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Staphylococcus aureus & Haemophilus influenza

Frage
Liebes Expertenteam,

bei unserer Tochter (aktuell 1,5 Jahre und mit 3,5 Monaten CF-diagnostiziert) wurden im Rachenabstrich o.g. Keime diagnostiziert (Staph. bereits zum 3. Mal / Haemoph. zum 2. Mal, es gab Monate, während diesen sie keimfrei war).

Unser aktueller CF-Arzt möchte - trotz des o.g. Befundes - keine Antiobiotika-Therapie anordnen, da es ihr sehr gut geht. D.h., Sauerstoffsättigung 100%, Abhören der Lunge gut, Gewicht und Größe ok, Appetit sehr gut, Stuhlgang ok, keine hörbare und sichtbare Verschleimung, kein Husten. Unsere Physio spürt keinen auffälligen Schleim.

Wir inhalieren immer täglich 2 Mal mit je NaCl plus 3 Tropfen Salbutamol und 5 Hüben Atrovent.

Unser früherer CF-Arzt hatte uns bei o.g. Keimen relativ zügig 3 Wochen Antibiotika verordnet.

Mein Mann und ich, wir haben uns für eine bedarfsorientierte Antibiotika-Therapie entschieden. Aber besteht denn nun Bedarf??? Durch die unterschiedliche Handlungsweise der Ärzte sind wir verunsichert.

Sollte man ein Antibiotika nur dann geben, wenn Infektsymptome vorhanden sind, da z.B. Schleim = Nährboden oder besser generell, also beim Nachweis von Keimen?

Hätten wir keinen Kontroll-Abstrich gemacht, wäre es nicht sichtbar gewesen, dass unsere Tochter momentan mit Keimen besiedelt ist, da sie keine auffälligen Symptome zeigt.

Vielen Dank für Ihre Hilfe!

Antwort
Hallo,

Sie fragen an, ob bei Ihrer 1 ½ Jahre alten Tochter , bei der rezidivierend Staph. Aureus und Haemophilus influenzae im Rachenabstrich nachgewiesen werden, eine Antibiotikatherapie durchgeführt werden soll obwohl sie keinerlei Infektzeichen bietet und keine Verschleimung der Lunge nachweisbar ist. Sie sind verunsichert, weil Ihr früherer Cf-Arzt in einer solchen Situation immer für 3 Wochen eine vorbeugende Therapie vorgeschlagen hat. Sie selbst und Ihr Mann haben sich für solche Situationen auf eine infektorientierte Behandlung entschieden.
Für die Situation Ihrer Tochter gibt es keine allgemeingültige Richtlinie. Es gibt CF-Ärzte und dem entsprechend auch Cf-Zentren, die bei Nachweis von Staph. Aureus oder Haemophilus influenzae generell und unabhängig von Infektzeichen eine Antibiotika-Therapie für 2 bis 3 Wochen vorschlagen, da bekannt ist , dass beide Keime das potential haben, die Lunge zu schädigen. Wenn man nach Absetzen der Antibiotika nach ca. 3 Wochen einen Kontrollabstrich durchführt, findet man nicht selten unverändert die Keime, die zuvor nachgewiesen wurden. Dies würde bei konsequenter Durchführung dieses Behandlungsregimes zu einer immer wiederkehrenden kurzzeitigen Antibiotika-Therapie führen. Da bekannt ist , dass einige CF-Kinder unabhängig von jeglicher Behandlung einen Status der Dauerbesiedlung mit Staph. Aureus bieten, gibt es einige Zentren , die eine so genannte Dauerprophylaxe gegen Staph. Aureus durchführen. Eine solche Behandlung hat in einer großen Studie keinen nennenswerten Vorteil der dauerbehandelten Patienten gezeigt. Es wurde andererseits eine erhöhte Anzahl früher mit Pseudomonas aeruginosa infizierter Patienten unter den dauerbehandelten gefunden.
Auf Grund all dieser Erfahrungen sollten sich Eltern und behandelnde Ärzte auf ein gemeinsam getragenes Behandlungsregime einigen. Sie und Ihr Mann haben sich für eine infektorientierte Antibiotika-Behandlung entschieden. Der derzeitige CF-Arzt scheint diese Meinung zu teilen. Sie können dieses Vorgehen also gemeinsam vertrauensvoll befolgen. Wichtig ist hierbei, dass Sie Ihre Tochter genau beobachten und bei jeglicher Veränderung des Allgemeinbefindens Ihren CF-Arzt kontaktieren. Vielleicht können Sie sich auch mit Ihrem Cf-Zentrum auf etwas engmaschigere Routinekontrollen – ähnlich dem kopenhagener Modell- einigen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt
26.01.2011
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt