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Behandlungsstandards bezügl. Antibiose

Frage
Guten Tag,

wie lässt es sich erklären, dass verschiedene Ambulanzen verschiedene Therapie-Strategien verfolgen?
Konkretes Beispiel: IV-Antibiose regelmäßig oder nur bei Bedarf- Stichwort dänisches Modell.

Sollte man nicht davon ausgehen, dass innerhalb eines Landes der medizinische Wissenstand gleich ist bzw. sich nach Jahren unterschiedlicher Handhabung durch die Betrachtung der Vergleichsdaten herauskristallisiert haben sollte, welche Methode letztlich die bessere ist?

Für Patienten sind diese unterschiedlichen Ansichten nämlich höchst verwirrend und nicht nachvollziehbar.

Viele Grüße
MM
Antwort
Sehr geehrte/r MM
Herzlicher Dank für Ihre Anfrage. Ich verstehe Ihre Unsicherheit sehr gut, allerdings ist es in der Medizin, nicht nur bei CF, häufig so, dass es nicht "ein Weg gibt, der nach Rom führt", sondern eben verschiedene Möglichkeiten. In der Tat ist es so, dass die Dänen bei Patient mit nachgewiesener Pseudomonas regelmässige i.v.-Therapie machen, demgegenüber ist es aber vor allem im angelsächsischen Raum und auch bei uns in der Schweiz und soweit ich informiert bin auch in Deutschland eher so, dass eine i.v.-Therapie gemacht wird, wenn ein Patient Symptome einer pulmonalen Verschlechterung, sprich Exacerbation hat. Diesbezüglich konnte im Übrigen vor einigen Jahren durch A. Bush, vom Royal Brompton Spital in London gezeigt werden, dass es keinen Unterschied gibt, ob ein Patient nun regelmässig alle 3 Monate oder bei Bedarf behandelt wurde und die Anzahl der verabreichten i.v.-Therapien bei beiden Gruppen etwas gleich häufig ist. Unabhängig davon haben Sie aber recht, dass es wichtig ist, sogenannte Guidelines zu erstellen, welche als Therapiestandart gelten und die europäische CF-Gesellschaft hat bezüglich der Behandlung der CF in den letzten Jahren wichtige Guidelines publiziert und weitere sind in Erarbeitung. Allerdings hat sich die Behandlung der CF glücklicherweise in den letzten Jahren dramatisch verändert, und was heute gilt und Standard ist, kann durchaus morgen bereits überholt sein. Es scheint mir aber wichtig zu sein, dass ihre betreuenden Ärzte Ihnen zu erklären versuchen, weshalb sie jetzt diese Therapiestrategie und nicht eine andere wählen und Sie dementsprechend auch nachfragen.
Wie gesagt, bezüglich der regelmässigen i.v.-Therapie bei Pseudomonas-Infekt sind die Bücher nicht geschlossen und wir in Zürich behandeln in der Regel die Patienten ebenfalls wirklich nur, wenn eine Exacerbation vorliegt. Dies verlangt aber vom Patienten ein gutes "Körpergefühl" und auch hohes Mass an Selbstverantwortung, um frühzeitig eine Exacerbation wahrzunehmen. Wenn ein Patient eher zu spät als zu früh kommt bei einer Exacerbation, wählen wir durchaus auch das regelmässige i.v.-Schema mit 3-4 monatlichen Therapien.
Ich hoffe, ich konnte Ihre Frage etwas beantworten, eine "letzte, allgültige Wahrheit" gibt es aber generell in der Medizin äusserst selten.

Mit freundlichen Grüssen

Dr.med. Markus Hofer
OA adulte CF-Sprechstunde
UniversitätsSpital Zürich

Ergänzung am 5.7.2010:

Bei der Antwort auf die Frage, wie häufig oder wann bei einem Pseudomonas aeruginosa besiedelten CF-Patienten eine antibiotische Therapie erforderlich ist, muss auch die Entwicklung in der Medizin berücksichtigt werden, hier insbesondere die Einführung der hochdosierten inhalativen Antibiotikatherapie. Eine Langzeittherapie mit einem Pseudomonas aeruginosa-wirksamen inhalativen Antibiotikum beeinflusst die Entscheidung über die Notwendigkeit einer "Routine" (prophylaktischen)- antibiotischen i.v.-Therapie.
08.06.2010