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MRSA wieder loswerden

Frage
Unser Sohn (halbes Jahr) hat dauernd mit MRSA (in Nase, Rachen) zu kämpfen. Er ist im Moment besiedelt, hatte aber auch schon 2 mal eine MRSA-Infektion, die jeweils mit starken Antibiotika behandelt wurde.
Einmal mit nur kurzzeitigen Erfolg, einmal ohne, bzw. die Infektion ist im Moment weg, die Besiedelung noch da.

Ist es überhaupt möglich, daheim diese Besiedelung jemals wieder loszuwerden? Wie hoch halten Sie die Chance?
Wirkt auch irgendein orales Antibiotika? Wir waren nun schon insgesamt 6 Mal im Krankenhaus und ich kann nicht mehr.
Welche Maßnahmen raten Sie uns?
Antwort
Hallo,
wenn ich Ihre Frage richtig verstehe, so ist Ihr Sohn ein halbes Jahr alt und er hat ständig eine Besiedlung von Nasen-und Rachenraum mit einem multiresistenten Staph. aureus ( MRSA). Wegen akuter Infektionszeichen wurde bereits 2 Mal eine gezielte Antibiotika-Therapie gegen den MRSA durchgeführt, wobei sich die Entzündungszeichen zwar besserten, der MRSA aber weiter im Nasen- und Rachenraum nachweisbar war. Sie berichten, dass Sie insgesamt bereits 6 mal im Krankenhaus waren und dass für Sie diese Belastung unerträglich wird und Sie fragen, ob man den MRSA auch mit oralen Antibiotika behandeln kann und ob es überhaupt noch eine Chance gibt, den Keim zu eliminieren.
Ich kenne die genaue Vorgeschichte Ihres Kindes nicht. Es ist relativ ungewöhnlich, dass ein Säugling bereits mit MRSA infiziert ist. Es ist daher sehr wichtig, zu klären, wo Ihr Sohn mit dem MRSA infiziert wurde. War es z.B. ein Krankenhausaufenhalt, weil Ihr Sohn in den ersten Lebenstagen und -wochen Komplikationen hatte. Wenn dies nicht der Fall war, so ist zu fragen, ob alle Familienmitglieder , die mit Ihrem Sohn bisher Kontakt hatten, untersucht wurden ( Umgebungsuntersuchung mit Nasenabstrich-Untersuchung von allen in Frage kommenden Personen). Diese Untersuchung ist wichtig um immer wieder neu auftretende Reinfektionen zu vermeiden.
Ganz allgemein weiß man, dass Infektionen ( bzw. Besiedlungen ) mit MRSA nicht sehr leicht und oft auch gar nicht bei Mukoviszidose-Patienten erfolgreich behandelt werden können. Das heißt, dass bei einigen Patienten eine Elimination des Keimes unmöglich ist. Andererseits beobachtet man auch immer wieder Situationen in denen ein MRSA von allein bei einem CF-Patienten verschwindet, weil dass körpereigene Immunsystem den keim erfolgreich bekämpft hat. Bei Ihrem 6-monatigen Sohn ist das körpereigene Immunsystem noch im Begriff sich voll auszubilden. Man könnte also auch zunächst einmal eine abwartende Haltung einnehmen, und hoffen, dass der MRSA von allein verschwindet.
Eine sachgerechte Behandlung des MRSA muss immer als Kombination von 2 bis 3 wirksamen Medikamenten und für eine Mindestdauer von 14 Tagen durchgeführt werden. Generell gibt es die Möglichkeit einer Behandlung mit oral applizierbaren Antibiotika. Ein Teil dieser Medikamente ist jedoch nicht für Kinder im Alter von 6 Monaten zugelassen bzw. in Deutschland nicht im Handel. Ihr behandelnder CF-Arzt könnte sich mit dem Expertenrat wegen einer möglichen oral-wirksamen Medikamentenkombination in Verbindung setzen.

Wenn man sich zu einer erneuten Eliminationstherapie entscheidet , so sind natürlich die begleitenden Therapien mit Nasensable und Hautwaschungen entsprechend dem kliniküblichen Standard durchzuführen. Weitere Information zum Thema Sanierung der Umgebung bei MRSA entnehmen Sie bitte dem Kommentar unten, der die Antwort auf eine frühere Frage beinhaltet. [Dieser Absatz wurde am 05.09.2011 eingefügt, AP].

Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt
12.08.2011
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt
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Ergänzung am 05.09.2011

"Dr. med. Christian Brandt, Leiter des Bereichs Krankenhaushygiene, Institut für Med. Mikrobiologie und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Frankfurt, antwortete auf eine Frage zur Umgebungssanierung bei MRSA Antwort:

"Bei der Dekolonisation von MRSA soll dieser Erreger nicht nur am/im Körper des Menschen behandelt werden, sondern zur Vermeidung von Rekontamination („Ping-pong-Effekt“) auch in seinem Umfeld. Dabei ist es am wichtigsten, die besonders relevanten möglichen MRSA-Reservoire zu bedenken:

1) andere Menschen sollten mit untersucht werden (insbesondere wenn diese selbst ein erhöhtes MRSA-Risiko haben, wie z.B. offene Beine, schuppende Hautkrankheiten).

2) auch Haustiere können MRSA-Träger sein, ggf. Tierarzt ansprechen (Dekolonisation von Tieren ist aber sehr schwierig).

3) je enger der Kontakt mit Gegenständen, desto wichtiger ist deren Desinfektion: Kleidung, Bettwäsche incl. Kissen/Einziehdecke, Kuscheltiere è bei 60°C waschen

Zahnbürsten, Kämme, Kosmetika/Salben/Tuben: ggf. austauschen

Unstrittig ist, dass während der Dekolonisationsmaßnahme in der Wohnung peinlichste Sauberkeit herrschen muss.

Ob darüber hinaus weitere Desinfektions-Maßnahmen erforderlich sind, wird kontrovers diskutiert: Teppiche, Polstermöbel sind ein mögliches MRSA-Reservoir. Ob dies wirklich relevant ist, bleibt Spekulation. Am ehesten Möbel/Teppiche, auf denen das Kind spielt/liegt. Wahrscheinlich ist eine gründliche Reinigung ausreichend, für eine professionelle Desinfektion müsste ein Desinfektor beauftragt werden.

Von einer Formalinbegasung der gesamten Wohnung als ultimative Desinfektionsmaßnahme würde ich abraten, da ich das für nicht erforderlich halte.

(...)
Dr. med. Christian Brandt"

D. d'Alquen