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Mutation V470M- homozygot

Frage
Sehr geehrtes Expertinteam,
Bei meiner 5 monatige altigen Nichte wurde die Mutation V470M- homozygot festgestellt.
Polymorphism:
In3: c.274-179G>A (rs1429566)- homozygot
In9: c.1210-13G>T (RS10229820)- heterozygot

Ich habe keinen Treffer im Internet finden können, ich nehme an, es ist eine seltene Mutatiton, da unsere behandelnde Professorin in der Türkei konnte noch keine naeheren Angaben über diese Mutation geben.
Unsere Kleine wiegt 4980 g,ihre pankreatische Elastasewert ist >500 µg/g, Pankreatin steht zur Zeit nicht auf der Arzneiliste. Sie inhaliert taeglich Salbutamol 2,5 mg 4x1/2 und Budesonide 0,5mg/ml 2x1.
Ich waere Ihnen für jede Information/ Literatur bezüglich dieser Mutation dankbar.

Viele Grüsse
Antwort
Guten Tag,

die hier als V470M bezeichnete Genvariation wird zumeist als M470V bezeichnet. Hierbei handelt es sich um einen relativ häufigen Polymorphismus ohne klinische Konsequenzen (nach den Europäischen "Best practise guidelines", Dequeker et al. 2009, European Journal of Human Genetics, 17; Seiten 51-65). Durch Homozygotie für M470V ließe sich eine Mukoviszidose nicht erklären. Nach einigen wissenschaftlichen Publikationen könnte M470V allenfalls einen gewissen modifizierenden Einfluss auf die CFTR-Funktion haben, d.h. im Zusammenspiel mit anderen CFTR-Genveränderungen deren Wirkung beeinflussen. Um Fehlinterpretationen zu vermeiden, wird in den Leitlinien zur molekulargenetischen Diagnostik der Mukoviszidose empfohlen, derartige Polymorphismen entweder gar nicht mitzuteilen, oder klar als Polymorphismus ohne klinische Konsequenzen zu kennzeichnen.
Zusammenfassend bleibt also festzustellen, dass keine der von Ihnen genannten Genvariationen eine Mukoviszidose erklären können. Sollte Ihre Nichte tatsächlich von einer Mukoviszidose betroffen sein, müsste diese durch Homozygotie für eine andere Mutation oder "compound" (gemischt) Heterozygotie für zwei andere Mutationen bedingt sein.

Mit freundlichen Grüßen
Prof. M. Stuhrmann-Spangenberg
21.07.2011
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30.08.2011:

Hier sind weitere Überlegungen, die über den genetischen Standpunkt hinaus gehen:

Die zentrale Frage hier ist: warum wurde eine Mutations-Analyse des CFTR Gens durchgeführt: Fälle von CF in der Familie? Oder klinische Symptome des Babies? Im Falle, dass das Kind klinische Auffälligkeiten gezeigt hat: wie sahen diese aus? Da das Baby bereits inhaliert würde man an Atemwegssymptome denken, allerdings passt die Inhalation von Budesonid eher zu Asthma als zu CF. Und falls diese Symptome verdächtig auf CF waren, wäre der Gold-Standard für die Diagnose und erste Untersuchung der Schweißtest mittles Pilocarpin-Ionotophorese in einem zertifizierten CF-Zentrum. Die genetische Untersuchung, die Messung der Pankreas-Elastase im Stuhl, Messungen der Potential-Differenz sind weitere Tests, die die Situation klären oder die Diagnose bestätigen können, falls es notwendig sein sollte. Der erste Test zur Diagnosefindung von CF ist und bleibt der (wiederholte) Schweißtest.
D. d‘Alquen