Bitte beachten Sie: Manche Informationen sind nach einem Jahr noch aktuell, andere schon nach drei Monaten veraltet. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie gern nachfragen.

nasendusche nun doch eher schädlich?

Frage
Hallo,

da ich immer wieder Probleme mit den NHH habe würde mich interessieren, ob die Nasendusche bei CF weiterhin empfohlen wird? Meine Hausärztin wies mich darauf hin, dass neuere Studien einen eher negativen Effekt ergeben haben, da durch eine Nasendusche angeblich eher vermehrt Keime in die NHH eingespült werden. Wie ist nun die aktuelle Empfehlung?

Eine weitere Frage: Trocknet isotonisches Meersalznasenspray die Schleimhäute wirklich aus? Auch davon hat mir meine Hausärztin abgeraten.

Vielen Dank für Ihre Antworten.
Antwort
Antwort J. Mainz

Hallo,

Auf dem Jahreskongress des „American College of Allergy, Asthma & Immunology (ACAAI)“ 2009 stellte TM Nsouli aus San Diego Daten von 69 Patienten vor, die wegen einer chronischen Entzündung der Nase und ihrer Nebenhöhlen (Rhinosinusitis) täglich Nasenduschen mit Kochsalzlösung durchführten.
Die Patienten absolvierten die Nasendusche 2 x täglich über 12 Monate weiter, um dann in den folgenden 12 Monaten hiermit auszusetzen. 24 zusätzliche Patienten betrieben 1 x täglich Nasenduschen.
Interessanterweise sank die Zahl der Rhinosinusitis-Erkrankungen von insgesamt 544 in der Phase mit 2 Nasenduschen auf 204 in der Zeit ohne Nasendusche (Abfall um 62,5%). Bei der Kontrollgruppe mit 1 x täglicher Nasendusche traten etwas doppelt so viele Rhinosinusitis-Fälle auf.

Diese Daten sind sehr interessant. Sie sollten geprüft werden und sie geben Anlass, den Umgang mit Nasenduschen zu überdenken. Es handelt sich aus technischen Gründen nicht um eine placebokontrollierte Studie, sie ist noch nicht publiziert und hat in den vorliegenden Daten nicht den Peer-Review-Prozess zur Prüfung vor Veröffentlichung durchlaufen. Die wissenschaftliche Qualität dieser Studiendaten ist unklar und derzeit ist für uns noch nicht abzusehen, ob die Studie für uns direkte Konsequenzen hat.

Höchsten Anspruch auf Objektivität haben die sogenannten Cochrane Reviews. Nach strengen Kriterien suchen die Autoren Veröffentlichungen und Beiträge zu bestimmten Themen und führen die Aussagen der qualitativ guten Studien zu einer gemeinsamen Schlussfolgerung.
Im Jahr 2007 wurde ein Cochrane Review zur Nasendusche von R. Harvey und Mitarbeitern erstellt (Nasal saline irrigations for the symptoms of chronic rhinosinusitis, Cochrane Collaboration. JohnWiley & Sons, Ltd.). Die Autoren identifizierten 64 klinische Studien zum Themenbereich; hiervon erfüllten nur 8 Studien die qualitativen Einschlusskriterien. In Zusammenschau ihrer Ergebnisse konnte festgestellt werden, dass saline-Lavagen bei chronischer Rhinosinusitis einen positiven Effekt haben, sowohl als alleinige Therapie, als auch im Rahmen einer zusätzlichen Behandlung neben kortisonhaltigen Nasensprays (topische Steroide). Die Lavage ist nicht effektiver als die Verwendung topischer Steroide. Die Autoren schlussfolgern, dass der Nutzen der nasalen Lavage die Risiken für die meisten Patienten überwiegt und dass die nasale Lavage als unterstützende Behandlung bei chronischer Rhinosinusitis sinnvoll ist.

Neben diesen gegensätzlichen Aussagen kann ich von einer Vielzahl von Patienten aus meinem klinischen Alltag berichten, die angeben, durch Nasenduschen eine erhebliche Linderung ihrer Rhinosinusitisprobleme zu erfahren.

Verschiedene Aspekte verdienen zusätzliche Beachtung:
Gesunde obere Atemwege und Nasennebenhöhlen werden, wie die unteren Atemwege in der Lunge, durch einen Flimmerhärchenteppich ausgekleidet, der ständig eine hocheffektive Selbstreinigung leistet. Flimmerhärchen bewegen sich in wässriger Lösung und reichen in eine klebrige Schleimschicht (Mukus) herein, in der sich Keime und andere Stoffe fangen, die mit dieser Schleimschicht „herausgeflimmert“ werden.
Eine Nasendusche zum Entfernen von Sekret und Krusten erscheint mir bei funktionierender Selbstreinigung nicht förderlich, weil die Mukusschicht als erste Verteidigungslinie herausgewaschen wird. Risiken können überwiegen.

Welche besonderen Risiken der Nasendusche bestehen nun bei Mukoviszidose?
Es wird aus einer „Nasenkanne“ angewärmte wässrige Salzlösung in die Nase (und teils in Nebenhöhlen) gespült. Pseudomonas aeruginosa, der Problemkeim mit höchster Bedeutung für die fortschreitende Zerstörung der CF-Atemwege, vermehrt sich besonders im abgestandenen Wasser und feuchten Milieu. Wenn die „Nasenkannen“ durch unzureichende Reinigung selber zum Keimreservoir werden, kann die Therapie ein besonderes Risiko darstellen. Dieses Problem kennen wir von der Inhalationsbehandlung, so dass für CF besondere Reinigungsrichtlinien vorliegen. Sonst können Keime genau in das Segment vernebelt werden, das wir durch die Therapie pflegen oder behandeln wollen. Daher werden Inhalatoren durch Auskochen, Sterilisieren und konsequentes Austrocknen für die nächste Behandlung vorbereitet. Genauso sollten wir mit Nasenduschen umgehen.

Mich würde sehr interessieren, ob Nsouli aus San Diego auf konsequente Reinigung der Nasenkannen achtete und ob er ihre Keimbesiedlung über die Zeit untersucht hat.

Zusammenfassend spricht der bisher noch nicht als Artikel publizierte Beitrag nicht gegen die Nutzung der Nasendusche.
Eine konsequente Hygiene der Nasenkanne und Keimfreiheit der verwendeten Spüllösungen ist absolut notwendig. Prospektive kontrollierte Studien mit Keimuntersuchungen sinnvoll, um Risiken des Keimerwerbs durch Nasenduschen zu erfassen und vor allem zu prüfen, ob vorbeugende Nasenduschen bei CF sinnvoll zur Verhinderung von Rhinosinusitisproblemen sind.


Zur 2ten Frage:
Trocknet isotonisches Meersalznasenspray die Schleimhäute wirklich aus?

Die abschwellenden Nasensprays und Tropfen mit Wirkstoffen wie Xylometazolin, Oxametazolin u.A. (Alfa-Sympatomimetika genannt), wirken über das Zusammenziehen der Gefäße in der Nasenschleimhaut.
Wenn länger als 5-7 Tage die Durchblutung der Nasenschleimhaut gedrosselt wird, ist keine Regenerierung möglich, die Schleimhaut wird geschädigt.

Salzlösungen und topische Steroide (Avamys, Nasonex, Budenasal u.A.) pflegen die Schleimhäute und sind gerade als Dauertherapie sinnvoll. Eine Austrocknung erfolgt hiermit nicht.


Jochen Mainz
23.02.2010
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Jochen G. Mainz