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Übelkeit und Erbrechen bei Schwerstkranken

Frage
Trotz 24 h Sauerstoffzufuhr leidet mein Sohn an Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang mit der Nahnungsaufnahme. Scheint im CF-Spätstadium häufig der Fall zu sein. Gibt es einen Zusammenhang mit der Lungen- bzw. Herzproblematik /Tachykardie bzw. eine medikamentöse Therapie? Gewichtszunahme wäre sehr wichtig für die bevorstehende Transplantation. Sein Diabetes ist gut eingestellt und die Sauerstoffsättigung in Ordnung.
Antwort
Sehr geehrte/r Fragsteller/in
Herzlicher Dank für Ihre Frage, die leider in der Tat nicht so einfach zu beantworten ist. Sicher ist es so, dass ein stabiles Gewicht, respektive Gewicht mit einem hohen BMI (Gewicht durch Grösse im Quadrat) eine wichtige Rolle spielt, auch für den Erfolg einer Lungentransplantation. Allerdings hat die Übelkeit Ihres Sohnes sicher viele verschiedene Gründe. Hier sind nur einige aufgezählt, prinzipiell braucht es aber sicher eine umfassende medizinische Begutachtung, welche "auf dem Papierweg" nur beschränkt möglich ist:
Prinzipiell können praktisch alle Medikamente zu Übelkeit führen und ich nehme an, dass Ihr Sohn derer viele einnimmt. Hier müsste man also genau wissen, welche Medikamente Ihre Sohn nimmt, und welche allenfalls mit besser verträglichen zu ersetzten währen.
Trotz des gut eingestellten Diabetes, kann gerade ein langjähriger Diabetes zu einer sogenannten Gastroparese ("träger Magen") führen und damit die Speise lange im Magen verbleiben, und zu Übelkeit führen. Hier müsste allenfalls spezifisch mit der Ernährungsberatung geschaut werden, was sich verbessern lässt (viele kleine Mahlzeiten und nicht wenige grosse). Die Frage in diesem Zusammenhang ist auch, ob Ihr Sohn bereits eine Ernährung über eine Magensonde hat, wenn ja, müsste hier ebenfalls mit der Ernährungsberatung geschaut werden, ob sich mit einer anderen Aufteilung der Ernährung etwas verbessern lässt.
Häufig ist die chronische Darmverstopfung (DIOS=distales intestinales Obstruktionssyndrom) für eine Übelkeit mitverantwortlich, etwas paradoxerweise kann dieses DIOS auch zu sogenannt pradoxem Durchfall führen, hier würde sicher ein Röntgenbild weiterhelfen.
Prinzipiell ist es aber sicher so, dass die Tachykardie einen direkten Zusammenhang mit der Lungensituation hat und bei jeder schweren chronischen Lungenkrankheit Übelkeit ein sehr häufiges Problem ist. Dies ist, neben den obigen Punkten, direkt auch mit der sogenannte "Ueberblähung" der Lunge vergesellschaftet. Diese sogenannte Ueberblähung führ zu einer Verlagerung des Zwerchfells gegen unten und damit zu einem wahrscheinlich direkt mechanischen Druck auf die Bauchorgane, vor allem auch des Magens. Deshalb haben viele Patienten nach Nahrungsaufnahme auch deutlich vermehr Atemnot, weil dann der Magen auf das Zwerchfell drückt. Auch hier helfen vor allem viele kleine, kalorienreiche Mahlzeiten und keine grossen. Wichtig ist es aber, dass Ihr Sohn vor allem das isst, was ihm schmeckt, vor allem, wenn es kalorienreich ist. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig zu erwähnen, dass ihr Sohn ja keine sogenannte Diabetesdiät durchführ, sondern sich so ernährt, dass es ihm schmeckt (unabhängig vom Kohlenhydratgehalt).
Medikamentös lässt sich nur beschränkt etwas weiterhelfen: sicher sinnvoll sind direkte Medikamente, welche auf die Übelkeit wirken (Domperidon oder Metoclopramid oder auch neuer Medikamente wie Ondansetronum). Gewisse sogenannte Neuroleptika (hier i.B. sogenannte Butyrophenone und auch gewisse Antidepressiva) können einen guten Einfluss auf die Übelkeit und i.B. auch den Appetit haben, allerdings sind hier immer auch die Nebenwirkungen zu beachten und es wäre sicher übertrieben, dass diese Medikamente wirklich eine garantierte Hilfe gegen die Uebelkeit sind.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesen Überlegungen etwas weiterhelfen, denke aber, dass es wie erwähnt sehr wichtig ist, dass Ihr Sohn prinzipiell das isst, was ihm schmeckt und ihm auch am wenigsten Übelkeit bereitet und wenn immer möglich, eher viele kleine Mahlzeiten als wenige grosse.

Dr.med. Markus Hofer
Adulte CF-Sprechstunde und Lungentransplantationsprogramm
Klinik für Pneumologie
UniversitätsSpital Zürich
20.04.2010
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Markus Hofer