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Salzgrotte förderlich für CF-Kind?

Frage
Liebe Experten,
bei uns in der Nähe wurde eine Salzgrotte http://www.solebad-hall.de/Salzgrotte_Solebad.pdf eröffnet. Unser CF-Kind (6) hat Probleme im Bereich obere Atemwege, Nase nie ganz frei trotz Inhalation mit Pari Sinus u. Nasendusche. (Nasenpolypen nicht so groß, dass eine OP vorgesehen wäre.) Einmal waren wir jetzt dort u. unser Kind empfand es sehr positiv, Nase war fast frei. Ist der Besuch einer Salzgrotte als Therapieergänzung zu empfehlen u. falls ja, in welcher Häufigkeit muss es als CF-ler genutzt werden, damit man einen therapeutischen Effekt erzielen kann?
Antwort
Guten Tag,

obwohl der Leidensdruck bei Ihnen so hoch erscheint, ist der zeitliche Aufwand zum Besuch einer Salzgrotte doch sehr groß. Wissenschaftliche Daten liegen zum Thema „Speleotherapy“ - so nennt man eine Behandlung durch Aufenthalt in Höhlen - kaum vor; für CF habe ich zu diesem Thema gar nichts gefunden. Ein Faktor hierfür kann sein, dass in abgestandenem Wasser in Höhlen auch Pseudomonaden zu finden sein können und Wasser auch von der Decke tropfen kann.

Die bei Ihrem Kind angewendete Nasendusche ist besonders effektiv für die Entfernung von Sekret und Krusten. Zur Inhalation über den Sinus ist zu fragen, was vernebelt wurde und ob Ihr Kind mit 6 Jahren den Vernebler schon effektiv nutzen kann. Der gleichzeitige Verschluss des Gaumensegels, die Teil-Verlegung des gegenseitigen Nasenlochs und das Atemanhalten während der Inhalationszeiten sind notwendig. In szintigraphischen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass Medikamente so in die Nebenhöhlen inhaliert werden können. Als Kontrolle für den Anwender spürt man beim effektiven Inhalieren eine Vibration über der Nasenwurzel oder über den Nebenhöhlen. Wenn Ihr Kind die Nasendusche beherrscht, kann es sein Gaumensegel gezielt schließen und diese Bedingung für eine effektive Inhalation in die Nebenhöhlen wäre erfüllt. Wir sehen, dass Patienten ab dem Alter von 8 Jahren regelmäßiger nach entsprechender Schulung mit dem Sinus effektiv inhalieren können. Pulmozyme oder die preiswerte hypertone Saline, die wir in unseren Studien mit dem Sinus verwenden, sind wiederum vordergründig effektiv für die Lösung und Verflüssigung von Sekret.
Nach Ihrer Beschreibung ist jedoch v.a. die verstopfte oder verlegte Atmung über die Nase ein Problem. Hier ist auf alle Fälle ein Therapieversuch mit topischen Steroiden sinnvoll. Die Dosis dieser modernen Kortisone ist so niedrig, dass keine relevanten Blutspiegel erreicht werden und gefürchtete Nebenwirkungen nicht auftreten. Zu empfehlen sind z.B. Nasonex, Avamys und sein Vorgänger Flutide Nasal oder Budesonid-Nasensprays. Das ältere Beclomethason wirkt stärker im Blut und sollte daher bei Kindern nicht angewendet werden. 1-2 x täglich werden 1-2 Hübe in jedes Nasenloch appliziert. Zum Teil sind die genannten Sprays nicht für Kleinkinder zugelassen, weil die Firmen die Zulassungskosten für diese Altersklassen nicht ausgeben wollten. Auch wenn der Therapieerfolg bei allergischen Nasenproblemen größer sein soll, sehen wir bei CF hier in den meisten Fällen eine Besserungstendenz nach ein paar Wochen. Wenn der HNO-Arzt keine OP-pflichtigen Befunde gesehen hat, würde ich dies auch bei Ihrem Kind erwarten. Teils bessern sich unter dieser Behandlung vermeintlich OP-pflichtige Befunde so, dass eine OP zurückgestellt werden kann.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. J. Mainz
22.01.2010
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Jochen G. Mainz