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Enterobacter Kloake

Frage
Guten Tag,

ich habe eine 19 Monate alte Tochter mit CF. Vergangene Woche machte sich bei ihr ein Infekt bemerkbar, daraufhin wurde in der Ambulanz ein Rachenabstrich gemacht mit dem Ergebnis Enterobacter Kloake.
Der Ambulanzarzt will diesen Keim nun nicht weiter behandeln. Er sagt es ist in der CF nicht nachgewiesen, dass dieser Keim irgendwelche Probleme machen kann, aber man sollte bei späteren Antibiotikabehandlungen immer im Hinterkopf behalten, dass sie diesen Keim hat bzw. hatte.
Ist es wirklich so, dass man gegen diesen Keim nichts tun sollte? Breitet er sich jetzt nicht weiter aus ohne dass etwas gegen ihn getan wird?
Vielen Dank.
Anna
Antwort
Liebe Anna,
gegen das abwartende Vorgehen des behandelnden Arztes bestehen aus meiner Sicht keine Bedenken.

Bei einem Enterobacter cloacae handelt es sich um einen Keim, der zur Gruppe der Enterobacteriazeen gehört. E. cloacae Bakterien sind weit verbreitet und kommen vor allem im Darm von Mensch und Tier vor. Da es sich auch um einen Feuchtkeim handelt, sind sie aber auch regelmäßig in Wasser bzw. Feuchtbereichen zu finden. Der Nachweis eines E. cloacae aus Materialien des oberen Respirationstraktes ist bei Erwachsenen eher untypisch, hat aber primär auch keinen Krankheitswert. Bei Kleinkindern ist dies nicht anders. Hier ist der Nachweis verschiedener Enterobakteriazeen infolge der Tendenz Gegenstände und die Hände regelmäßig in den Mund zu stecken, bei meist inkonsequenterer Händehygiene, sogar weitaus häufiger als bei Erwachsenen. Darüber hinaus sind Enterobakteriazeen bei Kindern meist nur kurzfristig nachweisbar. Bei dem einmaligen Nachweis eines E. cloacae aus einem Rachenabstrich bei einem Kind, wäre also primär eher von einer vorübergehenden Kolonisierung auszugehen (Zufallsbefund).

Im Einzelfall kann man den Nachweis dieser Bakterien aus respiratorischem Material natürlich hinterfragen. Im geschilderten Fall erfolgte der Nachweis im Rahmen der Abklärung eines Infektes bei Mukoviszidose. E. cloacae gehört nicht zu den anerkannten CF-Erregern, also zu den Erregern, die bei CF nachweislich oder sehr wahrscheinlich zum Krankheitsprozess in der Lunge beitragen. Der Infekt hat darüber hinaus am ehesten eine andere Ursache (z. B. viral bedingt). Demnach besteht, auch im Hinblick auf das oben Gesagte, keine Indikation zur Therapie des Enterobacter. Es lässt sich allerdings nicht sicher ausschließen, dass das gleichzeitige Vorhandensein des E. cloacae die Ausprägung der Infektsymptomatik auch negativ beeinflussen kann. Eine gegen den Enterobacter gerichtete Antibiotikatherapie wäre, wenn überhaupt, nur bei länger bestehender Symptomatik und Persistenz des E. cloacae ohne sonstigen Erregernachweis zu diskutieren.
Desweiteren stellt die abwartende Haltung kein Versäumnis dar. Die Gefahr einer bleibenden Schädigung oder Chronifizierung ist insbesondere in dem Alter Ihres Kindes nicht gegeben.
Bei einer Antibiotikatherapie sollten immer mögliche unerwünschte und erwünschte Wirkungen gegeneinander abgewogen werden. In dem hier geschilderten Fall überwiegen aus meiner Sicht die möglichen Nachteile einer Antibiotikatherapie bei fraglichem Nutzen (Relevanz des E. cloacae).

Mit freundlichen Grüßen
Michael Hogardt
22.07.2010
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. med. Michael Hogardt