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Nachtrag zur Frage R1166c und 2142delt

Frage
[Die ursprüngliche Frage vom 18.02.2015 lautete "Mutation R1166C/2142delT und Prognose" und ist auch im Expertenrat veröffentlicht.]


Hallo, bei meiner Fragestellung habe ich beide Mutationen falsch benannt, die richtige Mutation ist R1066c und 2143delt.
Entschuldigen sie meinen Fehler.
Antwort
Liebe(r) Fragende(r),

ich antworte Ihnen in zwei Teilen: 1. Zum klinischen Verlauf und 2. Zu den neuen Medikamenten.

1. Verlauf der Erkrankung Mukoviszidose mit dem Mutationsgenotyp R1066C/2143delT
Bei R1066C und 2143delT handelt es sich um „typische“ Mukoviszidose-Mutationen, die mit einem erhöhten Salzgehalt im Schweisstest, Verlust der Bauchspeicheldrüsenfunktion und Störungen im Verdauungstrakt sowie der Atemwege einhergehen. Eine genaue Verlaufsprognose aufgrund der Mutationen kann nicht gegeben werden, denn der Einfluss von nichtvererbten Faktoren auf den Krankheitsverlauf bei Mukoviszidose ist groß: der Arzt (am besten: ein Arzt mit Mukoviszidoseerfahrung), die Therapie und die Bedingungen, unter denen die z.T. sehr zeitfordernden therapeutischen Ziele umgesetzt werden, haben einen entscheidenden Einfluss auf z.B. den Erhalt der Lungenfunktion. Ich hoffe daher, dass ihre Tochter bereits regelmäßig an einem auf die Behandlung von Mukoviszidose spezialisiertem Zentrum gesehen wird – falls nicht, finden Sie eine Liste solcher Zentren hier: muko.info/forschung/public-reporting.html


2. Zu den Therapien mit neuen Medikamenten wie Ivacraftor, Lumacraftor und Ataluren:
R1066C ist eine sogenannte Lesefehlermutation, bei der an Stelle des Bausteins „R“ (im funktionsfähigen Mukoviszidoseeiweiss) an der Position 1066 ein „C“ (fehlerhaftes Mukoviszidoseeiweiss) steht. Vertex hat mit VX-770, VX-809 und VX- 661 drei Medikamente in der Entwicklung, die auf verschiedene Lesefehlermutationen wirken. Derzeit ist R1066C im Gegensatz zu anderen Lesefehlermutationen wie etwa G551D nicht in Studien mit diesen Medikamenten eingeschlossen (muko.info/mukoviszidose-institut/klinische-studien/cf-studien-in-deutschland.html). R1066C ist kein Kandidat für Ataluren (dieses wirkt auf die meisten Stoppmutationen, die heißen Baustein-Position-X, das X steht dabei für das Eiweissende). 2143delT dagegen ist eine Frameshift-Mutation, die ein solches verfrühtes Stoppcodon einbaut: 2143delT heißt übersetzt, das an der Stelle 2143 ein Baustein (T) fehlt . Das ist diesmal unübersichtlicherweise die Nummerierung der Bausteine des Nukleinsäurebotenstoffes, aus dem in einem zweiten Schritt das Mukoviszidoseeiweiss hervorgeht. Bei dieser Übersetzung wird dann aus 2143delT das verkürzte Mukoviszidoseeiweiss L671X, bei dem an der Position 671 nicht der Baustein „L“ (im funktionsfähigen Mukoviszidoseeiweiss) steht, sondern das Signal für „Eiweissende“ (X) . Ob Ataluren für 2143delT (oder anderer Name dafür: L671X) eine Therapie darstellt, ist meines Wissens nicht geklärt. Im deutschsprachigen Raum wenden Sie sich am besten an einen der Kollegen, die derzeit an einer klinische Studie zu Ataluren beteiligt sind. Dies sind (vergleiche muko.info/forschung/klinische-studien/studienliste/ptc124-021.html): PD Dr. Ernst Rietschel, Köln; Dr. Nico Derichs, Berlin; Dr. Wolfgang Gleiber, Frankfurt; Prof. Dr. Matthias Griese, München; Dr. Cordula Koerner-Rettberg, Bochum; PD Dr. Jochen Mainz, Jena; Dr. Susanne Nährig, München. Bitte nehmen Sie Kontakt zu einem in ihrer Nähe arbeiten Kollegen auf.

Zusammengefasst: für eine gute Prognose ist die Behandlung in einem guten Mukoviszidosezentrum entscheidend – auch bei den Mutationen R1066C und 2143delT. Mutationsspezifische Medikamente gibt es derzeit möglicherweise für 2143delT (bitte „vor Ort“ erfragen), ob R1066C in Zukunft ebenfalls mit den neu entwickelten Therapeutika behandelt werden kann, ist derzeit noch unbekannt.

Mit den besten Wünschen,
Frauke Stanke
01.04.2015
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Frauke Stanke