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Weitere Frage zu ESBL

Frage
Hallo,

vor kurzem hat Prof. Wagner eine Frage zu ESBL E.Coli beantwortet.
Unsere beiden CF-betroffenen Kinder haben auch immer wieder Keime mit ESBL-Merkmal, die bislang keine klinischen Probleme machten.
Nun wurde sehr kurzfristig eine geplante Reha wegen dieses Keimes abgesagt, da dies einer Absprache der Rehakliniken entspreche.

Gibt es einen Konsens über die Einschätzung von ESBL-E. Coli und ESBL-Klebsiella?
Muss man diese als "Problemkeime" ansehen, ähnlich wie MRSA, auch bei klinischer Unauffälligkeit?

Gruß
M.Schurig
Antwort
Sehr geehrter Herr Schurig,

entschuldigen Sie bitte die späte Antwort.
ESBl („Extended-Beta-Lactamase“) produzierende E. coli bzw. Klebsiella spp. sind Stämme mit einer über das übliche Maß hinausgehenden Antibiotikaresistenz (d.h. eine ESBL bedingt eine Resistenz gegen fast alle ß-Lactame, beginnend mit den verschiedenen Penicillin-Derivaten bis hin zu Gruppe 3 Cephalosporinen mit breitem Wirkspektrum wie Ceftazidim). Damit sind die antibiotischen Möglichkeiten im Falle einer etwaigen Infektion eines Patienten mit einem ESBL-Bildner deutlich eingeschränkt (Alternativen sind andere Substanzen wie z. B. Carbapeneme oder Fluochinolone).
Die medizinische Bedeutung ESBL-positiver Erreger reicht von einer unbedenklichen Kolonisation des Patienten bis hin zu lebensbedrohlichen Infektionen. Im Gegensatz zur Infektion ist bei Kolonisation keine antibiotische Therapie einzuleiten, i.d.R. jedoch bestimmte Hygienemaßnahmen einzuhalten.
Genau wie MRSA haben ESBL-positive E. coli bzw. Klebsiella spp. Somit eine Bedeutung als Infektionserreger und als hygienerelevante (Krankenhaus)-Keime. Nach dem in Deutschland geltenden Infektionsschutzgesetz (IfSG) §23 sind solche Keime genau wie ein MRSA als Erreger mit besonderer Antibiotikaresistenz eingestuft und unterliegen z. B. in Krankenhäusern einer besonderen Aufzeichnungs- und Bewertungspflicht. Einer Infektion geht typischerweise eine Kolonisation voraus, weshalb man um andere Patienten zu scützen bereits eine Mensch-zu-Mensch Übertragung durch Hygienemaßnahmen zu verhindern versucht.
Das Vorgehen im Hygienemanagement bei ESBL-Bildnern aber auch MRSA ist international wie national nicht völlig einheitlich, da das Risiko einer Übertragung mit möglichen Folgeinfektionen von zahlreichen Faktoren abhängt. Für den Umgang mit MRSA-Trägern existieren in Deutschland seitens des Robert-Koch-Institutes relativ konkrete Empfehlungen zur Hygiene, da der Zusammenhang zwischen Kolonisation und schweren Infektion z. B. im Rahmen von Krankenhausaufenthalten unstrittig ist.
Bei ESBl-Bildnern sind die erforderlichen Hygienemaßnahmen weniger klar umschrieben, wobei in vielen Kliniken bei ESBL-Trägern ähnlich wie bei MRSA-Trägern vorgegangen wird, und diese z. B. in einem Einzelzimmer isoliert werden. Das Risiko einer Übertragung und Folgeinfektion durch ESBL-Bildner hängt v. a. von der Art der Besiedelung beim Träger (z. B. Atemwege > Darm) und der Empfänglichkeit der Kontaktpersonen (z. B. Intensivstation > Normalstation). Letztlich obliegt es dem Leiter bzw. hygienebeauftragten Arzt einer Klinik oder anderen Gemeinschaftseinrichtung die Maßnahmen zur Verhinderung von Übertragungen und Folgeinfektionen in einem Hygieneplan auch in Abhängigkeit von den dort betreuten Patienten und lokalen Gegebenheiten festzulegen.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Hogardt
22.07.2011
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. med. Michael Hogardt
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29.06.2011: Wir vermuten, dass sich der Frager auf die Frage "Virulenz von ESBL-E.Coli" vom 29.5.2011 bezieht. A. Pfalz