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Aquarium

Frage
Liebes Expertenteam,

unser Sohn möchte unbedingt ein Aquarium, was ich wegen des Keimrisikos vehement ablehnen. Da er nicht locker lässt und meine Frau schon am verzweifeln ist, möchte ich nun sie um Hilfe bitten. Wie bewerten Sie das Risiko für einen CF-Patient?

Vielen Dank

Jens
Antwort
Lieber Jens,

es existieren kaum verlässliche Daten zur Kontamination von Heimaquarien mit P. aeruginosa oder anderen CF-Erregern bzw. dem daraus resultierenden Infektionsrisiko für CF-Patienten, weshalb eine wirklich zufriedenstellende Antwort nicht möglich ist.

Das Risiko sich über ein Aquarium mit P. aeruginosa zu infizieren ist bei kurzzeitigem Kontakt bzw. bei der Einhaltung bestimmter Vorsichtsmaßnahmen (s. u.) wahrscheinlich sehr gering, allerdings ähnlich wie im Falle von Zimmerbrunnen, Hydrokulturen etc. nicht auszuschließen.

Die Empfehlung an CF-Patienten ist i.d.R. den Kontakt mit Aquarien als Feuchtreservoir und damit als mögliche Infektionsquelle zu meiden (1). Nachfolgend noch einige Bemerkungen hierzu.

• Eine hohe mikrobiologische Wasserqualität ist bei Aquarien nicht zu erreichen. Eine Kontamination von Aquarien (via Wasser, Wasserpflanzen, etc.) mit verschiedenen (Feucht-) Keimen aber auch Schimmelpilzen ist beschrieben. Auch CF-relevante Keime können hier vorkommen.

• Insbesondere bei höheren Temperaturen (Warmwasseraquarien) ist darüber hinaus eine Anreicherung der Keime und Zunahme des Übertragungsrisikos denkbar.

• Obwohl CF-Erreger nicht zum primären Keimspektrum in Aquarien gehören und diese nur mäßig sprudeln, ist die Bildung entsprechend kontaminierter Aerosole nicht auszuschließen. In geschlossenen, engen Räumlichkeiten ist das Risiko einer Übertragung allgemein höher als im Freien, wo Aerosole sich schnell verteilen (aerosoldichte Deckel sollen verfügbar sein, über deren Effizienz kann ich jedoch keine Aussage machen). Aquarien sollten daher zumindest nicht im Zimmer bzw. Schlafraum von CF-Patienten aufgestellt sein.

• CF-Patienten sollten auf jeden Fall das eigenhändige Reinigen, bzw. den Wasserwechsel (besonders aerosolträchtig) strikt unterlassen.

• Infektionen von CF-Patienten z. B. mit P. aeruginosa/B. cepacia im Zusammenhang mit einem Aquarium sind bisher nicht beschrieben. In der Umwelt existieren vielfältige Feuchtbereiche, die als mögliche Infektionsquelle in Frage kommen. Bei CF-Patienten ist in den seltensten Fällen die Herkunft eines im Respirationstrakt nachgewiesenen Feuchtkeims geklärt (2). Daher wurde bisher allgemein kein bestimmtes Reservoir eindeutig als besonders infektionsrelevant identifiziert.

• Typische Infektionen bei Aquarianern sind Hautinfektionen an Händen bzw. Unterarmen durch Mycobacterium marinum, weswegen beim Reinigen von Aquarien das Tragen von Handschuhen empfohlen wird. Es gibt im Zusammenhang mit Aquarien bisher eine Fallbeschreibung einer Infektion eines CF-Patienten mit Aeromonas hydrophila (Feuchtkeim, aber kein typischer CF-Erreger), was zumindest das prinzipielle Risiko eines Aquariums als Quelle einer Übertragung belegt (3).

• Entscheidend bei der Risikoabschätzung ist auch die klinische Situation des Patienten (Lungenfunktion, ABPA, Keimbesiedelung?), ggf. die Anfrage auch mit dem behandelnden Arzt besprechen.

Mit freundlichen Grüßen
M. Hogardt


(1)
(2) P. Schelstraete, S. Van daele, K. De Boeck, M. Proesmans, P. Lebecque, J. Leclercq-Foucart, A. Malfroot, M. Vaneechouttee and F. De Baets. Pseudomonas aeruginosa in the home environment of newly infected cystic fibrosis patients. Eur Respir J 2008; 31: 822–829. erj.ersjournals.com/content/31/4/822.full.pdf

(3) Cremonesini D und Thomson A. Lung colonization with Aeromonas hydrophila in cystic fibrosis believed to have come from a tropical fish tank. J R Soc Med. 2008 Jul 101 Suppl. 1: S44-5.

15.02.2011
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. med. Michael Hogardt