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Kinderwunsch und CF

Frage
Liebes Expertenteam,

ich werde im November 28 Jahre alt, bin 1,70m groß und wiege etwa 45kg. Mein FEV 1 liegt seit 15 Jahren stabil bei ca 52%. Mukoviszidose wurde nicht genetisch nachgewiesen, jedoch symptomatisch diagnostiziert. Mein Verlobter ist kerngesund, bis auf eine Schilddrüsenfehlfunktion. Wir haben vor Ort gute familiäre Unterstützung. Im Juni 2010 werde ich vorraussichtlich mein Studium beendet haben, die Aussichten auf eine Stelle in meinem Wunschberuf sind gut.

Nun sind wir am überlegen, ob dies der richtige Zeitpunkt für eine Schwangerschaft sein könnte. Leider weiß ich nicht, ob ich die gesundheitlichen Vorraussetzungen für eine Schwangerschaft erfülle. An Medikamenten nehme ich dauerhaft Zithromax, Pulmozyme, Pantozol und Vitamine sowie Nacl und Berodual.

Meine Ambulanz ist leider eher kontra-Schwangerschaft bei CF eingestellt, weshalb ich mit der Beratung dort eher zurückhaltend bin. Reicht die Lungenfunktion aus um eine Schwangerschaft zu verkraften? Was gilt es im Vorfeld zu prüfen und zu bedenken?

Mit freundlichen Grüßen und vielen Dank,

Ann-Christin
Antwort
Liebe Fragestellerin,

Zunächst eine Entschuldigung für die späte Antwort, ich war im Urlaub.

Wenn, dann halte auch ich den jetzigen Zeitpunkt für den richtigen. Haben Sie stabile, regelmäßige Zyklen? Bei Ihnen liegt wie bei vielen CF-Patientinnen ein Untergewicht vor, so dass eventuell das Erzielen einer spontanen Schwangerschaft erschwert sein könnte.

Eine stabile FEV 1 von über 30 % ist eine Grundvoraussetzung für eine Schwangerschaft, welche bei Ihnen ja gegeben ist.
Falls möglich, sollte auf das Zithromax verzichtet werden, auch wenn bisher keine nachteiligen Wirkungen auf eine Schwangerschaft beschrieben wurden. Satt Pantozol sollte besser Ranitidin gegeben werden (Mittel der Wahl in der Schwangerschaft) oder Omeprazol, falls Ranitidn nicht ausreichend wirkt.

Falls Sie noch weitere Fragen haben, können Sie sich gerne noch einmal an mich wenden.

Dr. A.-U. Stücker
26.10.2009
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Anja-Undine Stücker
20.1.2010
Da es hierbei um eine interessante Frage handelt, die nicht einfach zu beantworten ist, veröffentlichen wir zusätzlich ein paar Kommentare:

Vor dem Beginn einer Schwangerschaft gibt es einige Dinge, die man bedenken sollte: ein wichtiger Punkt wäre sowohl das „Carrier-Screening“ des männlichen Partners (also die Suche danach, ob er vielleicht auch eine Mutation im CFTR-Gen trägt), um das Risiko für das Kind vorauszusagen, ebenfalls an CF zu erkranken (genetische Beratung) als auch eine psychosoziale Beratung.

Die Frage, ob eine Schwangerschaft empfohlen werden kann oder nicht ist sogar noch schwieriger in ihrer Beantwortung: es ist nicht einfach, in der Literatur „die FEV1-Grenze“ zu finden, die für oder gegen eine potentielle Schwangerschaft spricht. Die Entscheidung für oder gegen eine Schwangerschaft hängt von verschiedenen Aspekten des individuellen Krankheitsverlaufes ab und, selbst wenn ein höherer FEV1-Wert von Vorteil ist, der erwähnte Wert von 52% ist keine Kontraindikation für eine Schwangerschaft, da es Berichte über viele gesunde Schwangerschaften mit solch einem FEV1 Wert gibt. Jedoch ist es von besonderer Wichtigkeit, dass hierüber mit dem behandelnden CF-Team gesprochen wird, um alle anderen wichtigen Aspekte mit einzubeziehen (wie Ernährung, Diabetes, mikrobiologische Fragen, Lebererkrankung sowie psychosoziale Aspekte), nicht zu vergessen die Bedeutung für die Lebensqualität, die ein Baby für ein Pärchen bedeutet, das sich sehnlichst ein Kind wünscht. Auf diese Weise sollte man gemeinsam zu einer tragbaren Entscheidung kommen.

Ein wichtiger Artikel zu diesem Thema ist der folgende:
Edenborough, F.P., et al., Guidelines for the management of pregnancy in women with Cystic Fibrosis. Journal of Cystic Fibrosis, 2008. S2-S32.

D. d’Alquen