3 Schweißtests - 3 unterschiedliche Werte Teil II

Frage

Sehr geehrter Herr Sommerburg, hier nochmals meine Frage, da diese beim 1. Mal unvollständig übermittelt wurde.
Mein 4-jähriger Sohn wurde wegen einer Obstipation stationär im Krankenhaus aufgenommen. Zur Aufnahme lagen die Werte des Stuhlgangs bei 207 ug/g und der Wert des Schweißtestes (Natrium-Iontophorese) lag bei 30 mmol/l. Weitere Test während des Aufenthaltes ergaben -nach Abführmaßnahmen mit Hilfe von Practoclyss- Werte von: Stuhlgang < 50 ug/g und Natrium-Iontophorese: 49 mmol/l. Der Chefarzt riet uns nach 14 Tagen zu erneuten Tests. Diese haben wir nun machen lassen mit folgenden Resultaten: Stuhlgang bei < 50 ug/g und die Natrium-Iontophorese 38 mmol/l.
Der Chefarzt meinte, es läge alles im Normbereich außer die Werte des Stuhlgangs. Hier denkt er jedoch, dass dies nur vorrübergehend ist, da Infekte und ein Astmaanfall sowie eine Magen- und Darmgrippe vorausgegangen waren. Die unterschiedlichen Werte vom Schweißtest begründet er mit der Abhängigkeit der Tagesform meines Sohnes.
Kann ich davon ausgehen, dass alles okay ist oder wie soll ich mich nun verhalten? Meine Kinderärztin versucht mich in die Richtung der Mukovizidose zu lenken und erneute Test machen zu lassen. Für eine schnelle Antwort wäre ich dankbar. MfG

Antwort

Hallo,
vielen Dank für die nochmalige Übermittlung Ihrer Frage. Nun kann ich präziser antworten.
Es sind bei Ihrem Sohn mehrfach zwei unterschiedliche Werte kontrolliert worden, die beide Hinweise auf das Vorhandensein einer Mukoviszidose geben sollten. Zunächst möchte ich deshalb auf die Werte für die Pankreas-Elastase im Stuhl eingehen. Es liegen hier 3 Messwerte vor. Ein Ergebnis zeigt eine Pankreas-Elastase im Normalbereich, zwei Werte sind pathologisch. Ich bin hier der Meinung, dass diese Werte nicht ausschließen können, dass eine exokrine Pankreasinsuffizienz vorliegt, egal ob Abführmaßnahmen durchgeführt wurden oder nicht. Das heißt, es ist weiterhin nicht klar, ob Ihr Kind eine Problem mit der Bauchspeicheldrüse hat, wie diese auch bei Mukoviszidosepatienten vorkommt. Zu den Schweißtests ist Folgendes zu sagen: Es werden leider immer noch verschiedene Parameter im Schweiß gemessen (Chlorid, Natrium, Leitfähigkeit, Osmolarität), obwohl in den internationalen Leitlinien bereits vor einigen Jahren eine Festlegung auf die Messung des Chlorids im Schweiß getroffen wurde. Nur dieser Parameter sollte zur definitiven Entscheidung herangezogen werden, insbesondere dann, wenn es sich um unklare Fälle handelt. Wenn allerdings bei Ihrem Kind wirklich Natrium gemessen wurde (und nicht die Leitfähigkeit), so hat der von Ihnen benannte Chefarzt unrecht, denn auch für das Natrium werden Werte zwischen 30 und 60 mmol/l als grenzwertig eingeschätzt, die keinesfalls eine Mukoviszidose ausschließen. Mittlerweile wissen wir, dass es einige Patienten mit nicht ganz klassischen Verläufen gibt, die solche Schweißtestergebnisse zeigen können.
Ihre Kinderärztin wird ihre Gründe haben, wenn sie an Mukoviszidose denkt und sie wäre gut beraten, wenn sie Sie mit Ihrem Kind an ein zertifiziertes Mukoviszidose-Zentrum überweist, denn dort werden Sie für diese Krankheit kompetente Ärzte finden, die auch milde und atypische Verläufe einer Mukoviszidose erkennen können. Sollte es auch hier Schwierigkeiten mit der Diagnosestellung geben, so überweisen diese zertifizierten Mukoviszidose-Ambulanzen die unklaren Patienten auch an sogenannte Referenzzentren weiter, in denen noch andere Testmöglichkeiten (nasale Potenzialmessung, Kurzschlussstrommessung in Biopsaten der Rektumschleimhaut) bestehen. Ich kann leider die Einschätzung des von Ihnen benannten Kollegen nicht teilen und würde dringend zu einer weiteren Diagnostik raten, die Ihnen Klarheit in die eine oder andere Richtung bringen sollte!
Mit freundlichen Grüßen
Olaf Sommerburg

24.04.2010

Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Olaf Sommerburg