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Shuntvolumen

Frage
Sehr geehrtes Expertenteam,
ich habe vor einigen Wochen bereits einmal angefragt,
wie sich das Shuntvolumen auf die Muko auswirkt, ob es evt einen Zusammenhang gibt?
Bei mir ist ein erhöhtes Shuntvolumen festgestellt worden, aber bisher keine veränderte Therapie eingeleitet. Was genau heißt "erhöhtes Shuntvolumen"? Dass es eine Kurzschlussverbindung im Venennetz ist, reicht mir als Antwort nicht wirklich aus...
Wie ist ein erhöhtes Shuntvolumen zu behandeln? Welche Möglichkeiten gibt es,wenn es ausgeschlossen worden ist,dass es vom Herzen her kommt?

Vielen Dank ,
Nanna
Antwort
Hallo,

vielen Dank für Ihre Frage(n) und bitte entschuldigen Sie die verspätete Antwort, die durch die Feiertage mitbegründet ist.

Zunächst mal „Was ist ein erhöhtes Shuntvolumen?“: Das Blut fließt im sog. kleinen Kreislauf vom rechten Herz über die Lungen zum linken Herzen zurück. Im Lungengewebe verzweigt sich das Gefäßnetz mikroskopisch fein (sog. Kapillarbett) um den Gasaustausch mit den lufthaltigen Lungenbläschen (sog. Alveolen) zu ermöglichen. Nur wenn alle Kapillaren Kontakt mit den belüfteten Alveolen hätten, könnte alles Blut mit Sauerstoff aufgesättigt werden.
Diese Annahme stimmt aber schon beim gesunden Menschen nicht. In Ruhe durchfließt etwa 20% des Blutvolumens den kleinen Kreislauf ohne Kontakt zu belüfteter Lunge zu haben, das sog. „physiologische Shuntvolumen“. Bei einer kranken Lunge kann der Shunt funktionell erheblich vergrößert werden, wenn entweder belüftete Lungenabschnitte nicht durchblutet werden (sog. Totraumvolumen), oder durchblutete nicht belüftet. Alternativ kann das Blut auch über einen „Kurzschluss“ außerhalb der Lungen vom rechten direkt in das linke Herz gelangen, z.B. bei einem Herzfehler oder Gefäßanomalien. Während die letzteren anatomischen Shunts häufig angeboren sind, sind die funktionellen Shunts in der Regel erworben, z.B. durch Erkrankungen der Lungen oder des Gefäßbettes. Die Zahl der unterschiedlichen Erkrankungen, welche Shunts verursachen, ist allerdings sehr groß, so dass sich Ihre Frage nach der Ursache Ihres Shunts leider so nicht beantworten lässt. Bei Mukoviszidose finden sich häufig Lungenblasen (Bullae/Emphysem), nicht-belüftete Lungenabschnitte (sog. Atelektasen) oder entzündetes Gewebe als Ursache. Wenn ein relevanter Shunt bei Ihnen vermutet wurde, kann die Ursache durch eine Reihe von funktionellen Verfahren (z.B. reine O2-Atmung, Rechtsherzkatheter) bzw. bildgebenden Verfahren (z.B. Computertomographie, Angiographie) ermittel werden, welche allerdings unterschiedlich invasiv sind. Welches Verfahren für Sie geeignet ist müssen Ihre Ärzte entscheiden. Von dem Ergebnis hängt auch ab, ob und wie behandelt werden kann. Neben ursächlichen Therapien stehen aber häufig symptomatische Behandlungsansätze (z.B. zusätzliche Gabe von Sauerstoff) im Vordergrund.

Herzliche Grüße,
TO Hirche
14.01.2010
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Tim O. Hirche