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Hygiene bei Sauerstoff

Frage
Bei meiner Frage geht es um die Befeuchtung des Sauerstoffs. Zum einen gibt es die Perlanfeuchter, die mit kochendem Wasser zu befüllen sind oder das destillierte Wasser (Respiflo).
Welches ist bei vermehrten Infektaufkommen sinnvoller?
Und kann man das destillierte Wasser nach einigen Tagen Stillstand wiederverwenden?
Danke für eine schnelle Beantwortung!
Antwort
Liebe/r FragestellerIn,

hinsichtlich Ihrer Frage zunächst eine Anmerkung. Wenn ich diese richtig interpretiere, meinen Sie welches Vorgehen aus hygienischer Sicht, das gerinste Infektionsrisiko mit sich bringt.

Beim Respiflo handelt es sich um ein destilliertes d.h. entmineralisiertes Wasser. Die Destillierung dient dazu Verunreinigungen und Salze zu entfernen, um z. B. salzhaltige Ablagerungen an Verneblern und Schläuchen zu vermeiden (Reinstwasser). Respiflo ist aber durch den Herstellungsprozess darüber hinaus ein keimfreies Wasser (Sterilwasser).
Hinsichtlich des Risikos einer Infektion durch die Anwendung von Respiflo ist dies der relevantere Parameter. Von Respiflo kann damit keine direkte Infektionsgefahr ausgehen, es sei denn, das Wasser würde nach dem Öffnen nachträglich mit Bakterien verunreinigt (kontaminiert) werden. Das Risiko einer sekundären Verunreinigung von Respiflo ist je nach individuellem Hygieneverhalten und Art der Verwendung unterschiedlich. Wenn Respiflo in einem geschlossenen System eingesetzt wird, also kein direkter Kontakt nach außen besteht, z.B. direkt zur Atemmaske, ist (laut Hersteller) die Verwendung über 5 Tage risikolos. Da es sich um ein Medizinprodukt handelt, muß der Hersteller hierzu laut Gesetzgeber fundierte Angaben machen (siehe auch Produktbeschreibung).

Abgekochtes Leitungswasser kann diese Anforderungen natürlich nicht erfüllen und ist somit risikoreicher. Durch Abkochen kann man zwar grundsätzlich alle relevanten Nasskeime wie z.B. P. aeruginosa abtöten, die durch eine Destillierung erreichbare Sauberkeit ist aber in jedem Falle nicht einzuhalten. Salzablagerungen an Geräten/Zubehör können unter Umständen sogar eine bakterielle Besiedelung begünstigen, weshalb ein Reinstwasser besser geeignet ist. Darüber hinaus ist eigenhändig abgekochtes Wasser auch für eine Rekontamination anfälliger als ein kommerzielles abgepacktes und qualitätskontrolliertes Produkt wie Respiflo. Ähnliches gilt natürlich für die Sauerstoff-Anfeuchter Flaschen, die gereinigt, befüllt und wiederverwertet werden.
Auch wenn bei der Verwendung dieser Systeme und abgekochtem Wasser sicher kein außergewöhnlich hohes Infektionsrisiko besteht und diese natürlich nicht gänzlich abzulehnen sind, ist aus mikrobiologisch-hygienischer Sicht ein reines Sterilwasser sicherer und somit vorzuziehen. Insbesondere bei Mukoviszidose Patienten wo verschiedenste Nasskeime (Burkholderia sp., Achromobacter sp., etc) eine Rolle spielen, sollte dies eine stärkere Beachtung finden als bei anderen Patientenkollektiven (z.B. Asthma).

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Michael Hogardt
02.10.2009
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. med. Michael Hogardt