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Shuntvolumen

Frage
Sehr geehrter Herr Hirche,

vielen Dank für Ihre ausführlichen Erklärungen im Januar. Sie haben mir bereits einmal weitergeholfen.
Nun möchte ich mich erneut an Sie wenden.
Nachdem mein Shuntvolumen nun dreimalig in etwa 8 wöchigem Abstand ermittelt worden ist, (100%ige Sauerstoffatmung über 30-45 Minuten) ist festzuhalten,dass es sich um einige Prozente erhöht hat.
Es ergab einen Anstieg von 10% auf derzeit 20%.
Meine Frage: Sind 20% Shuntvolumen viel? Ist abzusehen, ob das Volumen gleichmäßig in so kurzer Zeit weiter ansteigen wird? Wie sind die Aussichten eines erhöhten Shuntvolumens? Wie äußern sich die Symptome? Kann ich irgendetwas unternehmen, um eine weitere Verschlechterung zu verhindern?
Diagnostisch ist über ein TEE das Herz als gesund befunden worden. Therapeutisch ist eine O2 Gabe bei Sättigungsabfall angesetzt. Bei guter Oxygenierung erfolgt keine.
Was soll mir das alles sagen? Wird es darauf hinauslaufen,dass ich mich vorzeitig listen lassen muss?
Hoffe,dass Sie mir schnell weiterhelfen können. Bin doch ein wenig erschrocken über den raschen Anstieg...!

Mit freundlichen Grüßen
M.
Antwort
Hallo,
für eine erschöpfende Beantwortung Ihrer Frage wären leider viele weitere klinische und diagnostische Informationen notwendig, die im Rahmen eines elektronischen Forums nicht zu transportieren sind.
Formal ist ein Shuntvolumen von 10-20% noch nicht beunruhigend, da ein physiologischer, d.h. von der Natur vorgesehener Shunt, von bis zu 20% in Ruhe beim Menschen noch als normal angesehen wird. Die genannte Zunahme um einige Prozentpunkte kann durchaus noch im Schwankungsbereich der Messwerte/-methode liegen und eine Relevanz kann nur aus dem klinischen Kontext abgeleitet werden. Die wenigen genannten Daten lassen aber gerade hier keine Verschlechterung erkennen, insbesondere die Oxygenierung unter Raumluft wird weiter als gut angegeben.

Letztlich werden aber Ihre Ärzte einen Grund gesehen haben die Shuntmessungen anzuordnen. Wie bereits ausgeführt gibt es viele Gründe für einen erhöhten Shunt, bei Mukoviszidose z.B. nicht-belüftete Lungenabschnitte (Atelektasen), Lungenblasen (Bullae/Emphysem), oder insbesondere entzündetes Gewebe. Die behandelnden Ärzte werden mit Ihnen besprechen, ob weitere diagnostische Maßnahmen zur Bestimmung des Shuntvolumens bzw. dessen Ursache indiziert sind. Erst aus diesen Befunden könnten auch Behandlungsoptionen abgeleitet werden. Die verfügbaren Daten erlauben keine Einschätzung der Prognose und des geeigneten Listungszeitpunkts.

Ich halte es für wichtig, dass Sie Ihre Ärzte bitten Ihnen die Zusammenhänge und Bedeutung der erhobenen Befunde noch einmal ausführlich im persönlichen Gespräch zu erklären.

Herzliche Grüße,
TO Hirche
12.03.2010
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Tim O. Hirche