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Genanalyse - Interpretation

Frage
Guten Tag,

bei unserer Tochter (6 Monate) wurde vor geraumer Zeit CF diagnostiziert. Mein Mann und ich haben uns einer Genanalyse unterzogen und folgendes Ergebnis erhalten.

Bei unserer Tochter wurde folgendes molekulargenetisches Ergebnis ermittelt: Heterozygote Mutationen Delta F508 (Exon 10) -> von mir und G542X (Exon 11) -> von meinem Mann.

Was bedeutet dies nun genau für unsere Tochter:

1) hinsichtlich einem möglichen Verlauf sowie
2) einer eventuellen Teilnahme an Teststudien zu neuen Medikamenten sowie
3) zur Standard-Therapie und
4) zu einer ggf. zukünftigen Gentherapie?

Hat sie eine "klassische" oder eher seltene Mukoform?

Ganz herzlichen Dank für Ihre Antwort.
Antwort
Guten Tag,

Ihre Tochter ist demnach "compound"-heterozygot für die Mutationen F508del und G542X. Dieser "Genotyp" ist relativ häufig, und aus mehreren großen Studien ist bekannt, das Patienten mit dem Genotyp F508del/G542X sich klinisch praktisch nicht von Patienten unterscheiden, die homozygot (reinerbig) für die häufigste Mutation (F508del) sind. Somit liegt bei Ihrer Tochter molekulargenetisch eine "klassische" Mukoviszidose vor.
Allerdings ist auch bei der "klassischen" Mukoviszidose der Verlauf sehr variabel, d.h. Patienten mit dem gleichen Genotyp können klinisch sehr unterschiedliche Verläufe haben. Bis auf die Annahme, dass Ihre Tochter mit sehr großer Wahrscheinlichkeit "Verdauungsenzyme" nehmen muss (sie wird wohl "pankreasinsuffizient" sein), lässt sich ansonsten aus dem Genotyp keinerlei prognostisch relevante Aussage treffen.
Bei Studien zu neuen Medikamenten käme möglicherweise sowohl die Behandlung mit Medikamenten, die sich gegen die Folgen der Mutation F508del richten in Frage (z.B. VX809), als auch von Medikamenten, die bei vorzeitigen Stopmutationen eingesetzt werden (PTC 124 - Ataluren), da es sich bei der Mutation G542X um eine derartige Mutation handelt. Die Teilnahme an derartigen Therapiestudien ist derzeit äußerst limitiert, Sie können aber die Ärzte der Mukoviszidoseambulanz, in der Ihre Tochter betreut wird, darauf ansprechen, auch wenn vielleicht momentan noch keine Teilnahme möglich ist.
Auf die Standard-Therapie hat der Genotyp Ihrer Tochter keinen Einfluss, und bezüglich künftiger Gentherapie lassen sich überhaupt keine verlässlichen Aussagen treffen.

Mit freundlichen Grüßen
Prof. M. Stuhrmann-Spangenberg
10.05.2010