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Ernährung: konventionell oder Bio?

Frage
Sehr geehrtes Expertenteam,

im Hinblick auf unsere Tochter (3 Monate, F508del+R553X) haben wir uns die Frage der späteren Ernährung gestellt. Insbesondere fragen wir uns, ob die bei konventioneller Tierhaltung benutzten Antibiotika im Hinblick auf spätere Resistenzen eine Rolle spielen.

Daher die Fragen: Haben Sie Informationen, dass das in konventioneller Tierhaltung erzeugte Fleisch über das für gesunde Menschen übliche Maß hinaus für CF-Kranke gefährlich sein kann? Kann es Probleme oder Risiken mit anderen konventionell erzeugten Lebensmitteln geben? Würden Sie ausschließlich Bio-Fleisch oder Bio-Nahrungsmittel empfehlen?

Vielen Dank,
mit freundlichen Grüßen,

"schup011"
Antwort
Guten Tag,

Suzanne van Dullemen, Dipl.-Oecotrophologin, Päd. Gastroenterologie & Christiane Herzog CF-Zentrum Frankfurt hat Ihre Frage folgendermaßen beantwortet:

"Bei der Verwendung von Futterarzneimitteln in der konventionellen Landwirtschaft, im Speziellen Antibiotika, muss zunächst unterschieden werden in Antibiotika, die als hochwirksames Therapeutikum verwendet werden, und niedriger dosierte Antibiotika, die als Leistungsförderer das Wachstum der Nutztiere begünstigen.

Die Antibiotika, die als Leistungsförderer verwendet werden, sind seit 2006 EU-weit verboten. Stellvertretend werden andere Substanzen verwendet, wie organische Säuren, phytogene Zusatzstoffe, Pro- und Präbiotika und "Seltene Erden".

Die Antibiotika, die als Therapeutikum bei erkrankten Tieren verwendet werden, werden ebenfalls in der Humanmedizin verwendet. Leider sind, wie beim Menschen auch, Resistenzen bestimmter Bakterien in der Tierhaltung gefunden worden. Durch die Resistenzbildung in der Tierhaltung ist aber eher mit einer bakteriellen Belastung des Fleischgutes und Infektion des Konsumenten zu rechnen. Bei einer eingehaltenen adäquaten Küchenhygiene birgt der Verzehr aber kaum Gefahren in sich (Salmonellose etc.)

Es gibt neben einer Höchstmenge für Rückstände im Fleisch ebenfalls eine gesetzlich festgelegte Wartezeit, bis ein antibiotisch behandeltes Tier geschlachtet und in den Verkehr gebracht werden darf. Diese Maßnahmen werden regelmäßig geprüft und der Bundesoberbehörde vorgelegt, um das Risiko einer möglichen Übertragung von Resistenzen auf den Menschen zu minimieren.

In der biologisch-dynamischen Landwirtschaft ist die Verwendung von Leistungsförderern schon immer verboten gewesen, die Verwendung von Antiobiotika als Therapeutikum bei einem erkrankten Einzeltier nur einmalig erlaubt, sonst muss das Fleisch als konventionell erzeugt verkauft werden. Die Tierhaltung ist artgerecht, so dass die Zahl der Verletzungen und Therapiebedürftigkeit verhindert werden kann. Außerdem werden ausschließlich natürliche Dünger und Pflanzenschutzmittel verwendet, so dass Bio-Fleisch (und pflanzliche bio-Produkte) keine Rückstände aus diesem Bereich enthält.

Ein weitere Vorteil (neben dem ökologischen Aspekt), sind die günstigeren ernährungsphysiologischen Eigenschaften von bio-Produkten. Bsp. ist im bio-Fleisch nachweislich ein höherer Anteil an Omega-3-Fettsäuren, die wichtig in der Steuerung von Entzündungsprozessen sind, zu finden.

Die momentane Datenlage lässt keine genaue Aussage zu, ob der Verzehr von konventionell erzeugtem Fleisch in der gesunden Bevölkerung, geschweige denn bei CF-Betroffenen, zu Resistenzen führt oder nicht. Dennoch findet sich bei 0,45% der Proben eine erhöhte Belastung diverser Rückstände aus dem Futterarzneimittelbereich im Fleisch. Die Bundestierärztekammer rät zu Vorsicht.

Als Fazit würde ich Ihnen empfehlen, Ihrer Tochter nach Möglichkeit bio-erzeugte Nahrungsmittel anzubieten. Viele Produkte bekommen Sie bereits in diversen Discountern (bio-Fleisch, bio-Gemüse, bio-Obst). Falls Sie die Beikost selbst herstellen möchten, eignen sich die bio-tiefkühl-Gemüsesorten bestens. In der Säuglingsabteilung diverser Drogerien finden Sie viele bio-dynamische Produkte (Alnatura, Demeter, etc.), wie Getreideflocken (Hirse-, Hafer-, Reis- etc.) und Gläschen (nach dem 4. Monat) mit bio-Qualität, so dass Sie das erste Jahr gut überstehen können. Im späteren Verlauf ist der Verzehr von bio-Produkten ebenfalls zu empfehlen, jedoch gibt es keinen Hinweis, dass konventionell erzeugtes Fleisch gesundheitsschädlich für CF-Betroffene ist.

Ich hoffe, Ihre Fragen beantwortet zu haben, und verbleibe mit recht herzlichen Grüßen,

Suzanne van Dullemen
Dipl.-Oecotrophologin

Päd. Gastroenterologie &
Christiane Herzog CF-Zentrum Frankfurt" [Zitat Ende]
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Mit freundlichen Grüßen
Annette Pfalz für ECORN-CF


24.03.2011
Die Antwort wurde erstellt von: Annette Pfalz