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Lactoseintolleranz?

Frage
Sehr geehrtes Expertenteam,

ich habe Mukoviszidose, bin 32 Jahre und wurde vor fast drei Jahren Lungen- und Leber transplantiert. Mir geht es sehr gut und ich kann meiner früheren Vollzeittätigkeit seit zwei Jahren wieder nachgehen. Dennoch quält mich ein unangenehmes Problem.
Seit meiner Transplantation vertrage ich Milchprodukte(Milch, Joghurt, Quark, ) nicht mehr. Ca. 10 -15 min nach Genuß habe ich starke Bauchschmerzen, die nicht vom Fettgehalt herrühren, da ich genügend Kreon einnehme. Früher konnte ich diese Lebensmittel in großen Mengen verzehren.
Die Symptome deuten auf eine Lactoseintolleranz und ich habe mich einem Blut-und Atemtest unterzogen. Diese sind beide negativ ausgefallen.
Ebenfalls habe ich mich einer Magen-, Dünn- und Dickarmspiegelung unterzogen, welche alle ohne Befund waren.
Wenn ich lactosefreie Lebensmittel esse oder Lactrasetabletten ggf. einnehme, treten die Beschwerden nicht auf.
Meine Frage ist, ob die Beschwerden aufgrund der neuen Leber, der Immunsuppressiva oder der Mukoviszidose selbst und daraus folgender mangelnder Enzymwirksamkeit (obwohl genügend vorhanden sind) hervorgerufen werden kann und wie ich mich am besten verhalten soll. Die Lebensmittel einfach wieder zu essen, mangels Befund ist sicher keine Lösung.

In der Hoffnung, Sie haben eine Antwort

verbleibt mit freundlichen Grüßen

Kai Böhm

Antwort
Hallo,
Sie berichten, dass sie vor der kombinierten Lungen- und Lebertransplantation milchzuckerhaltige Nahrungsmittel problemlos vertragen haben und dass sie seit der Transplantation ca. 10 - 15 Minuten nach dem Genuss von Joghurt, Quark und Milch starke Leibschmerzen bekommen. Ein durchgeführter Laktose-Atemtest und eine Endoskopie von Magen und Dünndarm sei normal gewesen.
Auf Grund ihrer Vorgeschichte mit primärer Toleranz von Laktose haltigen Nahrungsmittels könnte bei Ihnen nur eine so genannte sekundäre also erworbene Laktoseintoleranz vorliegen. Wenn der Atemtest sachgerecht durchgeführt wurde und eine Gewebsprobenuntersuchung aus den Dünndarm erfolgt ist und wenn diese normal war, so ist auch eine sekundäre Laktoseintoleranz aus zu schliessen.
Es wäre dann zu vermuten, dass durch die Transplantationen ( hier besonders die Lebertransplantation ) eine Einschränkung der Toleranz von Milchprodukten bei ihnen resultiert. Dies könnte das Eiweiß oder das Fett sein.
Sie sollten folgende Tests auf Nahrungsverträglichkeit durchführen. Extrem vergorener Hartkäse ( alter Gouda ) enthält nahezu keine Laktose. Wenn sie auf diesen Käse reagieren, so muss das Problem beim Eiweiß oder Fett aus der Milch liegen. Sollten sie diesen Käse vertragen und ebenso bei den käuflichen laktosefreien Produkten nicht reagieren, dann ist der Laktoseatmentest falsch bewertet worden oder er konnte nicht pathologisch ausfallen, da ihre Darmflora keine Wasserstoff bildenden Bakterien enthält ( z.B. bedingt durch intensive häufige Antibiotikatherapien ). In diesem Fall würde also doch eine sekundäre Laktoseintoleranz bei ihnen vorliegen. Es kann mit einem Laktulose-Atemtest rasch geklärt werde, ob ihre Darmflora Wasserstoffbildner enthält oder nicht.
Wenn sie andererseits den alten Gouda und die Laktose freien Produkte nicht vertragen, dann müsste geklärt werden, ob sich bei Ihnen eine Kuhmilcheiweißallergie eingestellt hat . Da sie sicher noch unter einer Therapie mit Immunsupressiva stehen, versagen hier die üblichen Haut- und Bluttests. Man kann dies dann nur durch einen oralen Belastungstest mit Milcheiweißpulver klären.
Es ist aber auch sehr gut möglich, dass der Fettanteil der Milchprodukte ihnen nach der Lebertransplantation Probleme bereitet. Dann müssten sie aber auch bei Genuss anderer entsprechend fetthaltiger Nahrungen Probleme haben.
Sie sehen, dass die Angelegenheit nicht ganz einfach ist. Sie sollten daher das ganze Problem mit einem erfahrenen Gastroenterologen und einer Ökotrophologin besprechen und die jeweiligen Tests durchführen.
Mit freundlichem Gruß
Prof. Dr. H.-G. Posselt
03.08.2010
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt