine viel größere Rolle, als die Frage nach Olivenöl oder Kokosöl spielt die Frage, wie viele Transfettsäuren in Form von Fertigprodukten, Backwaren etc. konsumiert werden.

Als weitere Anmerkung möchte ich noch folgende machen. Auch bei Kokosöl, Kokosnussprodukten kann ich nicht auf Kreon verzichten.

Ich denke, dass man mit pauschalen Angaben zu der „Bedenklichkeit“ von Fetten sehr zurückhaltend sein muss. Vielleicht sollte man die allgemeinen Empfehlungen der DGE bei CF kritischer sehen und keine pauschalen Empfehlungen geben.

Ich kann mich an eine REHA erinnern, wo mir erklärt wurde, dass mein mehrmals wöchentliches Rührei schädlich sei, wegen des Cholesterins. Ich habe heute einen anderen Ernährungsberater (Schweiz). Das Cholesterin in den Eiern ist nun kein Problem mehr.

Mit herzlichen Grüßen und vielen herzlichen Dank
ein nachdenklicher CF-Patient

(sollten Sie an weiteren Infos interessiert sein, kann ich Ihnen auch sehr gern meine Mail-Adresse senden, diese wäre dann aber aus Datenschutzgründen nicht für die Öffentlichkeit bestimmt)
Antwort
Sehr geehrter nachdenklicher CF-Patient,

vielen Dank für Ihren Beitrag!

Wie ich Ihrem Beitrag entnehme, sind Sie sehr um Ihre Gesundheit und Ernährung bemüht. Dies freut mich außerordentlich. Vor allem freut mich Ihr Hinweis auf die ungünstige Wirkung von trans-Fettsäuren!

Die DGE orientiert sich an wissenschaftliche Daten und formuliert nach deren Bewertung ihre Leitlinien. Wenn man sich die Daten anschaut, führt eine fettreiche Ernährung mit hohem Anteil an ungesättigten Fettsäuren (mit Ausnahme der MCT-Fette) eher zu einem ungünstigen Blutfettprofil. Dies gilt für das Gros der „gesunden“ Bevölkerung. Wie sich diese Ernährungsweise auf den Einzelnen auswirkt, geschweige denn auf einen Menschen mit CF, muss individuell betrachtet bzw. untersucht werden. Wenn Sie sich seit Jahren auf diese Weise ernähren, ohne dass sich das negativ auf die Blutfettwerte ausgewirkt hat, dann haben Sie möglicherweise eine für Sie günstige Ernährungsform gefunden. Anderen CF-Patienten diese Empfehlung zu geben, könnte aber ggf. den gegenteiligen Effekt haben. Auch bei CF kommen Dyslipidämien vor. Deshalb orientieren sich Ernährungsfachkräfte an wissenschaftliche Daten und Leitlinien.

Bei CF ist bekannt, dass das Gesamt-Cholesterin / HDL-Cholesterin / LDL-Cholesterin eher zu niedrig ist. Bekannt ist aber auch, dass der Bedarf an DHA (einer bestimmten mehrfach ungesättigten Fettsäure) sehr hoch ist. DHA ist eine Fettsäure, die aus der essentiellen Fettsäure Alpha-Linolensäure gebildet wird und gehört zu der Gruppe der Omega3Fettsäuren. Aus DHA werden unterschiedliche Membrane hergestellt. Darüber hinaus wirkt sie in einem günstigen Verhältnis zu Omega6-Fettsäuren ANTI-Inflammatorisch. Alpha-Linolensäure kommt hauptsächlich in Pflanzlichen Ölen (u. a. Leinöl) vor, auch in Schweineschmalz (in sehr geringer Menge). Daher die Empfehlung, pflanzliche Öle vorzuziehen. In Kokosöl kommt die Fettsäure nicht vor. Der DHA-Status kann mit den üblichen Blutwerten leider nicht überprüft werden.

Bzgl. der Eier: In neueren Studien wurden die Auswirkungen eines täglichen Konsums von Hühnerei auf das Blutfettprofil GESUNDER Menschen untersucht. Einige Studien zeigen einen positiven Einfluss auf den HDL-Cholesterinwert und keinen Effekt auf den LDL-Cholesterinwert. Andere zeigen zwar eine Erhöhung des LDL-/HDL-Ratios und des Gesamt-Cholesterin/HDL-Ratios, dass aber die LDL-Partikel, die beim Konsum entstehen, das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen nicht erhöhen. (VLDL-Partikel entstehen nicht, LDL-Oxidation nicht höher…).

Vielleicht noch etwas zum Nachdenken: seit Jahren werden manche Hühnerfuttersorten mit Leinsamen / Algen (Alpha-Linolensäure) angereichert, so dass ein Hühnereidotter eines Omega-3-Eies durchschnittlich 12% Alpha-Linolensäure aufweist. Möglicherweise hat diese Modifikation zu einer Veränderung in den wissenschaftlichen Daten geführt (s.o.) Auch dieses gilt nachzuprüfen.

Bzgl. der Enzymsubstitution habe ich mich in meiner Antwort missverständlich ausgedrückt: Die mittelkettigen Fettsäuren brauchen kein Enzympräparat zur Verdauung. Dass zu Kokosöl und –produkten Kreon eingenommen werden muss, ist selbstverständlich, da ein Restanteil an sog. langkettigen Fettsäuren noch besteht und mit Kreon abgedeckt werden muss (ca. 30-45%!!). Es muss jedoch zum Kokosöl weniger Kreon eingenommen werden als zu entsprechender Menge eines anderen Fettes.

Auch die Ernährungswissenschaft ist eine Wissenschaft, die fortwährend im Wandel ist. Früher wurde Distelöl empfohlen, heute Rapsöl, morgen… Abhängig von neuen Studien und Datenlagen werden ständig neue Empfehlungen ausgesprochen. Sicherlich leidet die Glaubwürdigkeit darunter.

Viele Grüße,
Suzanne van Dullemen
10.10.2012
Die Antwort wurde erstellt von: Suzanne van Dullemen
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Dieser Beitrag bezieht auf die Frage/Antwort "Kokosöl" vom 24.09.2012, die man hier aufrufen kann:
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