Bitte beachten Sie: Manche Informationen sind nach einem Jahr noch aktuell, andere schon nach drei Monaten veraltet. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie gern nachfragen.

Dosisintervall Antibiotika, Unterschiede Ceftazidim vs. Piperacillin/Tazobactam

Frage
Mein Sohn hat seit 32 Jahren ca. 1 mal jährlich i.v. Therapie. Ich habe ihm bisher 8 stündlich Fortum und 24 stündlich Amikacin per butterfly zugeführt, in Absprache mit seiner Ambulanz und auf seinen Wunsch.
Nun meine Fragen.
1. Wäre es ein nicht unerheblicher Vorteil,wenn er sich die Substanzen kontinuierlich mit entsprechendem System zuführen lassen würde?

2.Gibt es bei vorhandener Sensibilität von Fortum und Tazobact einen zu erwartenden Vorteil letzterer Substanz?

Mit herzlichem Dank und freundlichem Gruß
Barbara Schöning
Antwort
Hallo Frau Schöning,

zu Frage 1: Seit einigen Jahren ist man international dazu übergegangen, das Dosisintervall von Aminoglykosiden zu verlängern, bei gleichbleibender Gesamtdosierung. Dies liegt an einem direkten Zusammenhang zwischen erhöhten Talspiegeln und den toxische Nebenwirkungen der Aminoglykoside, während hohe Spitzenspiegel bezogen auf die Nebenwirkungen wesentlich ungefährlicher zu sein scheinen. Im Vergleich mit anderen Antibiotika zeichnen sich Aminoglykoside (und hier insbesondere das Amikacin) durch einen langen sog. „Postantibiotischen Effekt“ (PAE) aus, das heißt der bakterizide (bakterienvenichtende) Effekt wirkt mehrere Stunden über die Exposition mit dem Antibiotikum hinaus. Die 24 Std. Gabe von Amikacin sollte daher beibehalten werden.
Wenngleich sich Ceftazidim (Fortum) im Vergleich zu anderen Cephalosporinen durch eine relativ lange Halbwertszeit (2 Std.) auszeichnet, würde eine kontinuierliche Gabe von Seiten der Pharmakokinetik durchaus Sinn machen. Daher wird neben einer 3-4-maligen Gabe/d auch die kontinuierliche Gabe in den Europäischen Guidelines aufgeführt (Doering et al. Antibiotic therapy against Pseudomonas aeruginosa in cystic fibrosis. A European Consensus. Eur Respir J 2000; 16:749-767). Eine Studie zur kontinuierlichen Gabe von Ceftazidim über 21 Tage kommt zu klinisch günstigen Ergebnissen, allerdings wurde hier nicht gegen andere Therapieregime getestet (Vinks et al. Continuous infusion of ceftazidime in CF patients during home treatment. J Antimicrob Chemother 1997; 40:125-33). Aus unserer Sicht ist aber die Akzeptanz der dreimaligen Gabe/d bei den Patienten deutlich höher.

zu Frage 2: Hier gibt es wenig vergleichende Studien. Die Kombination eines Aminoglykosides mit Ceftazidim ist am besten untersucht und gilt als Therapiestandard bei CF. Piperacillin weist gegenüber Ceftazidim eine deutlich höhere Resistenzentwicklung gegen Pseudomonas aeruginosa auf (hazard ratio Ceftazidim 0.8, Piperacillin 5,2; Carmeli et al. Emergence of antibiotic-resistant Pseudomonas aeruginosa: Comparisson of risk associated with different antipseudomonal agents. Antimicrob Agents Chemother 1999; 43:1379-82), Vergleichende Untersuchungen vs. Tazobac liegen mir nicht vor.
Weiterhin wurden bei CF Patienten wdh. Hypersensitisvitätsreaktionen gegen Acylaminopenicilline (Piperacillin) beschrieben. Das Europäische Consensus Statement (s.o.) gibt an: “Combinations of aminoglycosides with a cephalosporin such as ceftazidime seem to be superior in their effect on pulmonary function, clinical situation and drug resistance compared to combinations with penicillins“.
Zusammengefasst erscheint bei bekannt guter Verträglichkeit und weiterhin empfindlichem Antibiogramm eine Fortsetzung der Therapie mit Ceftazidim bei Ihrem Sohn gerechtfertigt.
26.02.2008
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Tim O. Hirche