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MRSA Übertragungsrisiko

Frage
Hallo,

wir sind etwas beunruhigt, nachdem wir gestern erfahren haben, dass der Großvater unserer Tochter (1,5 Jahre und CF), nach einer langwierigen Entzündung im Ellenbogen nun MRSA hat.

Da wir nicht wußten, was er genau hat, hat er sehr genau auf Hygiene im Umgang mit unserer Tochter geachtet. D.h., wenig Körperkontakt und stets zuvor die Desinfektion seiner Hände.

Wie hoch sehen sie die Möglichkeit einer Keim-Übertragung auf unsere Tochter an? Da es sich beim MRSA um einen Problemkeim für CF'ler handelt sind wir natürlich etwas beunruhigt.

Unser CF-Arzt schätzt das Risiko unter o.g. Maßnahmen eher gering ein, zumal wir den Großvater mit dieser Entzündung nur wenige Tage gesehen haben, und möchte erst Mitte April - wie routinemäßig geplant - einen Rachenabstrich machen.

Desweiteren überlegen wir, die Eltern, selbst einen Abstrich bei uns zu veranlassen. Würden Sie uns dazu raten?

Und wie gehen wir nun ab heute mit unserem Opa um? Wie verhalten wir uns korrekt, besonders im Hinblick auf unsere Tochter? Was sollte er oder wir vermeiden so lange er mit dem Keim infiziert ist?

Dankeschön für Ihren Rat.
Antwort
Hallo,
Sie berichten, dass bei dem Großvater Ihrer Tochter ( 1,5 jährige CF-Patientin ) an einer therapieresistenten Wunde im Ellenbogenbereich MRSA nachgewiesen wurde. Sie berichten, dass Sie den Großvater in der Zeit seit der die Entzündung besteht nur wenige Tage besucht haben. Sie fragen wie hoch dass Risiko einer Ansteckung Ihres Kindes ist, obwohl der Großvater sich immer die Hände gründlich desinfiziert hat und nur wenig direkter Körperkontakt bestanden habe.
Zu den Übertragungswegen einer MRSA-Infektion ist zu sagen, dass diese auf dem Weg über direkten Körperkontakt und über kontaminierte Gegenstände im Haushalt passiert. Stap, Aureus und so auch MSRA sind sehr genügsame Keime, die auch im trockenen Milieu über viele Wochen überleben, so dass kontaminierte Gegenstände über viele Wochen ein Keimreservoir darstellen können. Rein theoretisch ist daher auch eine Infektion ohne jeglichen körperlichen Kontakt zu der infizierten Person möglich. Kleinkinder sind hier vielleicht noch in höherem Risiko, da sie oft ihre Finger in den Mund stecken und unkontrolliert Alles anfassen , was in ihrer Nähe ist.
In Ihrem speziellen Fall ist auch zu klären, ob der Großvater zu Hause liegt oder in einem Altenheim wohnt. Es ist bekannt, dass viele Bewohner von Altenheimen - sehr oft unerkannt- mit MRSA besiedelt sind. Einen Besuch in einem Altenheim sollte daher ein CF-Patient nur unter strengen hygienischen Verhaltensmaßnahmen abstatten.
Falls der Großvater zu Hause lebt, muss davon ausgegangen werden, dass Tisch- und Möbelflächen sowie Türklinken gegebenenfalls mit MRSA kontaminiert sind.
Da Sie verständlicher Weise wegen der Frage einer möglichen Infektion Ihres Kindes sehr beunruhigt sind, sollten Sie Ihren CF-Arzt bitten, an einem Sondertermin bei Ihren Kind einen Abstrich von der Nasenschleimhaut und aus dem Rachen abzunehmen. Sie als Eltern sollten sicherheitshalber über Ihren Hausarzt einen Abstrich von der Nasenschleimhaut abnehmen lassen.
Solange die Infektion bei dem Großvater fortbesteht, sollten Besuche Ihrer Tochter auf ein Minimum reduziert bleiben und ein Zusammentreffen eher im Freien stattfinden. Direkter Körperkontakt ist zu vermeiden.
Generell ist zu sagen, dass eine Infektion mit MRSA für gesunde Mitbürger – hierzu sind Sie als Eltern zu rechnen - keine Gefahr darstellt. Bei einem gesunden infizierten Mensch sorgt die körpereigene Abwehr dafür, dass die keime sehr schnell abgetötet werden. Bei CF-Patienten kommt es dagegen nicht selten zu einer chronischen Besiedlung der Atemwege.
Für einen CF-Patienten bedeutet dies, dass er dann bei jedem Ambulanzbesuch oder Klinikbesuch oder –aufenthalt nur unter strengsten Hygienemaßnahmen betreut werden kann. Daher sollte eine MRSA-Besiedlung unter allen Umständen vermieden werden.
Leider können wir Ihnen keine beschwichtigendere Information geben. Wir wünschen Ihnen, dass die Untersuchungsergebnisse in Ihrer Familie gut ausfallen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt
24.03.2011
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt