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Aktueller Stand Gentherapie

Frage
Guten Tag,

mich würde interessieren, wie der aktuelle Forschungsstand bzgl. einer Gentherapie bei Mukoviszidose ist?

Wie hierzu die Prognosen für die Zukunft aussehen, speziell auch für neudiagnostizierte Babys ?

Und ob andere Länder im Vergleich zu Deutschland bereits "weiter" sind?

Herzlichen Dank für Ihre Antwort.
Antwort
Als 1989 das CF-Gen entdeckt wurde, glaubte man, dass eine ursächliche Therapie in greifbare Nähe gerückt sei. Heute, zwanzig Jahre später, ist eine gewisse Ernüchterung eingetreten, indem erkannt werden musste, dass die Umsetzung eines genialen Gedankens, einer einleuchtenden Idee das Ueberwinden unendlich vieler Hürden bedeutet und dass, was in der Zellkultur oder im Tiermodell Erfolg verspricht, jahrelanger weiterer Studien bedarf, bis es, wenn überhaupt, beim Menschen zur Anwendung kommt.
Das Ziel, CF mittels Gentherapie, d.h. durch Einschleusen eines intakten Gens, das in den Lungen der Patienten ein funktionsfähiges Protein produziert, zu heilen, wurde bisher nicht erreicht. Gescheitert sind die weltweiten Bemühungen vorallem daran, dass die verwendeten Transportsysteme (Vektoren) entweder für die Gesundheit der Patienten nicht sicher genug waren, indem sie Entzündungen und Abwehrreaktionen des Immunsystems verursachten oder das gesunde CFTR-Gen nicht in genügender Menge freisetzten. Weitere Probleme entstanden durch die Erkenntnis, dass die Vektoren die Hürde des Schleims in der CF-Lunge nicht überwinden konnten und damit das eingeschleuste Gen gar nicht an den Ort seiner Funktion gelangte.
Nach wie vor wird heute intensiv an gentherapeutischen Ansätzen geforscht, vor allem in den USA und in Grossbritannien, wo aktuell eine grosse Studie läuft, die zeigen soll, ob mittels Fettpartikeln (Liposomen) ein sicherer und effizienter Transport intakter und funktionsfähiger CFTR-Gene an ihren Bestimmungsort im Lungenepithel möglich ist. Diese Resultate werden im Jahr 2012 erwartet.
Parallel zur Gentherapie werden pharmakologische Ansätze getestet, indem versucht wird, CFTR-Genprodukte, die grundätzlich in der Zellmembran vorhanden aber in ihrer Funktion reduziert sind mit bestimmten Medikamenten (Potentiatoren) zu aktivieren. Entsprechend gelang es in ersten Versuchen, mit sogenannten Korrektoren das Genprodukt der häufigsten CF-Mutation F508del richtig zu falten, so dass es an die Zellmembran gelangen und dort seine Funktion ausüben kann. Sollte die Wirksamkeit dieser Medikamente in klinischen Studien bestätigt werden und keine bedeutenden Nebenwirkungen zeigen, würde sich hier eine erfolgversprechende Möglichkeit eröffnen, um CF-Patienten individuell, d.h. Mutationsspezifisch zu behandeln.
Auch wenn aktuell noch keine Möglichkeit besteht, CF zu heilen, haben neudiagnostizierte Babys eine sehr viel bessere Prognose als noch vor 10 Jahren, da die heute zur Verfügung stehenden symptomorientierten Therapien und Medikamente enorm weiterentwickelt worden sind und bei frühzeitiger Diagnosestellung eine bedeutende Verbesserung der Lebensqualität und Lebenserwartung garantieren.
Ich hoffe, mit meinen Ausführungen Ihre Frage zufriedenstellend beantwortet zu haben und verbleibe mit freundlichen Grüssen
Prof. Sabina Gallati
14.03.2010
Die Antwort wurde erstellt von: Prof. Dr. Sabina Gallati