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Virulenz von ESBL-E.Coli

Frage
Bei meinem Sohn (13) wurde vor einem Jahr im Rahmen einer Bronchoskopie ESBL (e.coli) in der Lunge entdeckt. Welches spezifische Gefährdungspotential geht von diesen Keimen aus, zumal ich wenig bis keine Informationen aus der Ambulanz erhalte, welcher der Untergruppen Jonathans spezifischer ESBL-Keim zuzuordnen ist?
Herr Prof Tümmlers Aussagen betreffend einer ESBL-positiven Uroma im Expertenrat lassen einen ja schaudern.

Vielen Dank und viele Grüße

Mechthild
Antwort
Hallo,
für die späte Antwort muss ich erst einmal um Entschuldigung bitten.
Die Einordnung eines bestimmten Keimes bezüglich seines Gefährdungspotenzials ist nie ganz einfach. E. coli ist ja ein ganz normaler Darmkeim, der erst dadurch gefährlich wird, dass er nicht im Darm sondern beispielswiese in der Lunge nachgewiesen wird. E. Coli hat in der Lunge grundsätzlich nichts zu suchen und doch gibt es Patienten, wo wir diesen Keim in den Atemwegen finden, die viel weniger krank wirken als andere mit diesem Nachweis. Der ESBL-Nachweis bei diesem Keim macht erst einmal nur einen Unterschied in der Behandelbarkeit – die Betalaktamantibiotika scheiden aus. Auch bei dem Nachweis von ESBL-E. coli gibt es unterschiedliche Verläufe. Nicht immer kann man die an den unterschiedlichen Untertypen der Erreger ablesen. Besonders wichtig ist der Nachweis auch für die Hygienevorschriften, weil man solche schwerer zu behandelnden Keime natürlich auf keinen Fall von Patient zu Patient weitertragen sollte.
Ihr Frage nach der Gefährlichkeit habe ich bisher sehr indirekt umschrieben: Die Gefährlichkeit eines Erregers ist von ihm selbst, vom Patienten und seiner Abwehr und zusätzlich von der Behandelbarkeit abhängig. Vom gleichen Erreger mehr kann einen größeren Unterschied machen als seine Resistenz. Die Resistenz wieder kann problematisch sein – insbesondere wenn man sie nicht vermutet oder kennt – und alles das kann wieder relativiert werden durch einen mehr oder weniger gute Infektabwehrsituation des Patienten.
Die Tatsache, dass der Erreger schon seit einem Jahr bekannt ist, spricht dafür dass weder der Keim noch die Keim-Abwehr die Oberhand gewonnen haben. Mehr kann man aber von der Ferne dazu nicht sagen.
Mit den besten Grüßen
Prof. Dr. TOF Wagner
20.06.2011
Die Antwort wurde erstellt von: Prof. Dr. Thomas O. F. Wagner