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Schmerzen/tw Fieber unter Antibiotika

Frage
Hallo!
Ich bin 25 Jahre alt und habe seit 23 Jahren eine ununterbrochene Besiedelung mit Pseudomonas. Seitdem inhaliere ich dauerhaft Antibiotika, seit 1995 mache ich 3 - 4 Iv-Therapien im Jahr, dazwischen Ciprofloxazin in 2-wöchiger on/off- Therapie. Früher stellte das kein Problem für mich dar, ich konnte während der Therapien mehr oder weniger wie gewohnt leben. Seit etwa 2 Jahren habe ich allerdings je nach Wirkstoff unterschiedliche Nebenwirkungen wie Fieber, starke Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit und teilweise Stimmungsschwankungen. Diese hören ein bis zwei Tage nach Ende der Iv wieder auf. Gleichzeitig ist mein CRP immer erhöht und ist teilweise nach der IV sogar höher als vorher. Seit 2 Monaten nehme ich 2x600 mg Ibuprofen täglich, die Entzündungswerte sind etwas besser geworden. Keiner kann oder will mir die Sache mit den Antibiotika erklären, langsam lässt bei mir auch die Akzeptanz der Iv- Therapie nach. Kann man generell allergisch auf Antibiotika reagieren (ich habe mittlerweile 6 verschiedene durch), z.B. auf die abgestorbenen Bakterien? Oder liegt es einfach daran, dass ich schon so lange hochdosiert welche nehme?
Antwort
Sehr geehrte/r Fragesteller/in
Herzlicher Dank für Ihre interessante Frage. Ich verstehe Ihre Verunsicherung darüber, dass die i.v.-Antibiotikatherapien nicht mehr gleich wirken wie früher und Sie auch durch die vermehrten "Nebenwirkungen" wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sehr verunsichert sind, sehr gut. Ich denke aber nicht, dass Sie jetzt Allergisch gegen eines der Antibiotikas sind oder gar zu lange hochdosiert behandelt worden sind. Das Hauptproblem dürfte sein, dass die Bronchiektasen in Ihrer Lunge im Lauf der Jahr, trotz der sicher korrekten Therapie, deutlich zugenommen haben und die Wirkung der Antibiotika nicht mehr gleich gut ist wie früher. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass sich eben die Bronchien mit der chronischen Entzündung deutlich erweitern (=Bronchiektasen) und es so, im übertragenen Sinne zu eigentlichen Ansammlung von "Eiter" (stark entzündliches Sekret, welches vor allem aus Entzündungszellen und Bakterien besteht) in den Atemwege gekommen ist. Die Antibiotika können so nur noch ganz schlecht die Bakterien in diesem "Eitersee" abtöten, da diese sozusagen gar nicht bis zu diesen gelangen können und deshalb wirken sie auch immer schlechter. Natürlich wäre es in dieser Situation sicher hilfreich, wenn nicht bereits durchgeführt, wieder einmal eine Computertomographie der Lunge durchzuführen, um zu sehen, wie die Lunge genau aussieht und ob wirklich diese "Eiteransammlung" ein Problem darstellt. Neben der regelmässigen i.v.-Therapie sollten Sie sicher weiterhin die regelmässige, tägliche Physiotherapie zur Sekretmobilisation und auch eine inhalative Antibiotikatherapie durchführen, aber ich nehme an, dass Sie dies bereits tun.
Prinzipiell stellt sich auch abhängig vom Erkrankungsfortschritt die Frage nach einer Lungentransplantation. Dies sollte individuell mit einem CF-kompetenten Arzt besprochen werden. Möglicherweise haben Sie dies bereits mit Ihren CF-Ärzten diskutiert.

Dr.med. Markus Hofer
Leiter adulte CF Sprechstunde
UniveristätsSpital Zürich
24.08.2010
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Markus Hofer