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Blutgaswerte verändert durch Sport?

Frage
Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe mit regelmäßigem Sport (CF-42 Jahre) angefangen. Seitdem sind meine Blutgaswerte verändert.

vorher:

pH-Wert 7.40 7.41 100.2
a.CO2-Partialdruck [mmHg] 43.10
a.O2-Partialdruck [mmHg] 63.50
Standard Bicarb [mmol/l] 26.70
Basenüberschuß [mmol/l] 2.00
a.O2-Sättigung [%] 92.55
Hämoglobin [g/lOOml] 15.60
PaO2 std [mmHg] 63.50
a.O2-Gehalt [Vol%] 19.54

nach dreiwöchigem Sport:

pH-Wert 7.40 7.41 100.2
a.CO2-Partialdruck [mmHg] 28.50
a.O2-Partialdruck [mmHg] 82.10
Standard Bicarb [mmol/l] 21.81
Basenüberschuß [mmol/l] -4.07
a.O2-Sättigung [%] 96.42
Hämoglobin [g/lOOml] 15.10
PaO2 std [mlIiHg] 89.52
a.O2-Gehalt [Vol%] 19.77

Sind die Veränderungen beim CO2, O2, Basenüberschuß und O2-Sättigung auf die regelmäßige Bewegung zurück zu führen?

Die Werte der Lungenfunktion sind um wenige Promill verbessert.

Vielen Dank für ihre Bemühungen.

Kai
Antwort
Sehr geehrter Ratsuchender,

vielen Dank für Ihre interessante und trotzdem nicht einfach zu beantwortende Frage.

Grundsätzlich haben eine Reihe gut durchgeführter Studien gezeigt, dass regelmäßige sportliche Aktivität einen günstigen Einfluss auf die Lungenfunktion hat. In diesen Untersuchungen wurden jedoch die traditionellen Lungenfunktionswerte wie FEV1 und FVC betrachtet, nicht jedoch die Blutgaswerte. Einzelne Untersuchungen konnten aber sehr wohl belegen, dass eine einzelne "Sportstunde" (20-30 min Sport) die Sauerstoff-Sättigung bei Mukoviszidose-Betroffenen für wenigstens 30-60 min nach der Belastung steigern kann. Dies deckt sich mit unserer klinischen Erfahrung und wird von uns als Zeichen einer "Eröffnung" einzelner Lungenareale durch den Sport interpretiert, die in Ruhe z.B. durch eine Schleimverlegung in den Bronchien nicht an der Atmung teilgenommen haben.

Ihre Blutgaswerte vor und wenige Wochen nach Beginn eines Sportprogramms zeigen eine Abnahme des CO2-Partialdrucks bei einer Verbesserung des Sauerstoff-Partiladrucks und der Sauerstoff-Sättigung. Diese Werte würden gut zu einem verbesserten Gasaustausch, d.h. einer besseren Funktion der Lunge, durch den begonnenen Sport passen. Die im selben Zeitraum nur sehr gering verbesserten klassischen Lungenfunktionswerte müssen nicht gegen diese Interpretation sprechen. Allerdings zeigt der Basenüberschuss von
-4 mmol/l in der Blutgasanalyse nach Beginn des Sportprogramms eine gewisse "Übersäuerung" des Blutes. Eine Ansäuerung des Blutes würde die Atmung stimulieren und damit zumindest teilweise die niedrigeren PCO2-Werte erklären können. Wurde die Blutgasanalyse evtl. innerhalb von 60 Minuten nach einer intensiven körperlichen Belastung abgenommen, die dann Ursache dieser Übersäuerung sein könnte? Ein Langzeiteffekt regelmäßiger Belastung auf den Basenüberschuss wurde bisher weder für Mukoviszidose noch für Gesunde beschrieben.

Es tut mir leid, dass ich Ihre Frage, ob die regelmäßige Bewegung Ursache der insgesamt positiven Veränderung der Blutgasanalyse ist, nicht eindeutig beantworten kann. Das Sportprogramm kann hier zumindest teilweise eine Rolle spielen, muss es aber nicht. In jedem Fall möchte ich Sie ermutigen, mit der regelmäßigen Bewegung fortzufahren, da diese, wenn sie nicht zu intensiv durchgeführt wird, Spaß macht, die Lebensqualität verbessert und sich langfristig günstig auf die Leistungsfähigkeit und Lungenfunktion auswirkt. Vielleicht können Sie auch Freunde dafür begeistern?

Mit herzlichen Grüßen

Prof. Dr. H. Hebestreit
18.09.2010
Die Antwort wurde erstellt von: Prof. Dr. Helge Hebestreit