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Künstliche Bauchspeicheldrüse

Frage
Gerade habe ich bei Spiegel Online ( http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,689139,00.html ) gelesen, dass die Entwicklung einer künstlichen Bauchspeicheldrüse Fortschritte macht.

Ist diese künstliche Drüse in ferner Zukunft möglicherweise auch eine Option für Mukoviszidosekranke?

Und wie muss ich mir das vorstellen - kann damit wie im Artikel beschrieben ausschließlich Einfluss auf den Insulin/Glucagonhaushalt genommen und damit ein Folgediabetes behandelt, oder gar die Abgabe von Lipase,Amylase und Protease kontrolliert, also ein ansatzweise normaler Verdauungsvorgang ermöglicht werden?
Antwort
Hallo,
das System, das in dem Artikel beschrieben ist und von einer Bostoner Arbeitsgruppe entwickelt und publiziert wurde, ist sicher ganz interessant und wissenschaftlich/ technisch ein Fortschritt, aber es als künstliche Bauchspeicheldrüse zu beschreiben, ist sehr gewagt.

Es ist eigentlich nicht mehr als eine Pumpe, die sowohl Insulin als auch dessen Gegenspieler Glukagon ins Blut abgibt und zwar nach Angabe eines Computers, der zu dem System gehört und der mit einem Sensor ständig Blutzucker bestimmt. Toll geklappt hat es zudem nicht, denn bei fast der Hälfte der Probanden kam es zu Unterzuckerungen und die Autoren schreiben selbst, dass weiter daran gearbeitet werden muss (El-Khatib und Mitautoren, Sci Trans Med 14, April 2010, Vol 2,27; 27). Es wird also sicher noch ein paar Jahre dauern, bis etwas ähnliches allgemein verfügbar sein wird. Und es ersetzt nur die endokrine Funktion der Bauchspeicheldrüse, also das Insulin, und nicht die exokrine Funktion, das heisst die Abgabe von Pankeasenzymen.

mit freundlichen Grüssen
Prof. Dr. Joachim Bargon
22.04.2010
Die Antwort wurde erstellt von: Prof. Dr. J. Bargon