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Immunsuppression / gerötete Haut

Frage
Sehr geehrtes Expertenteam,
mein Sohn ist transplantiert und nimmt u. a. Prograf und Cellcept als Immunsuppression ein. Er hat bei sonnigem Wetter schnell sehr gerötete Haut im Gesicht und an den Händen, obwohl er sich versucht zu schützen (Schatten und LSF 30). Es wurde empflohlen, Betacaroten einzunehmen, was aber auch keine Besserung bringt.
Ist diese gerötete Haut gleich zusetzen mit ein Sonnenbrand? Und ergibt sich daraus ein hohes Hautkrebsrisiko? Was könnte man noch tun?
Vielen Dank schon im Voraus für die Antwort!
Mit freundlichem Gruß
S. Nissen
Antwort
Guten Tag,

wir haben Ihre Frage an Dr. Jens Gottlieb von der Medizinischen Hochschule Hannover weitergegeben. Hier seine Antwort:

"Etliche Medikamente können die Lichtempfindlichkeit der Haut krankhaft steigern. Die Hautreaktionen ähneln mitunter einem Sonnenbrand und dessen Folgen. Voraussetzung ist die Fähigkeit des Arzneistoffs, Lichtteilchen (Photonen) zu absorbieren. Die Wirkstoffe geraten dadurch kurzfristig in einen angeregten energiereicheren Zustand. Die Abgabe der Energie in der Haut schädigt dabei die Zellen.

Transplantierte Patienten nehmen in der Regele zahlreiche Medikamente ein, von denen einige auch die Lichtempfindlichkeit steigern können, was zur Hautrötung führt. Beispiele sind die Wirkstoffe Itraconazol, Furosemid, Hydrochlotothaizid, Azathioprin, Nifedipin und ACE Hemmer. Auch Kortison gehört dazu, weil es unter anderem zur Verdünnung der Epidermis führt, die einen Lichtschutz darstellt. Tacrolimus (Prograf) und MMF (Cellcept) gehören nicht zu den klassischen Lichtsensibilatoren.

Folgende Ratschläge sind für Patienten, denen lichtsensibilisierende Medikamente verordnet wurden, sinnvoll:

· Medikamente mit kurzer Halbwertszeit abends einnehmen,
· Sonnenlicht zwischen 11 und 15 Uhr meiden,
· Solarien meiden,
· textilen Lichtschutz (Kleidung) verwenden,
· Sonnenschutzmittel mit hohem UV-A-Schutz bevorzugen,

Abgrenzen davon muss das durch Immunsuppressiva (also z.B. Prograf und Cellcept) erhöhte Risiko für den weissen Hautkrebs (Plattenepitheltumoren). Auch hier ist Lichtschutz zur Vorbeugung extrem wichtig. Zur medikamentöse Prophylaxe des Hautkrebses sind Retinoide kontrovers diskutiert worden. Retinoide sind chemische Substanzen, die in ihrer chemischen Struktur oder in ihrer biologischen Aktivität verwandt mit dem Vitamin A. Aufgrund Ihrer zahlreichen Nebenwirkungen (auch der Steigerung der Lichtempfindlichkeit) werden sie aber nur sehr selten zu diesem Zweck eingesetzt.

MfG
Gottlieb"

05.08.2009