Bitte beachten Sie: Manche Informationen sind nach einem Jahr noch aktuell, andere schon nach drei Monaten veraltet. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie gern nachfragen.

Schwangerschaft nach LTX

Frage
Liebes Expertenteam,

ich bin wegen Mukoviszidose vor 6 Jahren lungentransplantiert worden. Da ich in einer festen Beziehung lebe, habe ich inzwischen wieder den Wunsch nach einem Kind bekommen. Ich habe noch keine Kinder und mein Zustand ist sehr gut. Ich hatte seit vielen Jahren keine Abstoßung mehr und es waren auch nur 3 in der gesamten Zeit. Sonst gab es ebenfalls keine Komplikationen. Besteht für mich die Möglichkeit, ein Kind zur Welt zu bringen? Ich würde es mir sehr wünschen. Sollten Sie darüber nicht Bescheid wissen, wäre ich über einen Tip, wohin ich mich wenden kann, sehr dankbar.
Viele Grüße,
Bianca
Antwort
Hallo,

vielen Dank für Ihre Frage über Frauen mit Mukoviszidose nach einer Lungentransplantation. Zu aller erst ist es sehr schön zu hören, dass es Ihnen so gut geht nach der Transplantation, und es ist ganz normal, dass man in dieser Situation über eine Schwangerschaft nachdenkt. Es gibt eine ganze Menge an Informationen auf diesem Gebiet über Frauen, die schwanger geworden sind nach einer Transplantation verschiedener Organe. Die häufigste Situation ist eine Schwangerschaft nach Nierentransplantation, aber es gibt auch Frauen mit erfolgreichen Schwangerschaften nach Leber-, Herz- und Lungentransplantation. Wenn man alle diese Gruppen zusammen nimmt, handelt es sich um etwa 14.000 Schwangerschaften, und es zeichnet sich ein allgemein positives Bild aus diesen Informationen ab. Hier sind einige Informationen, die berücksichtigt werden sollten:

1. Frauen nach einer Transplantation haben dieselbe Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, wie jede andere Frau auch.

2. Es wird empfohlen, mindestens 1 und möglichst 2 Jahre nach der Transplantation zu warten, bevor eine Schwangerschaft eintritt. Das spielt in Ihrem Fall offensichtlich keine Rolle, da die Transplantation 6 Jahre her ist.

3. Es gibt eine Reihe von Komplikationen, die Sie in Betracht ziehen sollten, deren Häufigkeit bei Frauen nach Transplantation erhöht ist wenn sie schwanger werden:

a) Die Rate an Organabstoßungen ist erhöht. Es ist etwas schwer, das genau zu quantifizieren, aber es liegt wahrscheinlich bei ca. 15-20% für Lungen.
b) Die Medikamente, die genommen werden, neigen dazu, Probleme mit hohem Blutdruck und der Nierenfunktion zu machen. Der Blutdruck ist ein Problem für viele Frauen während der Schwangerschaft, und die immunsuppressiven Medikamente wie Cyclosporin, tragen auch zu dem Problem bei Frauen nach Transplantation bei. Das bedeutet, dass Sie während der Schwangerschaft eine genaue Überwachung brauchen werden, insbesondere mit Hinblick auf den Blutdruck. Hoher Blutdruck kann zu einer Situation führen, die man Prä-Eklampsie nennt, die mit einigen Problemen für Mutter und Kind assoziiert ist, allerdings in den meisten Fällen behandelt werden kann.
c) Insgesamt sind die Babys von Müttern nach Organtransplantation frühgeboren und oft eher nach 35 Wochen geboren als vielmehr nach 39-40 Wochen. Wiederum kann dies einige Herausforderungen für Mutter und Kind bedeuten.

4. Es gibt Bedenken über die Auswirkung einiger Medikamente auf das sich entwickelnde Kind, und diese sollten direkt mit Ihrem Transplantations-Team besprochen werden. Es gibt ein Risiko, obwohl insgesamt die Erfahrung ist, dass es sehr wenige Probleme für den Föten gegeben hat, die mit den eingenommenen Medikamenten zusammenhingen. Trotzdem könnte es sein, dass eine Anpassung Ihrer momentanen Therapie notwendig werden könnte.

5. Es ist wichtig, sich über die Versorgung des Kindes auf lange Sicht Gedanken zu machen, falls Sie krank werden sollten aufgrund einer Abstoßungsreaktion.

Zusammenfassend ist es möglich, ein Kind nach einer Lungentransplantation zu bekommen, aber es bringt zusätzliche Komplikationen und Herausforderungen mit sich. Es ist wichtig, dass Sie und Ihr Partner alles durchdenken, und es im Detail mit Ihrem Transplantations-Arzt und Ihrem CF-Arzt besprechen.

Mit freundlichen Grüßen
Prof. Stuart Elborn

07.12.2007
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. C. von Mallinckrodt

05.05.2008:
Nach dem Qualitätszirkel vom 22.-24.04.2008 in Prag wurde die Antwort überarbeitet. Die vorherige Antwort wurde ersetzt.